DaxVestor Marktkommentar
DAX-Analyse: Draghi gibt dem DAX Zunder
Wieder einmal beflügelt von den Geldpolitikern starteten die Aktienmärkte schwungvoll in die neue Woche, der US-Index S&P 500 stieg sogar erstmals in seiner Geschichte über 2.000 Punkte. Selbst ein unerwartet deutlicher Rückgang beim ifo-Geschäftsklimaindex konnte auch den DAX nicht stoppen. Das ist auch berechtigt, denn trotz ihres Rückgangs geben weder das ifo-Geschäftsklima noch die in der letzten Woche veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes Grund zu der Annahme, dass es in Deutschland einen weiteren Konjunkturabschwung gibt.
Der schwächere Euro nutzt Deutschland
Im Gegenteil: Wie wir schon des Öfteren betont haben, wird sich die Wachstumsbeschleunigung in den USA und China auch auf die deutsche Exporte positiv auswirken. Dazu kommt die Abschwächung beim Euro, die sich offenbar als dauerhaft erweist und die ebenfalls gut für die Exportwirtschaft ist. Tendenziell schlecht ist der schwächere Euro zwar für die Inlandsnachfrage, denn die Importe werden teurer, aber die Konsumkonjunktur ist derzeit so robust, dass dies wenig ausmachen dürfte. Allerdings wird es vermutlich noch etwas dauern, bis sich die Wachstumsbeschleunigung in Deutschland und in Europa insgesamt in den Zahlen niederschlagen wird – vermutlich erst im vierten Quartal. Bis dahin werden die Konjunkturdaten aus der Eurozone voraussichtlich eher eine Belastung für den Aktienmarkt sein.
Mario, der Magier der Märkte
Man könnte fast glauben, dass Mario Draghi Spaß daran findet, mit den Märkten zu spielen. Denn während die Chefin der US-Notenbank Janet Yellen mit ihren Äußerungen bei der Konferenz in Jackson Hole eher vage blieb, sorgte der Vorsitzende der EZB mit unerwartet deutlichen Worten für Überraschungen. Er kündigte weitere, auch unkonventionelle Maßnahmen der Geldpolitik an, sollte der Deflationsdruck anhalten und/oder es zu einer neuen Rezession kommen. Doch ob es bereits beim EZB-Treffen im September entsprechende Beschlüsse gibt, ist höchst unsicher. Der Widerstand im Zentralbankrat ist nicht gering und vor allem wird auch Draghi erst einmal die Wirkung der im Juli beschlossenen Maßnahmen abwarten wollen. Wir denken: Draghi versucht in erster Linie, die Erwartungen aller Marktteilnehmer positiv zu beeinflussen, denn das Problem in Europa ist vor allem das fehlende Vertrauen in den Aufschwung.
DAX vor wichtigem Widerstand
Die Erholung des DAX seit dem Abtauchen unter die 9.000er Marke am 8. August hat nochmals an Schwung gewonnen. Der Index kämpft aktuell mit der starken Widerstandszone im Bereich von 9.500/9.600 Punkten. Dort verlaufen auch die 38- und die 200-Tagelinie sowie eine kurzfristige – allerdings wenig aussagekräftige – Abwärtstrendlinie. Der DAX wird sich schwer tun, diese Zone im ersten Anlauf zu überwinden. Und selbst wenn dies gelingt: Die langfristigen Aufwärtstrendlinien sind alle gebrochen und mittelfristig ist nur eine Seitwärtsbewegung zu erwarten.
Unser Fazit:
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Gab es vor wenigen Wochen noch mehrfachen Gegenwind für den DAX, so ist daraus nun wieder Rückenwind geworden. Doch die anhaltenden Unsicherheiten vor allem in Bezug auf die Ukraine und auf die Konjunkturlage in Europa werden die Kauflust erneut bremsen. Die meisten Anleger werden darauf vertrauen, dass es in den nächsten Wochen wieder schwächere Kurse gibt, die sie zum Einstieg nutzen können. Auch die Charttechnik spricht mittelfristig für eine Seitwärtsbewegung.
Erfolgreiche Investments wünscht
Ihr
Stefan Böhm
Chefredakteur DaxVestor