US-Spion im BND
Fünf Aktenordner gestohlen – u.a. mit Anweisungen aus dem Kanzleramt
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Die Spionagevorwürfe, die in den vergangenen Tagen bekannt geworden sind, sind offenbar schwerer als bislang angenommen. Wie die Tageszeitung „Die Welt“ unter
Berufung auf Sicherheitskreise berichtet, soll der 31-jährige BND-Mitarbeiter 218 Dokument-Sammlungen an einen US-amerikanischen Kontaktmann verkauft haben. Der Umfang entspreche insgesamt fünf
Aktenordner. Bei den Unterlagen soll es sich demnach unter anderem um Anweisungen des Bundeskanzleramtes an den Präsidenten der Bundesnachrichtendienstes handeln. Weitere Brisanz erhält die Sache,
da sich unter den Unterlagen eine Übersicht der BND-Standorte im Ausland befinden soll.
Dem Vernehmen nach herrscht im BND bislang weiterhin Unklarheit über den Inhalt der gestohlenen Dokumente, so die „Welt“. Demnach hat die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe die Unterlagen, die in der
vergangenen Woche durch das Bundeskriminalamt (BKA) in der Wohnung des BND-Mitarbeiters beschlagnahmt wurden, bislang nicht an den Geheimdienst übermittelt.
"Die Rede in stehenden Dokumenten werden wir sorgfältig auswerten und analysieren", sagte Marcus Köhler, Pressesprecher der Bundesanwaltschaft der "Welt" auf Nachfrage. "Ich bitte um Verständnis,
dass Auskünfte zu Einzelheiten eines laufenden Ermittlungsverfahren grundsätzlich nicht erteilt werden können."
Der BND-Mitarbeiter hatte nach eigenen Angaben in den vergangenen zwei Jahren bei drei Treffen mit einem US-amerikanischen Kontaktmann mehr als 200 Dokumente des deutschen Auslandsgeheimdienstes
verkauft. Die Unterlagen befanden sich auf einem USB-Stick, den die BKA-Ermittler bei der Durchsuchung der Wohnung des verdächtigen Doppel-Agenten am 2.Juli beschlagnahmt hatten.