Kriegskasse gefüllt
Chemiekonzern Evonik plant umfangreichen Umbau
Der Essener Spezialchemiekonzern Evonik steht vor einem umfassenden Umbau seines Geschäfts. Wie Vorstandsvorsitzender Klaus Engel
im Gespräch mit dem „manager magazin“ erklärte, könne er sich vorstellen, Teile des margenschwachen Kunststoffgeschäfts „in neue Partnerschaften oder Kooperationen“ einzubringen. Evonik, so Engel,
sei von dem Problem nicht allein betroffen. Die Konsolidierung könne „deutliche Synergien und positive Skaleneffekte“ bringen. Gleichzeitig strebt Engel einen Zukauf an.
„Idealerweise“, so der Evonik-Chef gegenüber dem „manager magazin“, würde man die margenstärkeren Geschäfte etwa auf den Feldern Gesundheit, Ernährung oder Ressourceneffizienz „durch eine größere
Akquisition“ stärken. Die Kriegskasse für eine solche Neuordnung der Spezialchemie hält Engel für „ausreichend“: Sie gestatte es Evonik, „aktiv mitzugestalten und nicht nur an der Seitenlinie zu
stehen“.
Engel will den unbefriedigenden Börsenkurs, der Mitte August mit rund 27 Euro deutlich unter dem Ausgabepreis (33 Euro) notierte, nach oben bringen und räumt in diesem Zusammenhang Fehler ein. „Wir
haben gelernt, dass wir weiter an unserem Portfolio arbeiten müssen, um unsere Equity-Story zu festigen“, so Engel. Mit Blick auf den Börsengang vor gut einem Jahr sagte Engel dem Magazin: „Man
könne sich schon fragen, ob wir den Kaufpreis damals nicht zu sehr ausgereizt haben.“ Investoren meiden die Evonik-Aktie auch deshalb, weil der Freefloat mit 14 Prozent viel zu gering ist. Über
eine Erhöhung bestünde zwischen den Anteilseignern „Konsens“, so Engel: „Wir arbeiten derzeit an Lösungen mit unseren Großaktionären.“ Evonik-Hauptaktionär ist die RAG-Stiftung mit 67,9 Prozent;
der Finanzinvestor CVC hält 17,9 Prozent.
Deutliche Kritik an der Bundesregierung übte der Evonik-Chef in anderer Hinsicht: Die Große Koalition habe sich bislang auf das „wechselseitige Durchwinken von Wahlgeschenken“ konzentriert. Die
große Chance sei vertan worden, „die zahlreichen Baustellen der Energiewende“ zu beseitigen: „Da kommt zu wenig.“ In Berlin und auch in Brüssel würde der Aspekt der Wettbewerbsfähigkeit der
Industrie „leider zunehmend ausgeblendet“.
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