Profitgier in deutschen Kliniken
Wenn der Gott in weiß zum Dagobert Duck wird ...
Krankengymnastik oder doch lieber eine Hüft-OP? Bei Fragen rund um die Genesung sollte eigentlich das Wohl des Patienten im Vordergrund stehen. Doch leider haben Kliniken vor allem Dollarzeichen in den Augen.
Werden die Deutschen immer kränker? Zum diesem Schluss könnte man gelangen angesichts der stetig steigenden Zahl an Klinikaufenthalten. Im Jahr 2007 gab es insgesamt 1,4 Millionen stationäre Behandlungsfälle. Das war damals. Fünf Jahre später ist diese Zahl auf ganze 18,6 Millionen Fälle angewachsen – ein dramatischer Zuwachs. Doch woran liegt das?
Im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft und der Krankenkassen sind der Hamburger Gesundheitsökonom Jonas Schreyögg und sein Berliner Kollege Reinhard Busse dieser Frage auf den Grund gegangen. Und ihr Ergebnis hat wenig mit der Gesundheit der Patienten zu tun.
Behandlungsmethoden orientieren sich am Profit
Kliniken entscheiden sich häufiger für eine bestimmte Behandlungsmethode, sobald sie damit mehr Geld verdienen – zu diesem Ergebnis kommen die beiden Forscher in ihrem noch unveröffentlichten Gutachten, aus dem der „Spiegel“ berichtet.
Der Anstieg der stationären Aufenthalte ist demnach eng verknüpft mit dem Vergütungssystem medizinischer Leistungen. Diese werden jedes Jahr neu bewertet. Wie die Experten in diesem Zusammenhang feststellten, werden im Anschluss an die jeweilige Bewertung verstärkt jene Behandlungen durchgeführt, die für die Kliniken besonders lukrativ sind. Lukrativ ist eine Behandlung vor allem dann, wenn sie neben dem Profit zudem gut planbar ist und der Patient nur kurz in der Klinik bleiben muss.
Experten sehen Reformbedarf
Lesen Sie auch
Was also tun? Die Einen richten ihre Behandlungsmethoden zunehmend nach Profit aus, die anderen haben mit immer mehr Notfällen zu kämpfen. Denn parallel dazu stieg in den Uni-Kliniken die Zahl von Notfallbehandlungen überproportional stark an.
Die Autoren empfehlen laut „Spiegel“ eine Reform des Fallpauschalensystems. Die Vergütung müsse wieder stärker an Diagnosen als an Prozeduren ausgerichtet werden, um „nicht gewollte Anreize“ zu vermeiden – zum Beispiel bei der Entscheidung für Operationen statt anderer Therapien.