Rohstoffe - Erdgas
Wird die Gasabhängigkeit Deutschlands von Russland zum Problem?
Sind die Europäische Union und Deutschland zu abhängig von russischem Erdgas? Ja, meinen Forscher des Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln). „Insbesondere osteuropäische Länder wie Bulgarien, Rumänien, Ungarn, aber auch Griechenland könnten einen Ausfall russischer Importe kaum kompensieren“, schreiben die IW-Forscher in der Studie „Abhängigkeit gleich Verletzlichkeit?“ im Auftrag mehrerer Öl- und Energieverbände, aus der die Tageszeitung „Die Welt“ zitiert.
Mehr als ein Fünftel der Energieversorgung in Deutschland und Europa basiert auf Erdgas. Der Importanteil aus Ländern außerhalb der Freihandelszone in Deutschland liegt laut der Studie bei rund 39 Prozent und der EU bei 43 Prozent. Weil Erdgas vorwiegend per Pipeline über Russland in die EU strömt, bestehe mittel- bis langfristig „ein mittleres bis hohes Transportrisiko“, heißt es in der Studie. Zwar gebe es Alternativen zu russischem Gas, etwa Lieferungen per Schiff. „Aber es fehlt vor allem an innereuropäischen Pipelinesystemen, durch die Erdgas flexibel transportiert werden kann“, sagt IW-Forscher Hubertus Bardt.
Risiken sehen die Forscher nur für Erdgas, weniger für Erdöl oder weitere Energieträger. Beim Blick auf Deutschland zeigt sich allerdings, dass der Importanteil von Mineralöl aus Ländern außerhalb der europäischen Freihandelszone zwischen 2002 und 2012 von 53 auf 66 Prozent gestiegen ist. Doch sei das kein Problem, so die IW-Forscher. „Selbst bei einem Ausfall mehrerer Lieferanten: Für Mineralöle bestehen flexible Transportmöglichkeiten, so dass grundsätzlich auf andere Lieferanten ausgewichen werden kann“, schreibt Bardt laut „Welt“. Auch bei Steinkohle sehen die Forscher keine Gefahren. Die Transportrisiken seien gering und eher wetterabhängig, zudem existierten heimische Reserven.
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Rufe nach einer stärkeren Energieautarkie Deutschlands seien dennoch nicht angebracht, so die Forscher des IW: "Das Konzept der Energieautarkie zeigt in die falsche Richtung“, zitiert die „Welt“ aus der Studie. „Eine bezahlbare, sichere und klimaschonende Energieversorgung braucht keine isolierende Autarkiebewegung, sondern muss auf einer umfassenden Integration in europäische und internationale Märkte basieren."