checkAd

    ILS/CAT Bonds  6432  0 Kommentare Nicht nur aus Renditeüberlegungen attraktiv

    Mit ILS/CAT-Bonds* können Versicherungen und Rückversicherer sowie zunehmend auch Unternehmen sich gegen mögliche Schadensfälle wie z.B. Naturkatastrophen absichern. Diese sogenannten Katastrophenanleihen stehen auch Privatanlegern unter anderem in Form von Investmentfonds zur Verfügung. Dr. Rainer N. Grünig, CEO, Plenum Investments AG, Zürich im Interview auf wallstreet:online über die Renditeaussichten von CAT-Bonds, was die Risikokennziffern bedeuten und wie sie berechnet werden. Wie können Anleger an CAT-Bonds partizipieren? Lesen Sie mehr...

     

    Herr Grünig, jüngst gab es mehrere Artikel, in denen Warren Buffett sinkende Renditen im ILS / CAT Bond Geschäft anprangerte. Was halten Sie als Vertreter eines CAT Bond Fonds von seinen Aussagen?

    Dr. Rainer N. Grünig: Zuerst einmal freuen wir uns über die ungewohnte Publizität, welche die noch junge Anlageklasse dank Buffetts Aussagen erhielt. In der Tat stellen auch wir bei CAT Bonds sinkende Renditen fest, was primär damit zusammenhängt, dass Investoren auf der Suche nach attraktiven Renditen vermehrt CAT Bonds berücksichtigt haben. Vor diesem Hintergrund ist auch Warren Buffetts Aussage zu sehen: Sein primäres Geschäft mit Berkshire Hathaway's Gen Re ist die traditionelle Rückversicherung, die zunehmend Konkurrenz von CAT Bonds erhält. Kein Wunder also, versucht er die Anleger mit seinen Aussagen aus ebendiesen zu verscheuchen.

     

    Alles halb so schlimm also?

    Grünig: Tatsache ist, dass aufgrund von Aussagen wie derjenigen von Buffett einige Investoren derzeit von einem Engagement in CAT Bonds absehen und damit der Nachfragedruck in den letzten Wochen signifikant abgenommen bzw. der Prämienzerfall sich verlangsamt hat. So konnte die Münchner Rück kürzlich einen CAT Bond nicht erfolgreich am Markt platzieren, weil aus Sicht der Investoren die Risikoprämie nicht ausreichend hoch war. Der Markt spielt hier also und wirkt korrigierend ein, wobei generell bei Bonds mit hohem Risiko die ursprüngliche Risikokompensation überproportional stark zurückgegangen ist. Bonds mit tieferen Ausfallwahrscheinlichkeiten offerieren immer noch angemessene Renditen. Konservative ILS-Portfolios sind dadurch relativ attraktiver geworden.

    Die tieferen CAT Bonds Coupons haben aber auch damit zu tun, dass die Rückversicherungsprämien mangels großer Schadenszahlungen grundsätzlich gesunken sind. Dies widerspricht teilweise unserer Wahrnehmung, weil wir heute aufgrund der globalen Überwachung von Wetterphänomenen den Eindruck erhalten, dass sich Naturkatastrophen recht häufig ereignen. Die „versicherte“ Realität sieht anders aus: Seit 2011 (Fukushima, US-Tornado-Rekordjahr) musste kein einziger CAT Bond mehr eine Zahlung leisten. Trotzdem lohnt es sich, die Risiken, in die man investiert, gut zu kennen.  

     

    Wie kann ich als Versicherungslaie das Risikoprofil von CAT Bonds beurteilen?

