checkAd

    Streit mit „Geierfonds“  2906  0 Kommentare Argentinien geht pleite und keinen interessiert‘s – Wieso eigentlich?

    Am Ende nutzte alles Verhandeln nichts: Argentinien konnte sich nicht mit den Hedgefonds einigen und steuert damit nach 13 Jahren erneut in die Staatspleite. Und die Finanzmärkte? Die reagieren relativ gelassen. Wieso eigentlich?

    Schluss, aus, vorbei - Die Last-Minute-Verhandlungen im Schuldenstreit zwischen Argentinien und den Hedgefonds sind gescheitert. Die argentinische Regierung weigert sich weiterhin beharrlich, den Forderungen jener Hedgefonds, die dem Schuldenschnitt des Landes im Jahr 2005 nicht zugestimmt hatten, nachzukommen, obwohl ein US-Gericht sie zur Zahlung der insgesamt 1,5 Milliarden US-Dollar verurteilt hat. Des Weiteren hatte der zuständige Richter Thomas Griesa entschieden, dass Argentinien bis zu einer Lösung des Konflikts auch die Forderungen der anderen Gläubiger nicht bedienen darf. Allerdings wäre eine solche Zinszahlung in Höhe von 539 Millionen Euro nach Gewährung einer Gnadenfrist von 30 Tagen am Donnerstagmorgen um 6:00 Uhr deutscher Zeit fällig gewesen. Die Ratingagentur Standard & Poor’s reagierte umgehend und stufte die Kreditwürdigkeit Argentiniens – noch vor Ende der Verhandlungen – auf „teilweisen Zahlungsausfall“ („Selective Default“). Auch ein Rettungsversuch argentinischer Banken in letzter Minute scheiterte. Damit ist Argentinien innerhalb von nur 13 Jahren das zweite Mal pleite.

    „Default ist, wenn einer nicht bezahlt“

    Es ist schon ein bisschen absurd. Argentinien ist zahlungsunfähig ohne tatsächlich zahlungsunfähig zu sein. Denn das Land verfügt nach Angaben der „Welt“ über Währungsreserven in Höhe von knapp 30 Milliarden US-Dollar. Also eigentlich genug um die Pleite abzuwenden. Und eigentlich hat Argentinien die fälligen Zinszahlungen ja bereits gezahlt, allerdings liegt das Geld eingefroren bei einer US-Bank und darf per Gerichtsbeschluss nicht an die Gläubiger ausbezahlt werden. „Das ist kein Default. Default ist, wenn einer nicht bezahlt. Und Argentinien hat gezahlt“, polterte deshalb der argentinische Wirtschaftsminister Axel Kicillof. Die argentinische Regierung wehrt sich entschieden gegen die Einstufung als Zahlungausfall. Argentinien werde weiter seine Schulden zahlen, betonte Kicillof. „Aber unter vernünftigen Bedingungen, nicht unter erpresserischen Bedingungen“. Sein Land werde keine Verpflichtungen eingehen, die die Zukunft des Landes sowie dessen Bürger gefährdeten, so der Wirtschaftsminister weiter.

    Während die argentinische Seite die Zahlungsunfähigkeit herunterspielt, fand der vom US-Gericht bestellte Mediator Daniel Pollack deutlichere Worte: Default sei nicht bloß ein „technischer“ Zustand, sondern ein ziemlich reales und schmerzvolles Ereignis, das (…) Menschen wehtun werde, sagte der Mann, der bis zuletzt versuchte, doch noch eine Einigung zwischen den Parteien zu erzielen. Laut „Welt“ sind vom dem Zahlungsausfall Anleihen im Volumen von insgesamt 29 Milliarden US-Dollar betroffen – die viertgrößte Staatspleite in der Wirtschaftsgeschichte.

    Zu unwichtig, um Hysterie auszulösen

    Dennoch wurde die Nachricht auf den weltweiten Finanzmärkten relativ gelassen hingenommen, von Turbulenzen und Kurseinbrüchen keine Spur. Warum nicht? Müssten die Märkte nicht total nervös werden, wenn ein ganzes Land pleitegeht? Das Ausbleiben einer Hysterie hat mehrere Gründe. Zum einen hat Standard & Poor’s bereits angekündigt, das Ranking aufzuheben, sofern sich Argentinien doch noch mit seinen Gläubigern einigen sollte. Insofern handelt es sich eher um eine technische Einstufung, zumal Argentinien de facto in der Lage wäre, seine Schulden zu bezahlen. Wie die „Welt“ berichtet, gehen Analysten deshalb davon aus, dass der Staatsbankrott nur von kurzer Dauer sein wird. Darüber hinaus sei Argentinien schon jetzt weitgehend von den Kapitalmärkten abgeschnitten und spiele auch an den Anleihenmärkten keine große Rolle mehr. Damit ist Argentinien schlicht und ergreifend zu unwichtig geworden, als dass eine Staatspleite zu ernsthaften Verwerfungen an den Finanzmärkten führen würde.




    wallstreetONLINE Redaktion
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen

    Melden Sie sich HIER für den Newsletter der wallstreetONLINE Redaktion an - alle Top-Themen der Börsenwoche im Überblick! Verpassen Sie kein wichtiges Anleger-Thema!


    Für Beiträge auf diesem journalistischen Channel ist die Chefredaktion der wallstreetONLINE Redaktion verantwortlich.

    Die Fachjournalisten der wallstreetONLINE Redaktion berichten hier mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den Partnerredaktionen exklusiv, fundiert, ausgewogen sowie unabhängig für den Anleger.


    Die Zentralredaktion recherchiert intensiv, um Anlegern der Kategorie Selbstentscheider relevante Informationen für ihre Anlageentscheidungen liefern zu können.


    Mehr anzeigen

    Streit mit „Geierfonds“ Argentinien geht pleite und keinen interessiert‘s – Wieso eigentlich? Am Ende nutzte alles Verhandeln nichts: Argentinien konnte sich nicht mit den Hedgefonds einigen und steuert damit nach 13 Jahren erneut in die Staatspleite. Und die Finanzmärkte? Die reagieren relativ gelassen. Wieso eigentlich?

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer