DaxVestor Marktkommentar
DAX-Analyse: Phase der Neuorientierung!
Zu Wochenbeginn sorgte die Hoffnung auf eine Entspannung in der Ukraine-Krise für eine positive Grundstimmung an den Börsen. Dabei kommt es den Anlegern gar nicht auf ein schnelles Ende der Krise an – auch im Irak nicht – das ist ohnehin unrealistisch. Es reicht schon, wenn die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Eskalation sinkt. Dazu kamen überraschend gute Konjunkturdaten aus den USA. Der DAX stieg nach dem Kursrutsch am Freitag wieder über 9.300 Punkte.
Wird die Erholung in der Eurozone abgewürgt?
Doch Sie sollten immer bedenken: Das politische Auf und Ab in den Krisen beeinflusst nur die kurzfristigen Kursbewegungen an den Börsen, mittelfristig entscheidend ist die Entwicklung der Weltkonjunktur. Die wird zwar auch von den Krisen bestimmt, aber ob z.B. die Einschränkungen des Handels mit Russland die Erholung in Europa nachhaltig bremsen, hängt nicht vom Erfolg oder Misserfolg einer Verhandlung in Berlin ab. Klar ist bisher nur, dass die Krise negative Auswirkungen auf die Konjunktur in der Eurozone hat, nicht aber, wie stark diese sind und ob sie den Aufschwung abwürgen. Gegenwärtig sehen wir trotz der negativen Folgen für einige Unternehmen diese Gefahr noch nicht, das würde sich erst bei einem weiteren Hochschaukeln der Sanktionen ändern.
Das zweite Quartal ist nur eine Delle
Die zuletzt überraschend schwache Konjunkturentwicklung in Deutschland ist allerdings weniger auf die Ukraine-Krise zurückzuführen als auf die Konjunkturdelle in zweien der wichtigsten Exportmärkte, den USA und China, im ersten Quartal. Solche Dämpfer kommen üblicherweise mit Verspätung in Deutschland an. Das gilt auch für die Stärke des Euros, der erst in den letzten Wochen nachgab und zuvor auf die Exportkonjunktur drückte. Beide Faktoren wirken aber in der zweiten Jahreshälfte nicht mehr negativ. So hat die US-Konjunktur im zweiten Quartal wieder an Fahrt aufgenommen und auch China wächst wieder etwas stärker. Das werden mit etwas Verspätung auch die deutschen Unternehmen positiv spüren, ebenso wie die Abschwächung des Euros. Und aus unserer Sicht der wichtigste Punkt: Die Konjunkturerholung in der Eurozone wird vor allem vom privaten Konsum und von der Binnennachfrage getragen – hier haben sich die Indikatoren in den letzten Wochen nicht verschlechtert.
Sitzungsprotokoll der US-Notenbank
Bei der ganzen europäischen Nabelschau sollten wir nicht vergessen, dass international gesehen das Protokoll der letzten Sitzung der US-Notenbank am Mittwochabend starke Beachtung finden dürfte. Aus Kreisen der Fed wurden zuletzt etwas energischere Töne angeschlagen, was so manchen Anleger an der Wall Street zu Gewinnmitnahmen veranlasste. Fed-Chefin Yellen wird aber ihren Drahtseilakt fortsetzen und dürfte nun wieder etwas in die andere Richtung ausbalancieren. Die im Protokoll festgehaltenen Details aus der Sitzung könnten die Befürchtung mancher Anleger hinsichtlich einer baldigen Zinserhöhung dämpfen.
Fazit
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Die Börsen haben sich stabilisiert, die Krisenangst hat sich verringert – vorerst. Nun sind viele Anleger international dabei, die Lage der Weltkonjunktur und der Unternehmen neu zu bewerten. Manche Titel werden vermutlich wieder als kaufenswert eingestuft, andere immer noch als zu teuer. Für viele Aktienindizes könnte dies in den nächsten Wochen eine volatile Seitwärtsbewegung nach sich ziehen. Beim DAX liegen die Grenzen dieser Seitwärtsbewegung nach aktuellem Stand bei 8.920 und 9.600 Punkten.
Erfolgreiche Investments wünscht
Ihr
Stefan Böhm
Chefredakteur DaxVestor