    Grünig: CAT Bonds versichern in aller Regel Naturkatastrophen, d.h. Extrem- bzw. Spitzenrisiken. Die Frage lautet somit, wie misst man Extremrisiken? Naturkatastrophen treten so selten auf, dass die historische Performance der CAT Bond Fonds keine oder zu wenig historische Ereignisse umfassen, um aus der Standardabweichung der vergangenen Renditen ein sinnvolles Risikomaß abzuleiten. Die Volatilität der Fonds eignet sich darum kaum als Risikomaß. Um diese Risiken zu erfassen, bieten sich vielmehr die folgenden zwei auf Basis von naturwissenschaftlichen Modellen berechneten Risikokennziffern an:

    • Durchschnittlicher erwarteter Verlust pro Jahr (expected loss / EL)
    • Value at Risk (VaR)

     

    Das tönt doch eher kompliziert. Kann ein Investor mangels Know-how nicht einfach den CAT Bonds Fonds mit der höchsten Rendite wählen?

    Grünig: Das hört sich zwar verlockend an, ist aber nicht wirklich zu empfehlen: Treten keine versicherten Ereignisse ein, hängt die Performance der CAT Bonds (Prämienhöhe/Coupon) lediglich von deren Risikopositionierung ab. Bei der aggregierten Rendite handelt es sich somit nicht um eine „Managementleistung“ sondern lediglich um eine bewusste Entscheidung darüber, wie viel Risiko ins Portfolio „geladen“ werden soll. Die Leistung des Portfoliomanagers spiegelt sich hingegen in der Fähigkeit, zu einem gegebenen Ertrag das Risiko zu minimieren. Wie oben schon erwähnt, ist die Risikokompensation bei tiefem EL derzeit am attraktivsten, weil Kapitalflüsse in riskante Bonds die ehemals hohen Coupons besonders stark unter Druck gebracht haben.

     

    Es lohnt sich also, doch etwas genauer hinzuschauen. Können Sie uns kurz erklären, was die Risikokennziffern bedeuten und wie sie berechnet werden?

    Grünig: Der EL drückt aus, wie hoch der durchschnittliche Verlust pro Jahr ist. Da die versicherten Naturkatastrophenereignisse nicht jedes Jahr Verluste produzieren, sondern selten auftretende Großverluste verursachen, stellt der EL als Durchschnittsgröße einen statistischen Anhaltspunkt für das übernommene Risiko dar.

    Der VaR hingegen ist ein Risikomaß, das angibt, welcher Portfolioverlust mit einer gegebenen Wahrscheinlichkeit überschritten werden kann. Bei Anlagen, welche von Naturkatastrophen abhängen, wird der VaR im Unterschied zur Berechnung der Volatilität nicht auf Basis historischer Renditen sondern mittels Computersimulationen errechnet, um so das „schlummernde“ Risiko (= „embedded risk“) offenzulegen.

     

    EL und VaR als Konzept sind zwar noch relativ einfach zu verstehen, aber von was für „Computersimulationen“ sprechen Sie?

    Grünig: Zur Errechnung von EL oder VaR werden von den CAT Bonds Portfolio-Managern spezifische Risikomodelle eingesetzt. Im Rückversicherungsmarkt gibt es lediglich drei relevante Anbieter: RMS, AIR und EQECAT. Diese Modelle bilden das Rückgrat für das ILS-Portfolio- bzw. Risiko-Management. Da die Modelle bei gegebenen Portefeuilles leicht unterschiedliche Risikokennzahlen ermitteln, sind die publizierten Kennzahlen (EL oder VaR) nur dann direkt vergleichbar, wenn sie mit demselben Risikomodell ermittelt wurden. Darauf ist zu achten, wenn CAT Bond Fonds miteinander verglichen werden. Wenn die Angaben dazu auf den Unterlagen fehlen, fragen Sie Ihren Anbieter, auf welcher Basis die Kennziffern ermittelt wurden. Achten Sie auch auf Transparenz bezüglich der eingesetzten Instrumente (nur verbriefte, liquide CAT Bonds oder allenfalls auch nicht-verbriefte, nicht-liquide Rückversicherungskontrakte?).

     

    Kommen wir nochmals zurück zur Eingangsfrage, wie es um die Renditen von CAT Bonds genau steht: Was kann der Investor heute noch erwarten?

