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    Halvers Woche  295  0 Kommentare "Es kann die bravste Währung nicht in Frieden abwerten, wenn es dem bösen Währungs-Nachbarn nicht gefällt"

    26. September 2014. MÜNCHEN (Baader Bank). Was das Währungspaar Euro-US-Dollar angeht, scheint die „Zinsparitätentheorie“ – Anleger investieren dort, wo es die höchsten Zinsen gibt – praktisch sehr lebendig zu sein.

    Passend zur Theorie gab es 1995 das große „Euro-Zins-Fressen“ der Amerikaner. Damals lagen zehnjährige Renditen italienischer bzw. spanischer Staatsanleihen bis sechs Prozentpunkte über denen der USA. Auf dem Weg zur Einheitswährung und damit in Erwartung einer Angleichung der hohen Renditen der Euro-Peripherie an das niedrige deutsche Niveau griffen Dollar-Investoren wie beim Sommerschlussverkauf zu und machten den „imaginären“ Euro zu einer Hartwährung. Mit Umkehr dieses Renditevorteils in einen -nachteil wurden Dollar-Anleger zwischen 1996 und 2001 immer Euro-skeptischer. Der zunächst fast 1,40 US-Dollar starke Euro fiel bis zur Einführung der Gemeinschaftswährung deutlich unter die Parität von 1 Euro = 1 Dollar.

    Die Währungs-Geschichte Euro/US-Dollar wiederholt sich

    Dieser historische Währungseffekt spielt sich auch im Szenario des „echten“ Euros ab. Im Zuge der Euro-Staatsschuldenkrise ab 2010 hatten sich die Risikoaufschläge Euro-peripherer zu US-Papieren wieder kräftig ausgeweitet. Die Angst vor einer Kriseneskalation verhinderte zunächst, dass sich Dollar-Anleger an diesem Renditevorsprung labten. Es bedurfte 2012 erst der Vollkaskoversicherung von EZB-Chef Mario Draghi, zur Euro-Rettung im Bedarfsfall unbegrenzt Euro-Staatsanleihen aufzukaufen. Damit war die Spekulation gegen die Eurozone technisch k.o. und die Staatstitel der Euro-Peripherie vom Kaufbann der Dollar-Investoren befreit.

    Über Draghis Heldenstück legte der Euro, der während der Schuldenkrise von fast 1,50 auf 1,23 US-Dollar abwertete, wieder auf knapp 1,40 zu. Über das hohe Kaufvolumen ist der eurozonale Renditevorsprung gegenüber dem Dollar-Raum mittlerweile völlig abgegrast. Da Dollar-Anleger für ihr Währungsrisiko keine Kompensation mehr erhalten, verlassen sie den staatsschuldenkrisenbefreiten Euro-Raum und drückten bislang den Euro immerhin schon auf 1,27 Dollar.

    Quo vadis, Euro/US-Dollar?

    Wiederholt sich die Währungs-Geschichte in toto, erreicht der Euro in zwei Jahren wieder die Parität. Wird aus dem einstigen Währungs-Fels von Gibraltar wirklich ein Marshmallow, hängt Draghis Konterfei als Heiligenbild auf allen Vorstandsetagen der Euro-Exportwirtschaft. Die Euro-Schwäche zeigt sich übrigens auch zu den Exportkonkurrenzwährungen aus Südkorea und China. Sogar der Fränkli hat Boden gegenüber der Gemeinschaftswährung gut gemacht.

    Das „alte“ und das „neue“ Öl

    Jedoch wehrt sich der japanische Yen tapfer gegen seine Stärke zum Euro. Japans Notenbank nutzt ihre sintflutartige Liquiditätspolitik, um Nippons Exportwirtschaft im Abwertungswettlauf gegen den Euro tatkräftig zu verteidigen. Da sich die Exporterfolge bislang noch in Grenzen halten, will die Bank of Japan den Yen gemäß dem Motto von Michael Jackson „Don’t stop `til you get enough“ weiter drücken. Im Abwertungs-Poker sollte aber auch Mario Draghi nicht unterschätzt werden. Auch die Eurozone braucht jede Exportdroge. Und die wird üppig verabreicht werden. Hier heißt es: Von Japan lernen, heißt siegen lernen. Draghis Zinspolitik spricht bereits perfekt japanisch. Und die geplanten Aufkäufe euroländischer ABS-Papiere durch die EZB ab Oktober sind wohl nur die leichte Vorspeise. Hauptgang und Dessert werden einen deutlich höheren Abwertungs-Nährwert haben.

    Exportsensitive Aktien der Eurozone und vor allem Deutschlands wird es freuen. Gib nicht auf, Mario! Weiter so, Mario!

    von Robert Halver, Baader Bank AG
    © 26. September 2014

    Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.




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