ROUNDUP
Telefonica erwartet große Kostenvorteile durch Übernahme in Brasilien
MADRID (dpa-AFX) - Der spanische Telekomkonzern Telefonica erwartet erhebliche Vorteile durch den geplanten Kauf des brasilianischen Breitbandanbieters GVT. Die Übernahme werde Synergien von mindestens 4,7 Milliarden Euro freisetzen, teilten die Spanier am Freitag in einer Präsentation für Aufsichtsbehörden mit. Sie wollen ihre Mobilfunksparte Telefonica Brasil mit GVT zusammenschließen. Dadurch sollen allein im direkten operativen Geschäft etwa durch Einsparungen Vorteile von 3,2 Milliarden Euro entstehen. Die Übernahme werde sich bereits im ersten Jahr auszahlen, hieß es.
Telefonica hatte am Vortag sein Gebot für die Tochtergesellschaft des französischen Medienkonzerns Vivendi auf 7,45 Milliarden Euro aufgestockt und damit die Konkurrenzofferte von Telecom Italia übertroffen. Vivendi vereinbarte daraufhin exklusive Gespräche mit den Spaniern für die nun drei Monate Zeit sind. Telefonica rechnet damit, die Übernahme Mitte 2015 abgeschlossen zu haben.
Bis dahin sind allerdings noch komplexe Hürden zu überwinden. Vor allem die brasilianischen Wettbewerbshüter müssen überzeugt werden. Sie fürchten ein zu große Marktmacht von Telefonica. Der Konzern ist bereits jetzt mit einem Marktanteil von 29 Prozent die Nummer eins unter Brasiliens Mobilfunkern. Im Breitbandmarkt käme der Konzern mit GVT auf einen Anteil von rund 30 Prozent und würde damit hinter Marktführer America Movil (32 Prozent) auf Platz 2 vorrücken.
Besonders heikel ist, dass Telefonica auch Großaktionär bei Telecom Italia ist. In der Holding-Gesellschaft Telco SpA halten die Spanier zusammen mit dem Versicherer Generali und den Banken Intesa Sanpaolo sowie Mediobanca gut 22 Prozent an dem Konzern, der mit seiner Tochter Tim den zweitgrößten Mobilfunker in Brasilien betreibt. Die dortigen Wettbewerbshüter haben schon deutlich gemacht, dass sie am liebsten den Komplettausstieg von Telefonica bei Telecom Italia sehen wollen.
Lesen Sie auch
Um den GVT-Deal nicht zu gefährden, könnte Vivendi den Anteil übernehmen. Das Telefonica-Gebot für GVT beinhaltet einen direkten Geldanteil 4,66 Milliarden Euro. Zudem sollen die Franzosen mit 12 Prozent an der fusionierten Gesellschaft von Telefonica Brasil und GVT beteiligt werden. Um die Übernahme zu stemmen, wollen die Spanier weitere Anteile ihrer Brasilien-Tochter verkaufen und zudem zu einer Kapitalerhöhung greifen. Vivendi will eigentlich komplett aus dem Telekomgeschäft aussteigen. Zuletzt verkauften die Franzosen bereits den französischen Mobilfunker SFR und die marokkanische Maroc Telecom.
Nachdem Telecom Italia bei der GVT wohl nicht mehr zum Zuge kommt, wird bereits über die Zukunft des Konzerns in Brasilien spekuliert. Denn ohne Breitbandgeschäft dürfte es für Tim in Zukunft schwer werden. Bislang kommt die brasilianische Tochter in diesem Bereich auf einen Marktanteil von weniger als einem Prozent. So sucht der viertgrößte Mobilfunkbetreiber Oi bereits nach Informationen aus Finanzkreisen Partner für eine mögliche Übernahme von Tim. Oi ist derzeit der zweitgrößte Breitbandanbieter in Brasilien mit 27 Prozent Marktanteil und hat auf dem Mobilfunkmarkt einen Anteil von knapp einem Fünftel./enl/stk