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    Vom Hoffnungsträger zum Sorgenkinder  3057  0 Kommentare Pulverfass Schwellenländer - Droht eine neue Schuldenkrise?

    Brasilien, Russland, Indien, China – die so genannten BRIC-Staaten waren drauf und dran, die Kräfteverhältnisse der Weltwirtschaft auf den Kopf zu stellen. Aber das war einmal. Gestern noch als Hoffnungsträger gefeiert, stehen sie heute mit dem Rücken zur Wand.

    Das derzeitige Sorgenkind der Weltwirtschaft heißt Euro-Zone. Fast täglich erreichen uns neue Hiobsbotschaften, längst ist die Rede von der zurückgekehrten Eurokrise. Doch während die Scheinwerfer gänzlich auf Europa gerichtet sind, geraten andere Länder aus dem Fokus – womöglich mit fatalen Folgen. Denn heimlich still und leise hat sich die Stimmung in den Schwellenländern merklich gedreht. Die Zeichen stehen auf Krise.

    An den Finanzmärkten der ehemals wachstumsstarken Schwellenländer ticke eine Zeitbombe, schreibt die „Welt“ mit Blick auf die kritische Lage vor allem in den sogenannten BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China).

    Gestern Hoffnungsträger, heute Sorgenkinder

    Es ist gar nicht so lange her, da wurde den BRIC-Staaten angesichts beeindruckender Wachstumszahlen eine glorreiche Zukunft prophezeit. Als sich die fünf Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika im Juli dieses Jahres trafen um eine eigene Entwicklungsbank und einen eigenen Währungsfonds zu gründen, sahen einige darin sogar den Beginn einer Revolution des globalen Finanzsystems, wie wallstreet:online seinerzeit berichtete.

    Heute, knapp drei Monate später, kann von einer Wachablösung an der Spitze der Weltwirtschaft keine Rede mehr sein. Im Gegenteil, die BRIC-Staaten steuern geradewegs in eine „Ära des langsamen Wachstums“ zu, manchen droht sogar die Rezession. Laut „Welt“ konnten die Schwellenländer im Juli nur noch 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat wachsen. Das klingt zunächst nach einer soliden Wachstumsrate, doch der Schein trügt.

    China wächst, alle anderen schwächeln

    Tatsächlich beruhen die Zahlen in erster Linie auf dem chinesischen Wachstum. Während China im Juli noch immer mit Wachstumsraten um die 7 Prozent aufwarten konnte, stecken andere Staaten wie Brasilien oder Russland längst in der Krise (wallstreet:online berichtete).

    Finanzmärkte senden Alarmsignale

    Das wiederum spiegelt sich auch an den Finanzmärkten wider. Seit September sind die Börsen der Schwellenländer um mehr als zwölf Prozent abgesackt, der MSCI Emerging Markets büßte seit Ende August zehn Prozent an Wert ein. Die „Welt“ spricht in diesem Zusammenhang von einem „veritablen Einbruch“ der Schwellenländer-Aktien.

    An den Devisenmärkten geht es ebenfalls abwärts. Zahlreiche Währungen der Wachstumsnationen mussten in den letzten Wochen und Monaten deutliche Verluste hinnehmen. Vor allem der russische Rubel befindet sich seit Wochen auf Talfahrt und erreichte am Donnerstag ein neues Rekordtief. Laut "Welt" habe die russische Währung mit einem Werteverlust von jetzt 21 Prozent seit Jahresanfang stärker verloren als jede andere große Emerging-Markets-Devise. Damit könnte der Rubel zusammen mit dem sinkenden Ölpreis zum Sargnagel für Russland zu werden (Lesen Sie hierzu: Rubel stürzt ins Bodenlose – Droht Russland der Kollaps?).

    Russischer Rubel - US Dollar 5-Tage-Chart

    Konsum auf Pump, dem billigen Geld sei dank

    Doch wie können die Hoffnungsträger von gestern so schnell zu den Sorgenkindern von heute mutieren? Für die „Welt“ zeige die Entwicklung der Schwellenländer deutlich, dass eine optisch niedrige Schuldenquote und ein einigermaßen ausgeglichener Haushalt oft nur Teil der Wahrheit sind. Vielmehr hätten die Länder in den vergangenen Jahren von der lockeren Geldpolitik der weltweiten Notenbanken profitiert, die es ihnen ermöglichte, durch billiges Geld ihren Über-Konsum zu finanzieren. Die Schwellenländer seien dadurch zu einem Konsum verführt worden, den sie sich nicht leisten könnten. Die Folge: Die Leistungsbilanzen vieler Wachstumsnationen steckten im tiefroten Bereich. Länder, die zu viel konsumieren und dabei auf Kapitalzuflüsse von außen angewiesen sind, weil sie selbst zu viele Schulden machen – das erinnert stark an die Euro-Staaten vor dem Ausbruch der Schuldenkrise 2009. Und das ist alles andere als ein gutes Zeichen.





    wallstreetONLINE Redaktion
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