checkAd

    Grüner Fisher  363  0 Kommentare Ist die Geldpolitik der EZB gefährlich?

    Ziele und Maßnahmen der Europäischen Zentralbank

    Am 05. Juni 2014 kündigte die Zentralbank ein großes „Stützungspaket“ für den Euro an. Im Hinblick auf ihr „Preisstabilitätsmandat“ hat die EZB damals eine Kombination aus unterschiedlichen Maßnahmen getroffen, um ihr langfristiges Inflationsziel von knapp weniger als 2 % Preissteigerung pro Jahr zu erreichen. Dieses Ziel verfehlt die Zentralbank im Moment allerdings gewaltig – die Inflationsrate in der Eurozone ist im August auf 0,3 % gesunken. Von der oft befürchteten „Inflationswelle“ ist nichts zu sehen!

    Die damals beschlossenen Maßnahmen waren unter anderem eine weitere Reduzierung der Zinsen, die Ankündigung von TLTRO (targeted longer-term refinancing operations ) – oder einfach gesagt: Sonderkredite für Banken – und Vorbereitungsarbeiten, um den in der Euro-Zone bisher stark unterentwickelten Markt für ABS (Asset Backed Securities) besser zu strukturieren.

    Die meisten Analysten hatten damals erwartet, dass die Zinsen weiter gesenkt werden – lediglich überraschend waren die negativen Einlagezinsen. Es ist das erste Mal überhaupt, dass die EZB negative Zinsen auf Überschussreserven verhängt hat. Die Auswirkungen waren bisher aber alles andere als klar und sind auch für die Zukunft nur schwer einzuschätzen. Ironischerweise sind die Überschussreserven der europäischen Finanzinstitute im Juni und Juli im Vergleich zum Vormonat sogar gestiegen!

    Die neu eingeführten TLTRO, sollen den Banken helfen, sich noch günstiger als bisher Geld von der EZB zu leihen. Das unter diesen Umständen zur Verfügung gestellte Geld soll speziell dazu dienen, die Kreditvergabe der Banken an die Realwirtschaft zu fördern. Wenn Banken auf diese Mittel zugreifen, müssen sie spezielle Reports an die EZB liefern in denen unter anderem aufgezeigt wird, wie die Mittel konkret eingesetzt werden. Die erste Runde dieser „Sonderkredite“ wird noch diesen Monat ausgegeben.

    Die nächsten Schritte

    Bei der letzten Pressekonferenz am 04. September gab es dann eine wirkliche Überraschung. Fast alle Analysten erwarteten, dass es keine weitere Senkung der Zinsen geben wird. Falsch vermutet! Leitzins, Spitzenrefinanzierungszins und die Zinsen auf Überschussreserven wurden jeweils um 10 Basispunkte gesenkt. Zudem wurde nochmals bestätigt, dass Anleihekäufe durch die Zentralbank nicht mehr lange auf sich warten lassen. Gründe für den Sinneswandel waren eine weiter gesunkene Inflationsrate und ein niedrigeres Wirtschaftswachstum. Mario Draghi sagte im Anschluss, dass die EZB in Zukunft auch ein Quantitative Easing – also das Aufkaufen von Staatsanleihen – nicht ausschließe.

    Wie haben die Märkte reagiert?

    Die Auswirkungen auf die Märkte waren spürbar - der Euro verlor noch am gleichen Tag über ein Prozent gegenüber dem US-Dollar - während die europäischen Aktienmärkte rund 1,5 % zulegen konnten. Die Renditen auf spanische und italienische 10-jährige Staatsanleihen fielen um mehr als 10 Basispunkte und sind jetzt mit 2,36 % in Italien und 2,19 % in Spanien niedriger als 10-jährige amerikanische Staatsanleihen, die mit 2,50 % rentieren.

    Fazit

    Mario Draghi sitzt zwischen den Stühlen der geldpolitischen Flügel innerhalb der EZB. Er hat sich noch nicht auf eine klare Richtung festlegen lassen. Fraglich bleibt vor allem, ob die Politiker der einzelnen Länder auch mitziehen und die von Draghi geforderten Strukturreformen umsetzen. Die tiefen Zinsen und damit gesunkenen Refinanzierungskosten wirken eher wie ein Ruhepolster und stehen diesem Reformduck damit sogar entgegen. Hier liegt die tatsächliche Gefahr!

    Weitere umfangreiche Auswertungen und überraschende Ergebnisse sind in unserem Update der Kapitalmarktprognose für 2014 erhältlich. Sie können das kürzlich fertiggestellte Update kostenlos unter www.gruener-fisher.de anfordern.

    Thomas Grüner
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen

    Thomas Grüner ist Gründer und Vice Chairman der Vermögensverwaltung „Grüner Fisher Investments“ mit Sitz in Rodenbach bei Kaiserslautern. Grüner Fisher Investments arbeitet eng mit „Fisher Investments“, einem der größten amerikanischen Vermögensverwalter zusammen. Weitere Informationen unter: www.gruener-fisher.de. Bitte beachten Sie den dort hinterlegten Disclaimer sowie die Nutzungsbedingungen.

    Mehr anzeigen

    Weitere Artikel des Autors



    Anzeige


    Broker-Tipp*

    Über Smartbroker, ein Partnerunternehmen der wallstreet:online AG, können Anleger ab null Euro pro Order Wertpapiere handeln: Aktien, Anleihen, 18.000 Fonds ohne Ausgabeaufschlag, ETFs, Zertifikate und Optionsscheine. Beim Smartbroker fallen keine Depotgebühren an. Der Anmeldeprozess für ein Smartbroker-Depot dauert nur fünf Minuten.

    * Wir möchten unsere Leser ehrlich informieren und aufklären sowie zu mehr finanzieller Freiheit beitragen: Wenn Sie über unseren Smartbroker handeln oder auf einen Werbe-Link klicken, wird uns das vergütet.


    Anzeige


    Verfasst von Thomas Grüner
    Grüner Fisher Ist die Geldpolitik der EZB gefährlich? Am 05. Juni 2014 kündigte die Zentralbank ein großes „Stützungspaket“ für den Euro an. Im Hinblick auf ihr „Preisstabilitätsmandat“ hat die EZB damals eine Kombination aus unterschiedlichen Maßnahmen getroffen...