    Grünig: Während zu Spitzenzeiten (nach dem Hurrikan Kathrina 2005) ein Prozent Risiko mit deutlich über 4 Prozent Rendite entschädigt wurde, sind es derzeit noch rund 2,25 Prozent. Das ist zwar ein deutlicher Rückgang, ermöglicht unserem Plenum CAT Bond Fonds aber immer noch die Erzielung eines Jahresertrags in der Region von 4,0 Prozent bei einem äußerst konservativen Risikoprofil (EL < 2 Prozent). Nicht zu vergessen ist dabei der Schutz vor steigenden Zinsen: Drehen die Zinsen nach oben, verhalten sich CAT Bonds wie Floater, gleichzeitig bleibt die Entschädigung für das eingegangene Versicherungsrisiko unverändert.

    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass CAT Bonds im Rahmen der gesunkenen Risikoprämien relativ für das eingegangene Risiko immer noch eine sehr attraktive Entschädigung anbieten. Das gilt insbesondere für die Fonds mit einem konservativen Risikoprofil. Die stabil tiefe Korrelation gegenüber den traditionellen Anlageklassen sowie der Schutz vor Zinserhöhungen machen sie nach wie vor zu einem unverzichtbaren Bestandteil in jedem ausgewogenen, gemischten Portfolio.

     

    In welcher Form können Anleger an Ihrem beschriebenen Portfolio partizipieren?

    Grünig: Der Plenum CAT Bond Fonds ist ein UCITS IV Fonds. Er ist in den deutschsprachigen Ländern sowie in Luxemburg und den Niederlanden zum öffentlichen Vertrieb zugelassen. Die unterschiedlichen Anteilsklassen werden den vielfältigen Bedürfnissen der Investoren gerecht. Mehr Informationen finden Sie hier: Plenum Investments AG

     

    Zur Person

    Dr. Rainer Grünig ist CEO der Plenum Investments AG. 2001 übernahm Rainer Grünig als Geschäftsleitungsmitglied die Verantwortung für das globale Marketing bei der Julius Baer Investment Fund Services Ltd. in Zürich. Davor arbeitete Grünig bei Zurich Financial Services in Zürich und Basel, u.a. als COO der Orion Rechtschutz sowie als Consultant bei PricewaterhouseCoopers, Zürich. Rainer Grünig studierte Wirtschaft an der Universität in St. Gallen (HSG), wo er auch im Fachbereich Risiko-Management promovierte. Er hält zusätzlich den Titel des Certified International Wealth Manager (CIWM), den er 2007 an der AZEK/CFPI in Zürich erworben hat.

     

    *CAT-Bond = Catastrophe Bonds (Katastrophenanleihe)
    *ILS = Insurance Linked Securities

    Das Interview entstand in Kooperation mit fundplat.com.





    wallstreetONLINE Redaktion
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen

    Melden Sie sich HIER für den Newsletter der wallstreetONLINE Redaktion an - alle Top-Themen der Börsenwoche im Überblick! Verpassen Sie kein wichtiges Anleger-Thema!


    Für Beiträge auf diesem journalistischen Channel ist die Chefredaktion der wallstreetONLINE Redaktion verantwortlich.

    Die Fachjournalisten der wallstreetONLINE Redaktion berichten hier mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den Partnerredaktionen exklusiv, fundiert, ausgewogen sowie unabhängig für den Anleger.


    Die Zentralredaktion recherchiert intensiv, um Anlegern der Kategorie Selbstentscheider relevante Informationen für ihre Anlageentscheidungen liefern zu können.


    Mehr anzeigen
    ILS/CAT Bonds Nicht nur aus Renditeüberlegungen attraktiv So genannte Katastrophenanleihen stehen auch Privatanlegern in Form von Investmentfonds zur Verfügung. Erfahren Sie mehr über die Renditeaussichten von CAT-Bonds, was die Risikokennziffern bedeuten und wie diese berechnet werden? Wie können Anleger partizipieren ...

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer