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    Kames Capital  583  0 Kommentare Harsche Kritik an HSBC-Anleihe

    Für Gregory Turnbull-Schwartz, Rentenmanager bei Kames Capital, ist die neue HSBC-Anleihe keine Anleihe. Schuld gibt er den Ratingagenturen.

    Die Kritik ist ungewöhnlich heftig, die Warnung umso deutlicher: Gregory Turnbull-Schwartz, Fixed Income Manager bei Kames Capital, geht hart mit der neuen HSBC-Anleihe (ISIN: XS111112987) ins Gericht. Diese gleiche viel eher Eigenkapital oder gar einer Empfangsbestätigung als einer Anleihe. Zwar sei die HSBC Bank durchaus ein gutes Kreditrisiko. „Doch die Art der Modalitäten ist beunruhigend, wie HSBC im Emissionsprospekt formuliert hat“, so der Manager. „Erstens hält dieser fest, dass Zinszahlungen freiwillig seien und die Emittentin die Zinszahlungen jederzeit ganz oder teilweise streichen könne.“ Zudem halte sie in Bezug auf die Tilgung fest, dass die Wertpapiere kein festgelegtes Rückzahlungsdatum hätten. „Wir sind der Meinung, dass ein Schuldpapier, das kein Recht auf Zinszahlung oder Rückzahlung gewährt, keine Anleihe ist. Eher gleicht es einer Spendenbestätigung einer Wohltätigkeitsorganisation.“

    Das alles wäre vielleicht gar nicht so tragisch, wenn die Ratingagenturen diese Anleihen nicht so bewertet hätten, wie sie es taten. Moody’s und Fitch wirft Turnbull-Schwartz vor, sich – ähnlich wie vor der Finanzkrise – wie „unbefangene, verspielte Welpen verhalten“ zu haben, als sie der Anleihe ein Investment-Grade-Rating gaben. Diese Bewertung habe keinen Bezug zum tatsächlichen Instrument. Zumal das HSBC-Dokument festhalte, dass die Mittel aus der Anleihe für regulatorische Zwecke als Eigenkapital gelten könnten. Die britische Aufsichtsbehörde könne demnach diese Art von Fremdkapital als Eigenkapital betrachten. Doch damit nicht genug: Der Fondsmanager sieht eine reelle Gefahr darin, dass dieses Instrument aufgrund seines Investment-Grade-Ratings in Anleiheindizes landen könnten. Manager von Rentenfonds hätten es dann seiner Ansicht nach schwer, eine Investition in das Produkt zu vermeiden. 

    Vorteile biete diese Anleihe daher ausschließlich für Banken. Denn sie generiere Kommissionen und ermögliche den Instituten, Quasi-Eigenkapital billiger aufzunehmen. „Der Allgemeinheit würde das Produkt nicht dienen“, kritisiert Turnbull-Schwartz. „Falls es soweit kommen sollte, hätten die Ratingagenturen effektiv mit dem Kapitalmarktschuldner zusammengespannt, um ein weiteres dubioses Investmentprodukt in die Portfolios von Pensionskassen zu schleusen.“ Seine Hoffnungen setzt der Fondsmanager in die Regulierungsbehörde, die ihre Arbeit im Hintergrund machen und verhindern müsse, dass diese Papiere trotz der „derzeit nachlässigen Haltung der Ratingagenturen“, einen Eingang in die Indizes finden.

    Turnbull-Schwartz räumt jedoch ein, dass Instrumente wie die neue HSBC-Anleihe durchaus in ausgewählten Fällen einen Platz in Portfolios haben können. Hier sei es jedoch zentral, dass die Investoren ihre Hausaufgaben machten und sich nicht auf die Ratings stützten. „Als erfahrene Investoren können und werden wir diese Instrumente analysieren und von Zeit zu Zeit auf disziplinierte Weise Positionen eingehen“, sagt der Fondsmanager und fordert: „Das bedeutet aber nicht, dass wir von den Ratingagenturen nicht erwarten würden, ihre Sache besser zu machen.“

    HSBC wollte die Kritik auf Nachfrage von FundResearch nicht kommentieren.

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    (PD)





    Patrick Daum
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    Patrick Daum ist Dipl.-Politologe mit Schwerpunkt für Europa, Wirtschaft und Recht. Als Redakteur bei €uro-Advisor-Services GmbH ist er zuständig für die Top-Themen auf www.fundresearch.de.
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    Verfasst von 2Patrick Daum
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