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    AB-Fondmanager  777  0 Kommentare „Wir schauen in die Kühlschränke“

    FundResearch-Fondsmanager-Talk: Tassos Stassopolous von AB Europe, erläutert, warum er sein Portfolio anhand der Kühlschrankinhalte in Schwellenländern managt.

    FundResearch: Sie verwalten das Emerging Consumers Portfolio (ISIN: LU1005410508) bei AB Europe. Die verbreitete Story über die Schwellenländer ist, dass die wachsende Mittelschicht den Konsum antreibt und dadurch Wirtschaftswachstum generiert wird. Stimmen Sie dem zu?

    Tassos Stassopoulos: Prinzipiell ja. Die Ausgaben von Konsumenten aus den Schwellenländern sollen unseren Prognosen zufolge, die auf Daten der OECD basieren, auf 63 Milliarden US-Dollar bis zum Jahr 2030 ansteigen. Das Problem ist, diesen Trend zu nutzen. Traditionelle Methoden, um herauszufinden, wie Konsumenten die Schwellenländer-Indizes spielen, konzentrieren sich unangemessen stark auf Unternehmen mit etablierten Marktpositionen. Oft sind dies jedoch nur noch die Gewinner von gestern. Der einzige Weg, Ausgabentrends zu etablieren und einzufangen, sind ein echtes, bodenständiges Research, Besuche bei den Konsumenten vor Ort und Verständnis von deren Hoffnungen und Träumen.

    FundResearch: Anders als viele Analysten betrachten Sie nicht das Einkommen oder das Vermögen als Indikatoren für den Lebensstandard und dem damit verbundenen Konsum. Sie werfen einen Blick in die Kühlschränke der Menschen. Warum?

    Tassos Stassopoulos: Konsumenten aus den Schwellenländern trotzen den einfachen Klassifikationen. Einige Analysten ziehen das Einkommen, die Assets oder die Menschen pro Raum als Gerüst heran. Doch diese Indikatoren sind fehlerhaft. Küchen bieten ein ehrlicheres Spiegelbild. Hinter der Kühlschranktür gibt es eine Fülle von Informationen, die zu verstehen hilft, wer diese Konsumenten sind wie sie ihr Geld in der Zukunft wahrscheinlich ausgeben. Sobald wir verstehen, wie sich die Geschmäcker der Menschen mit einem Anstieg des Einkommens verändern, können wir herausfinden, wie in die Entwicklung der Konsumenten investiert werden kann.

    FundResearch: Wie genau muss man sich das vorstellen? Bereisen Sie mit Ihrem Team die Schwellenländer und klingeln bei den Menschen an der Haustür? 

    Tassos Stassopoulos: Wir analysieren den Inhalt von mehr als 100 Kühlschränken in ländlichen und städtischen Wohnungen. Die wir in 13 sich entwickelnden Ländern von Chile bis China besucht haben. Weil das aber keine große statistische Auswahl ist, legt das ursprüngliche Muster, das wir sehen, nahe, dass der Inhalt des Kühlschranks der Spiegel des Lebensstandards ist. Es ist ein wertvoller Einblick.

    FundResearch: In dem einen Kühlschrank finden Sie Eier, im nächsten Bier und im dritten Medizin-Produkte. Welche Schlüsse ziehen Sie daraus? Wie hilft Ihnen das beim Portfoliomanagement?

    Tassos Stassopoulos: Die Produkte im Kühlschrank erzählen uns, wofür der Besitzer sie nutzt. In Wohnungen der Arbeiterklasse wird der Kühlschrank hauptsächlich zur Effizienz genutzt. Hier finden sich Basis-Lebensmittel wie Eier, Obst, Gemüse und einige Fertiggerichte. Die Mittelschicht hat vermehrt Genuss-Lebensmittel im Kühlschrank, von alkoholischen Getränken bis Schokolade und Käse. Und in den wohlhabenden Haushalten ist Gesundheit ein großes Thema. Dort befindet sich dann Lebensmittel wie fettarmer Joghurt oder 100%-Fruchtsäfte. Um den Eigentümer also korrekt klassifizieren zu können, muss man verstehen, wie die jeweilige Gruppe ihr Geld ausgibt, um ihren sozialen Status zu verbessern.

    FundResearch: Das heißt, um als Anleger an der Entwicklung der Schwellenländer teilzuhaben, sollte man in Unternehmen investieren, die Produkte für die Kühlschränke der ärmsten Schicht herstellen, weil dort das Wachstumspotenzial am stärksten ist?

    Tassos Stassopoulos: Ja. Aber die spezifischen Investment-Rückschlüsse unterscheiden sich von Land zu Land. China ist unserem Research zufolge beispielsweise in der Genuss-Lebensmittel-Phase. Daher sollten Unternehmen, die Produkte wie Bier, Butte oder Schokolade herstellen, von steigenden Einkommen profitieren. Indische Familien kaufen noch immer Kühlschränke und füllen sie mit effizienter Nahrung wie Milch, Joghurt und Fertigsoßen. Brasilien hingegen verlagert sich derzeit in den Gesundheitsmodus, was den Herstellern hochwertiger Lebensmittel entgegenkommt. Das alles ist aber immer nur der Ausgangspunkt. Wir schauen uns auch das Marktumfeld und die Fundamentaldaten der Unternehmen an, um erfolgreiche Kandidaten für unser Portfolio zu identifizieren.

    FundResearch: In welchen Ländern sind derzeit welche Produkte gefragt?

    Tassos Stassopoulos: Wir haben eine Vielzahl von Trends in unserem Portfolio abgebildet. Kolumbien befindet sich beispielsweise in der Genuss-Phase, weshalb wir in den lokalen Schokoladenhersteller Nutresa investiert haben. Aufgrund der Gesundheitsphase in Brasilien haben wir Unternehmen wie Danone im Portfolio, die gesunde probiotische Produkte, die von den Konsumenten nachgefragt werden.

    (PD)




    Patrick Daum
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    Patrick Daum ist Dipl.-Politologe mit Schwerpunkt für Europa, Wirtschaft und Recht. Als Redakteur bei €uro-Advisor-Services GmbH ist er zuständig für die Top-Themen auf www.fundresearch.de.
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    Verfasst von 2Patrick Daum
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