Ökonom fordert
EZB soll Banken endlich faule Kredite abkaufen - zum Nominalwert
Bereits vor zwei Jahren hatte Richard Werner in der „FAZ“ gefordert, die Europäische Zentralbank (EZB) solle den Banken Kredite abkaufen. Allerdings nicht irgendwelche Kredite, sondern
genau jene, die besonders vom Ausfall bedroht sind. Zwei Jahre hat es gedauert hat es, bis die EZB seine Forderung ‚erhört‘ und im September ein ABS- und Pfandbriefkaufprogramm beschlossen
hat.
Das, was die europäischen Politiker in den zwei Jahren dazwischen gemacht haben, nennt Warner, seines Zeichens Professor an der britischen University of Southampton, „ziemlich absurd“. Statt
seitens der Zentralbank den Banken faule Kredite abzukaufen, haben die Regierungen Europas „mit vielen Milliarden Steuergeld die Banken gerettet“ und so versucht, die Krise in den Griff zu
bekommen.
Nun hat die EZB beschlossen, Experten wie Werner entgegenzukommen. Natürlich nicht aus persönlicher Empathie, sondern um die schwächelnde Wirtschaft in Gang zu bringen. Doch vollends glücklich ist
der Professor auch mit dem angekündigten Programm nicht. „Ich bin nicht glücklich damit, dass die nun bevorstehenden Käufe an einzelnen Wertpapieren ansetzen“, sagt er im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen
Zeitung“. „Besser wäre es, die Notenbank kaufte je nach Bank ganz spezifisch die schlechten Kredite auf.“ Und Werner geht sogar noch einen Schritt weiter: Er fordert, dass die EZB den Banken
ihr gefährdeten Kredite zum Nominalwert abkauft.
Dass dieser Nominalwert bei solch faulen Krediten oftmals deutlich unter dem aktuellen Wert liegen dürfte, stellt für Werner kein Problem dar. Zum Einen würde diese Vorgehensweise „den Instituten
am meisten helfen“, da sie so Gewinne erzielen, die „sie einsetzen könnten, um ihre Kapitalbasis zu stärken.“
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Zum Anderen erwirtschafte die Zentralbank keine echten Verluste. Das liege daran, dass die Notenbank nicht so wie eine Geschäftsbank bilanzieren müsse und deswegen „Wertpapiere lange, auch bis zum
Laufzeitende in nicht selten vielen Jahren, zum Nominalwert bilanzieren“ könne. Und: Selbst wenn die Zentralbank eine Abschreibung tätigen müsse, bedeute dies „noch lange nicht, dass die Notenbank
insgesamt einen Verlust erzielt“.
Klare Regeln von Nöten
Der Kauf schlechter Kredite benötige allerdings unbedingt das Aufstellen klarer Regeln, sagt Werner. Banken müssten „akzeptieren, dass die EZB erstens ihre Geschäfte überwacht und zweitens bereit
sein, ihr Gebaren auf die elementare Aufgabe zu konzentrieren, die Banken in einer Marktwirtschaft haben.“ Das hieße, dass Banken lediglich dazu dienen, Kredite für Investitionen bereitzustellen.
Die Folge: „Sie würden keine Kredite mehr vergeben etwa für den dann gehebelten Kauf von Wertpapieren und auch nicht für Konsumzwecke, denn beides steigert am Ende nicht unsere reale
Wirtschaftsleistung“, sagt Werner im Interview.
Beispiele, dass eine solche Politik wirkt, gebe es viele, sagt Werner. Japans Wirtschaftswunder, der wirtschaftliche Erfolg von Taiwan und Korea und sogar der Aufstieg von China zu einer
„globale[n] Wirtschaftsmacht" seien auf einer Kreditlenkungspolitik begründet.