checkAd

    DIW-Präsident schlägt Alarm  4457  0 Kommentare Deutschland ist Opfer von Selbstzufriedenheit und Ignoranz!

    In Europa ja, aber in Deutschland ist von Krise keine Spur, so das beliebte Credo der Deutschen. Von wegen, sagt DIW-Präsident Marcel Fratzscher. Er hat genug von der deutschen Selbstzufriedenheit und spricht offen das aus, was sich die EZB bislang nicht traut in den Mund zu nehmen.

    „Wir befinden uns im Jahre 2014 n. Chr. Ganz Europa ist von der Wirtschaftskrise besetzt. Ganz Europa? Nein! Eine robuste Volkwirtschaft namens Deutschland hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten…“ So wie die Gallier um Asterix und Obelix in den berühmten Comics der römischen Besetzung trotzen, so feiert sich Deutschland gerne als Insel des Wohlstandes, während das restliche Europa mit Stagnation und Arbeitslosigkeit zu kämpfen hat. Aber stimmt das wirklich?

    Deutschland ignoriert eigene Schwächen

    Nein, meint der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher. In der „WirtschaftsWoche“ spricht Fratzscher von einer deutschen „Ignoranz gegenüber den eigenen Schwächen“. „Wir sagen immer: Unsere Volkswirtschaft ist so stark, der Konsum läuft gut, wir haben einen Beschäftigungsanstieg. Wir übersehen dabei: Deutschland investiert viel zu wenig.“

    Fratzscher zufolge sorgen vor allem drei Faktoren für eine enorme Unsicherheit bei den Unternehmen. Sowohl hinter der Energiewende, als auch hinter dem Bankenstresstest und der weiteren Entwicklung im europäischen Umfeld stehen große Fragezeichen, Ausgang ungewiss. In der Folge zögern viele Unternehmen in puncto Investitionen. Laut Berechnungen des DIW beläuft sich die Investitionslücke in Deutschland auf 80 bis 90 Milliarden Euro. Das habe unter anderem Auswirkungen auf die Schaffung von Arbeitsplätzen. So hätten die Dax 30-Unternehmen Fratzscher zufolge im vergangenen Jahr insgesamt 37.000 Arbeitsplätze geschaffen – allerdings nur 6.000 davon in Deutschland. Aufgrund der fehlenden Investitionen sei zudem Deutschlands Platz an der Spitze des technologischen Fortschritts in Gefahr. Aber ausgerechnet dieser Status sei entscheidend für den künftigen Erfolg, da Deutschland hier besonders auf einen Vorsprung angewiesen sei, so der DIW-Präsident, der von der Bundesregierung deshalb mehr Geld für Forschung und Entwicklung fordert.

    Gefahr einer Deflation ist real

    Auch in der Eurozone sagt Fratzscher düstere Zeiten voraus – und das auf unbestimmte Zeit. Schuld daran sei vor allem die Preisentwicklung. „Die EZB hat erkannt, dass wir in eine Deflation hineinlaufen. Das kann sie bloß nicht so offen kommunizieren, weil das die Unsicherheiten nur noch steigern würde“, zitiert die „WirtschaftsWoche“ den Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaft und verweist auf seine guten Kontakte in die Europäische Zentralbank. Fratzscher war bis zu seiner Berufung an das DIW in der EZB beschäftigt. Seit Monaten versucht die Europäische Zentralbank um ihren Chef Mario Draghi fast schon verzweifelt die Wirtschaft anzukurbeln, um endlich das von ihr ausgegebene Inflationsziel von 2 Prozent zu erreichen. Bislang ohne Erfolg, weder der historisch tiefe Leitzins, noch der Strafzins für Bankeneinlagen vermochten das Ruder rumzureißen. Angesichts dieser Entwicklung warnte die Weltbank unlängst vor den Gefahren einer Deflation im Euroraum. Auch Fratzscher zeigt sich besorgt über den Preisverfall. Seiner Meinung nach müsse Deutschland dem nun mit kräftigen Tarifabschlüssen entgegenwirken. Drei Prozent Lohnerhöhung wären für dieses Jahr durchaus drin, so der DIW-Präsident. „Das wäre auch hilfreich, um den Binnenkonsum zu stabilisieren.“ Allerdings seien Lohnerhöhungen allein wohl kaum das geeignete Mittel, um einer Deflation dauerhaft die Stirn zu bieten, zu stark werden die Preisentwicklungen von der europäischen bzw. der globalen Wirtschaft bestimmt.





    wallstreetONLINE Redaktion
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen

    Melden Sie sich HIER für den Newsletter der wallstreetONLINE Redaktion an - alle Top-Themen der Börsenwoche im Überblick! Verpassen Sie kein wichtiges Anleger-Thema!


    Für Beiträge auf diesem journalistischen Channel ist die Chefredaktion der wallstreetONLINE Redaktion verantwortlich.

    Die Fachjournalisten der wallstreetONLINE Redaktion berichten hier mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den Partnerredaktionen exklusiv, fundiert, ausgewogen sowie unabhängig für den Anleger.


    Die Zentralredaktion recherchiert intensiv, um Anlegern der Kategorie Selbstentscheider relevante Informationen für ihre Anlageentscheidungen liefern zu können.


    Mehr anzeigen

    DIW-Präsident schlägt Alarm Deutschland ist Opfer von Selbstzufriedenheit und Ignoranz! In Europa ja, aber in Deutschland ist von Krise keine Spur, so das beliebte Credo der Deutschen. Von wegen, sagt DIW-Präsident Marcel Fratzscher. Er spricht offen aus, was sich die EZB bislang nicht traut in den Mund zu nehmen.

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer