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    IW-Direktor Hüther  1273  0 Kommentare Ungleichheit wird in Deutschland deutlich überschätzt

    Die Ungleichheit wird in Deutschland nach Einschätzung des Instituts der Deutschen Wirtschaft überschätzt. „Im Vergleich mit den Ländern der EU und der OECD ist Deutschland zwar kein Land mit einer ausgeprägt niedrigen Ungleichheit, erweist sich aber als etwas egalitärer als der EU- oder der OECD-Durchschnitt“, schreibt IW-Direktor Michael Hüther in einem Gastbeitrag in der „Frankfurter Rundschau“.

    Einigkeit herrsche in der Wissenschaft auch darüber, dass die (Einkommens-)Mittelschicht die größte Gruppe der deutschen Bevölkerung darstelle. „Befragt man dagegen die deutsche Bevölkerung, zeigen sich stark verzerrte Verteilungsvorstellungen: Die Mehrheit, wie auch in vielen anderen europäischen Ländern, ist der Überzeugung, der Großteil der Bevölkerung gehöre zum unteren Bereich der Gesellschaft. Die Ungleichheit hierzulande wird somit deutlich überschätzt.“

    Ein ähnlich verzerrtes Bild ergebe sich auch bei der Entwicklung der Einkommensungleichheit und der Einkommensarmut, so der Wissenschaftler. Tatsächlich habe sich die Armutsgefährdung und die Ungleichverteilung der Einkommen um die Jahrtausendwende etwas erhöht. Ziemlich genau seit 2005 sei die Armutsgefährdungsquote aber stabil und die Einkommen hätten sich, wenn man überhaupt eine Veränderung feststellen könne, wieder etwas angenähert. „Die Trendwende fällt mit dem Zeitpunkt der Einführung der Agenda 2010 und speziell der Hartz-IV-Reformen zusammen“, so Hüther. „Letztere werden in der Öffentlichkeit aber überwiegend als sozial ungerecht und korrekturbedürftig dargestellt – tatsächlich hat es den Anstieg von Einkommensarmut, für den die Agenda verantwortlich sein soll, aber überhaupt nicht gegeben.“

    Zuvor hatte bereits Industriepräsident Ulrich Grillo in der Frankfurter Rundschau darauf hingewiesen, dass die Ungleichheit in Deutschland überschätzt werde. Er sprach sich aber zugleich für eine Gerechtigkeitsdebatte aus. „Die Frage der Gerechtigkeit der marktwirtschaftlichen Ordnung wird jetzt wieder mit großer Verve diskutiert - und zwar weltweit“, so Grillo. „Ich begrüße diese Diskussion in Deutschland ausdrücklich.“ Denn er sei davon überzeugt, so der Industriepräsident, dass ein Land, in dem die Sozial- und Wirtschaftsordnung von den Menschen angenommen wird, viel bessere Chancen habe, im globalen Wettbewerb zu bestehen. Es besorge ihn, wenn die von der Bevölkerung gefühlte Ungleichheit viel größer sei als die messbare Ungleichheit. „Wir brauchen dringend einen neuen Konsens darüber, was "gerecht" ist und wie gerecht Deutschland ist.“ Der Industriepräsident führte weiter aus: „Offensichtlich halten viele Menschen in Deutschland die soziale Marktwirtschaft nicht mehr für sozial. Sie vermissen in der Wirtschaft das Maßhalten und den sozialen Ausgleich - und fordern stattdessen mehr staatliche Eingriffe. In der Tat haben einzelne Unternehmer das Vertrauen verspielt, das die Wirtschaft insgesamt verdient hätte.“





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    IW-Direktor Hüther Ungleichheit wird in Deutschland deutlich überschätzt Die Mehrheit der Deutschen ist der Überzeugung, der Großteil der Bevölkerung gehöre zum unteren Bereich der Gesellschaft. Doch die Ungleichheit in Deutschland wird nach Einschätzung des Instituts der Deutschen Wirtschaft überschätzt.

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