Korrekturgefahr
Ist die Wallstreet in ein paar Wochen fällig?
Die Hausse in den USA steht kurz davor, einen neuen Rekord aufzustellen. Denn die bisher längste Rallye, in der der breite Index S&P zu keinem Zeitpunkt um mehr als 10 Prozent korrigierte, lief
von Juli 1984 bis August 1987 – und damit genau 1127 Tage. Zum Vergleich: Heute befinden wir uns am Tag 1115 der derzeitigen Rallye. Angesichts einer solch langen ununterbrochenen Aufwärtsbewegung
stellt sich die Frage, ob es nicht an der Zeit ist für eine stärkere Korrektur.
Warnsignale gibt es durchaus einige: Zum Beispiel wurde in den vergangenen Wochen der fast zwei Jahre andauernde steile Aufwärtstrend beim S&P 500 nach unten durchbrochen. Zudem hat der
Technologieindex Nasdaq Composite vor der jüngsten Korrektur fast punktgenau auf dem Level Halt gemacht, der vor einigen Jahren der Höhepunkt in der
New-Economy-Blase war. Innerhalb von fünf Jahren hat sich der Nasdaq Composite fast verdreifacht. Und die neuesten Quartalsberichte aus dem Technologiesektor waren nicht annähernd so gut, wie
es der Jubel über einige wenige Zahlenwerke von Konzernen wie Apple oder Microsoft vermuten lassen würde.
Noch stärkere Warnsignale kommen allerdings aus dem Rohstoffsektor: Der Erdölpreis ist seit Juni von knapp 115 USD je Barrel auf nur noch 84 USD je Barrel eingebrochen. Auch der ohnehin am Boden
liegende Preis für Eisenerz befindet sich an den Weltmärkten im freien Fall und erreichte jüngst ein 5-Jahres-Tief. Zwar werden sich die Preisrückgänge für Energierohstoffe und Baumaterialien in
vielen Ländern wie ein Konjunkturprogramm auswirken. Sorgen bereitet mir aber das schnelle Tempo des Preisverfalls. Es zeigt, dass sich irgendetwas in der Weltkonjunktur ziemlich negativ entwickeln
muss.
Vieles deutet darauf hin, dass das Problem im Fernen Osten liegt: Laut der China Iron & Steel Association (CISA) sind die lokalen Stahlpreise in China zwölf Wochen in Folge gefallen. Chinas
Stahlkonzerne haben inzwischen damit begonnen, die Weltmärkte mit ihren Produkten zu fluten. So explodierten die Stahlexporte Chinas im Jahresvergleich um 73% auf einen neuen Rekordwert von 8,52
Mio. Tonnen im September. Gleichzeitig lahmt vor allem die heimische Bauwirtschaft, die bisher einer der Wachstumstreiber in China war. Immer mehr Baukräne stehen dort still.