ROUNDUP 2
Daimler will Tempo erhöhen - Weitere Sparrunden möglich
(Neu: Aussagen aus Telefonkonferenz, mehr Details, Aktienkurs, Analysten-Kommentar)
STUTTGART (dpa-AFX) - Verfolgungsjagd mit S-Klasse: Im Wettrennen gegen BMW und Audi will Daimler in den nächsten Monaten die Drehzahl erhöhen. Die zweite Jahreshälfte solle mehr Gewinn aus dem laufenden Geschäft bringen als die ersten sechs Monate, sagte Finanzchef Bodo Uebber am Mittwoch zur Zahlenvorlage für das zweite Quartal. Damit peilen die Stuttgarter 2014 über neun Milliarden Euro an - nach rund acht Milliarden in den vergangenen zwei Jahren. Größtes Zugpferd ist die neue S-Klasse, die sich zwischen April und Juni nicht nur doppelt so oft verkaufte wie ein Jahr zuvor - sondern das auch zu höheren Preisen.
Das Flaggschiff des Konzerns sei im zweiten Quartal "voll wirksam" gewesen, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche. Die Produktion liege über der rechnerischen Kapazität. Um die hohe Nachfrage bedienen zu können, will Daimler im Sommer 7600 Ferienarbeiter einstellen. Denn neben der S-Klasse verkaufe sich auch die überarbeitete E-Klasse sehr gut, sagte Zetsche. Außerdem läuft die neue Generation der C-Klasse gerade an, die Daimlers Verkaufszahlen im zweiten Halbjahr wieder kräftiger wachsen lassen soll. Der Vorgänger ist laut Zetsche in vielen Märkten inzwischen vergriffen. Auch deswegen legte der Absatz zwischen April und Juni nur um vier Prozent zu.
GEWINN BESSER ALS ERWARTET - AKTIE LEGT ZU
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Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) hatte Daimler im zweiten Quartal um zwölf Prozent auf 2,46 Milliarden Euro gesteigert. Unter dem Strich blieben nach Minderheiten 2,1 Milliarden Euro, der Umsatz wuchs um 6 Prozent auf 31,5 Milliarden Euro. Große Überraschungen konnte Bernstein-Analyst Max Warburton nicht ausmachen und sprach von "recht langweiligen" Zahlen. Daimler-Aktien legten im Vormittagshandel aber um etwa ein Prozent zu und gehörten damit zu den besten Dax-Werten. Neben dem Erfolg der S-Klasse tragen die Sparprogramme des Konzerns zu dem höheren Gewinn bei. Insgesamt will Daimler die Kosten um vier Milliarden Euro drücken, bis Jahresende sollen sich 70 bis 80 Prozent davon im Gewinn niederschlagen.
Und die nächste Sparrunde dürfte schon in Planung sein. Man werde die laufenden Programme "strukturell absichern und konsequent ausbauen", sagte Zetsche. "Darüber hinaus arbeiten wir an allen Standorten daran, die Flexibilität zu erhöhen." Das "Handelsblatt" hatte berichtet, Daimler fordere von den Mitarbeitern Zugeständnisse wie längere Arbeitszeiten im Gegenzug für weitere Milliarden-Investitionen in drei deutsche Standorte. Auch das "Manager Magazin" schrieb von einer weiteren milliardenschweren Sparrunde. Zetsche wollte sich am Mittwoch zu finanziellen Details nicht äußern.
MERCEDES-BENZ MIT HÖHERER MARGE - WARTEN AUF BMW UND AUDI
Beim Thema Rendite kommen die Stuttgarter der Konkurrenz zumindest näher. Dank der jungen Modellpalette, die für höhere Verkaufspreise sorgt, steigerte die Pkw-Sparte um die Marke Mercedes-Benz ihren Gewinn um knapp ein Drittel auf 1,4 Milliarden Euro. Das waren 7,9 Prozent vom Umsatz, nachdem diese Ebit-Marge im ersten Quartal bei 7,0 Prozent gelegen hatte. BMW (9,5 Prozent) und die Volkswagen-Tochter Audi (10,1) schnitten zum Jahresauftakt noch deutlich besser ab, haben aber bislang noch keine aktuelleren Zahlen vorgelegt. Zehn Prozent Marge peilt auch Daimler an und will spätestens 2020 an den Rivalen vorbeiziehen.
Bei Lastwagen ist Daimler bereits die Nummer eins - allerdings spüren die Stuttgarter kräftigen Gegenwind in Europa und Südamerika, wo Absatz und Bestellungen schrumpften. Das kann selbst das gut laufende US-Geschäft nicht auffangen, weshalb Daimler weltweit nur noch ein leichtes statt deutliches Verkaufsplus erwartet. Den Gewinn soll die Lkw-Sparte dank des laufenden Sparkurses aber trotzdem kräftig steigern./mmb/men/rum