checkAd

    Meinung  2374  1 Kommentar Die neue FDP

    Der politische Liberalismus hat es derzeit schwer. Schon hat die stellvertretende Vorsitzende der FDP eine Namensänderung gefordert. Die FDP habe ein großes Problem als Marke. Das erinnert an das „entfant terrible“ der FDP, Wolfgang Kubicki, der schon 2011 über seine eigene Partei sagte, sie habe als Marke „generell verschissen“.

    Diese Zerfallserscheinungen erinnern an die lange Leidensgeschichte des deutschen Liberalismus seit den 1860er Jahren bis zu Hitlers Machtergreifung 1933. Bismarck spaltete mit seiner hegemonialen Außenpolitik, seiner wohlfahrtsstaatlichen Sozialpolitik und seiner protektionistischen Wirtschaftspolitik die Liberalen in Links- und Nationalliberale. Letztere unterstützten den ‚eisernen Kanzler’ im Parlament. Die Linksliberalen in der Fortschrittspartei und später ab 1884 in der Freisinnigenpartei lehnten dies vehement ab. Lediglich im „Kulturkampf“ gegen die Katholische Kirche waren sich die Liberalen mit der Politik Bismarcks einig. Bis heute hat dies zu tiefen Gräben zwischen den Liberalen und der Katholischen Kirche geführt.

    Am Ende zerbrach der deutsche Liberalismus an seiner Prinzipienlosigkeit, der mit der Unterstützung der Politik Bismarcks seinen Anfang nahm und bis heute anhält. Politische Veränderungen hängen eng mit den handelnden Persönlichkeiten zusammen. Eine dieser Persönlichkeiten war Friedrich Naumann. Naumann war ein enger Weggefährte des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss, der nach dem 2. Weltkrieg dafür sorgte, dass Naumann Namensgeber für die parteinahe Friedrich-Naumann-Stiftung wurde. Naumann war ein Paradebeispiel für den Liberalismus seiner Zeit. Er war ein Suchender, wenn man es gut mit ihm meint. Doch eigentlich war er nicht auf der Suche, sondern hatte Zeit seines Lebens einen festen Kompass. Er war Sozialist, Militarist und vielleicht auch noch mehr. Er war aber mit Sicherheit kein Liberaler.

    Dem Historiker Götz Aly ist es zu verdanken, dass vor 3 Jahren („Warum die Deutschen? Warum die Juden? Gleichheit, Neid und Rassenhass“ Verlag S. Fischer, 2011) die Rolle Naumanns ausführlich aufgearbeitet wurde. Naumann war ein glühender Anhänger der Kolonialpolitik, der Flottenpolitik des Kaisers und eines nationalen Sozialismus. 1897 veröffentlichte er seinen „National-sozialen Katechismus“ und forderte darin „Kolonien in gemäßigtem Klima, wo deutsche Ansiedlungen möglich sind“ und einen „nationalen Sozialismus auf christlicher Grundlage“. In seinem 1914 veröffentlichten Buch „Mitteleuropa“ erfreute sich Naumann daran, dass „von allen Seiten der Staats- und Nationalsozialismus“ anwachse. Inzwischen wirbt die Friedrich-Naumann-Stiftung mit dem Zusatz ‚Für die Freiheit’ und stellt diesen in ihren Publikationen voran. Friedrich Naumann wird im Namenszug geradezu versteckt und klein gehalten. Doch konsequent ist dies nicht. Konsequent wäre es, wenn die FDP und die Stiftung mit der Tradition und dem Namen eines Friedrich Naumann rigoros brechen würde und sich nicht auf denjenigen besinnt, der „besoffen“ durch die Zeit torkelte, sondern stattdessen auf Personen in ihrer Geschichte schaut, die für einen konsequenten Liberalismus standen. Natürlich war Naumann auch Kind seiner Zeit. Doch es wäre zu einfach, die Entwicklung Deutschlands und des deutschen Liberalismus damit zu entschuldigen.


    Seite 1 von 2



    Frank Schäffler
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Frank Schäffler (FDP) ist als klassischer Liberaler ein Kritiker der Euro-Rettungspolitik der Bundesregierung und des geldpolitischen Kurses der EZB. Der Autor veröffentlicht wöchentlich seinen Weblog, den man hier auf seiner Homepage anfordern kann.
    Mehr anzeigen

    Verfasst von 2Frank Schäffler
    Meinung Die neue FDP Der politische Liberalismus hat es derzeit schwer. Schon hat die stellvertretende Vorsitzende der FDP eine Namensänderung gefordert. Die FDP habe ein großes Problem als Marke. Hat die FDP als Marke „generell verschissen“?

    Disclaimer