US-Wachstum fällt nach Inflation fast aus
Die US-Notenbank hat angekündigt, ihr Anleihenkaufprogramm im Herbst zu beenden. Viele Experten gehen davon aus, dass die Fed im Frühjahr 2015 mit Zinserhöhungen beginnen wird. Dabei sinken die Zinsen am Anleihenmarkt derzeit. Das deutet daraufhin, dass die Konjunktur möglicherweise deutlich schwächer ist als Volkswirte derzeit erwarten. Egmond Haidt erläutert, warum die USA eigentlich nur mit lächerlichen 0,3 Prozent wachsen und welche Querverbindungen sich zum Goldpreis ergeben.
Auf den ersten Blick deuten die jüngsten Konjunkturdaten auf eine deutliche Belebung der US-Wirtschaft hin. Im zweiten Quartal war die Wirtschaft um annualisiert vier Prozent gewachsen. Der Wert wird errechnet, indem man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit vier multipliziert. Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor ist im Juli in die Nähe der 60er-Marke geklettert und deutet damit ein rasantes Wachstum in der Branche an. Der Index ist einer der wichtigsten Frühindikatoren, macht der private Dienstleistungssektor doch rund 70 Prozent der Wirtschaftsleistung der USA aus. Viele Investoren vergessen jedoch, dass der Einkaufsmanagerindex ebenso wie viele andere US-Daten saisonal bereinigt ist und damit die Konjunkturerholung deutlich überzeichnen könnte. Denn er passt mit etlichen schwachen Daten überhaupt nicht zusammen.
Häusermarkt schwächelt
Einer der wichtigsten Stützen der US-Wirtschaft ist üblicherweise der Immobilienmarkt. Seit dem Frühjahr sind die Absatzahlen neuer Häuser jedoch sehr volatil. Wegen der zuvor stark gestiegenen Immobilienpreise können sich viele Amerikaner angesichts ihrer hohen Schulden von 13,1 Billionen Dollar und der immer noch schwachen Lohnentwicklung kein neues Haus leisten. Dieser wichtige Impuls könnte der Wirtschaft in Zukunft fehlen. Der Branchenverband der Makler National Association of Realtors prognostiziert, dass die Verkäufe bestehender Häuser in diesem Jahr leicht um 2,8 Prozent auf 4,95 Mio. sinken werden. Der Anleihenmarkt zeigt schon länger an, wie schwach die US-Wirtschaft ist. So sind die Zinsen für zehnjährige Anleihen seit Ende 2013 von drei Prozent auf aktuell nur mehr 2,4 Prozent abgerutscht. Abzüglich der Inflation von 2,1 Prozent deutet der Anleihemarkt damit ein reales Wirtschaftswachstum von mickrigen 0,3 Prozent pro Jahr für die nächsten zehn Jahre an.
Goldpreis wittert Morgenluft
Die Notierung von Gold drehte Ende Juli knapp oberhalb der Marke von 1280 Dollar je Unze nach oben, womit sich die Marke in den vergangenen Monaten wiederholt als wichtige Unterstützungslinie etablierte. Auch im August fiel der Kurs nicht wesentlich unter die Schwelle zurück. Einige Charttechniker sprechen zudem davon, dass sich bei dem Edelmetall eine umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter-Formation gebildet hat, was darauf schließen lasse, dass der Abwärtstrend beendet sei und der Preis nachhaltig nach oben drehen werde.
Offenbar preist die Notierung des Edelmetalls ein, dass die Geldpolitik in den USA in den nächsten Monaten nicht etwa verschärft, sondern gelockert werden könnte. Im Gegensatz zu vielen Investoren hat der Goldpreis scheinbar nicht vergessen, dass bei der zweiten und dritten Schätzung für das Wirtschaftswachstum für das jeweilige Quartal die Daten gegenüber der ersten Schätzung üblicherweise deutlich nach unten korrigiert werden.
Rückenwind bekommt der Goldpreis zudem von den sinkenden realen Zinsen. Während die Zinsen für zehnjährige Anleihen immer weiter zurückgehen, hat sich die Inflation auf 2,1 Prozent beschleunigt. Die realen Zinsen sind damit auf lediglich 0,3 Prozent gefallen.