Palladium – magische Zahl im Visier
900 US-Dollar für Palladium, wer hätte das vermutet, als der Rohstoff im ersten Halbjahr 2009 noch bei 250 US-Dollar das Tal der Tränen sah. Doch erinnert Sie dieses Zahlenpaar an irgend etwas? Richtig – die Steigerung entspricht in etwa jener des DAX. Der Leitindex legte von 3.600 auf 9.700 Zähler seither zu, eine Steigerung um 169 Prozent. Bei Palladium entspricht der Zuwachs dagegen 260 Prozent, da kann auf Aktienseite eigentlich nur der MDAX mithalten. Denn dieser kletterte seit Frühjahr 2009 von 4.500 auf 16.200 Punkte und dies sind exakt – 260 Prozent. Palladium ist also der MDAX der Rohstoffe, doch wie sind die Perspektiven für die kommenden Monate und Jahre?
Palladium profitiert mal wieder
Die Rally im Juli hat Palladium auf den höchsten Stand seit März 2001 getrieben, der Dämpfer nach dem Streikende in Südafrika war also sehr kurz. Das vor allem zur Herstellung von Auto-Katalysatoren verwendete Edelmetall, das hauptsächlich in Russland gefördert wird, verteuerte sich im Juli um rund 3 Prozent. Das 52-Wochen-Tief wurde am 9. September 2013 mit 682,50 US-Dollar notiert, zu Jahresbeginn lag der Preis für eine Feinunze bei 727,50 US-Dollar, was einer Verteuerung um mehr als 20 Prozent entspricht. Analysten sehen kein Ende der Rally und gehen davon aus, dass die Nachfrage in diesem Jahr das Angebot um 1,8 Millionen Feinunzen übertreffen wird. Diese Prognose basiert auf dem geringen Nachschub aus Südafrika und Russland bei einer gleichzeitig anziehenden Autokonjunktur.
Wichtiger Bestandteil in Auto-Katalysatoren
Palladium ist ein chemisches Element mit dem Elementsymbol Pd und der Ordnungszahl 46. Das seltene silberweiße Übergangsmetall zählt zu den Platinmetallen, im Periodensystem steht es in der 5. Periode und der 10. Gruppe. Es ähnelt im chemischen Verhalten sehr Platin. Palladium wurde 1803 von William Hyde Wollaston entdeckt, der es 1804 nach dem zwei Jahre vorher entdeckten Asteroiden Pallas benannte. Wollaston fand das Element 46 in süd-amerikanischem Platinerz aufgrund zu geringer Ausbeuten an Platin aus in Königswasser aufgelösten Proben. 2010 geriet es ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit: Drei Forscher erhielten den Nobelpreis für Chemie für ein Verfahren, das mit Hilfe von Palladium als Katalysator effi-ziente Wege ermöglicht, Kohlenstoffatome zu komplexen Molekülen zu verbinden.
Fundorte in dritter Welt und Rohstoffländern
Metallisches Palladium und palladiumhaltige Legierungen finden sich hauptsächlich in Flusssedimenten als geologische Seifen im Ural, Australien, Äthiopien und in Nord- und Südamerika, die jedoch seit Jahrzehnten weitestgehend aufgebraucht sind. Heute wird es meist aus Nickel- und Kupfererzen gewonnen. 2011 stammten etwa 41 Prozent (85.000 kg) aus russischer Förderung, gefolgt von Südafrika mit etwa 37,5 Prozent (78.000 kg). Mit großem Abstand folgten Kanada mit knapp 9 Prozent (18.000 kg) sowie die USA mit 6 Prozent (12.500 kg). In der “Platinmetallgruppe” (Platin, Palladium, Iridium, Osmium, Rhodium und Ruthenium) verfügt Südafrika mit 63 Millionen Kilogramm von weltweit 66 Millionen Kilogramm über mehr als 95 Prozent der weltweiten Reserven. Mit der Altwagenentsorgung wird der Anteil des recycelten Palladiums aus den Abgaskatalysatoren ansteigen.
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Feinverteilt ist Palladium ein sehr gut geeigneter Katalysator zur Beschleunigung von chemischen Reaktionen, insbe-sondere Hydrierungen und Dehydrierungen (Addition und Eliminierung von Wasserstoff), sowie zum Cracken von Kohlenwasserstoffen. Anwendungen finden sich bei Abgaskatalysatoren für Motoren, Schmuckwaren, Uhren, Weißgold. Es wird außerdem für medizinische Instrumente, Elektrodenwerkstoffe für Brennstoffzellen und Zündkerzen verwendet.