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    Halvers Woche  382  0 Kommentare "Sind Energiekrisen eine ausgestorbene Spezies? "

    5. September 2014. MÜNCHEN (Baader Bank). Früher war es mit dem Öl ganz einfach: Bei Konflikten mit Ölförderländern stiegen unter tatkräftiger Mitwirkung der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) die Preise. Die etwas Älteren unter uns werden sich noch gut an die erste Ölkrise 1973 erinnern, als ein starker Ölpreisanstieg und die Angst vor einer Energieverknappung die Bundesregierung u.a. zu autofreien Sonntagen zwang.

    Bezüglich der zweiten Ölkrise 1979/80 habe ich noch den entsetzten Blick meines Vaters im Kopf, als er nach Auffüllung unseres Öltanks die Rechnung präsentiert bekam. Als grundsätzlicher Ölpreistreiber avancierte nicht zuletzt das Schreckgespenst endlicher Ölvorräte. So häufig wie das Amen in der Kirche wurde von den Oil Peak-Anhängern über Jahrzehnte verkündet, alle bedeutenden Ölvorkommen seien erstens bekannt und hätten zweitens ihren Förderhochpunkt längst hinter sich. Unterstützt wurde diese Vision eines sinkenden Angebots durch eine rasant steigende Energienachfrage aus den Schwellenländern. Insgesamt, seit den frühen 70er-Jahren hatte sich der Ölpreis in der Spitze bis 2008 ca. verdreißigfacht.

    Wenn nicht jetzt, wann dann wären Sorgen über die Energieversorgung angebracht?

    Der alten Logik folgend müssten der Öl-, aber auch der Gaspreis aktuell neue Höhenflüge machen. Immerhin wollen islamistische Terroristen die politische Landkarte im Nahen Osten neu gestalten. Viele der dortigen Ölfelder und Raffinerien befinden sich bereits in ihrer Hand. Und für Russland als Global Player in der Öl- und vor allem Gasversorgung wäre es doch ein leichtes Spiel, als Gegensanktion zu westlichen Strafmaßnahmen die Energieversorgung Europas zu unterbrechen oder zumindest einzuschränken. Aber was machen der Öl- und der Gaspreis? Nach einer drastischen Preisexplosion bei Naturgas Anfang 2014 hat der Preis wieder um 50 Prozent nachgegeben. Und der Ölpreis? Der ruht seit Anfang 2013 still wie der See zur Winterzeit.

    Sind die Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine etwa beendet? Nein? Und warum reagieren dann die Energiepreise nicht wie nach alter Väter Sitte?

    Das „alte“ und das „neue“ Öl

    Offensichtlich haben wir es mit einem grundlegenden Strukturbruch zu tun. Die alten Verlaufsmuster an den Energiemärkten taugen nicht mehr. Das liegt zunächst am Zauberbegriff „Energieeffizienz“. Die großen Industrieländer Deutschland, Japan und selbst die USA – eigentlich nicht gerade für sparsame Energienutzung bekannt – kommen heute Askese verdächtig mit der Hälfte der Ölmenge der 80er-Jahre aus. Und von „Öko-Stalinismus“ oder „Jute statt Plastik“ spricht heute auch niemand mehr, wenn es um fünffach verglaste Fensterscheiben, flächendeckende Solardächer oder rollierende Windanlagen geht. Selbst die Volkswirtschaften der Schwellenländer sind auf dem besten Wege, ähnlich geizig mit Energie umzugehen wie Onkel Dagobert mit seinen Dukaten.

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