Unmut über Eingriffsmöglichkeiten
EZB-Bankenaufsicht will Geschäftsmodelle und Strategie der Banken prüfen
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird als Bankenaufsicht künftig auch die Geschäftsmodelle von Banken unter die Lupe nehmen und damit deutlich schärfer prüfen als die bisherigen deutschen Bankenaufsichten BaFin und Bundesbank. „Das Geschäftsmodell wird nun Gegenstand aufsichtlicher Beurteilung“, sagt Daniel Quinten, Experte für Bankregulierung und Partner beim Wirtschaftsprüfer KPMG in Frankfurt, gegenüber der "WirtschaftsWoche". Die knapp 200 Seiten starke Aufsichtsrichtlinie gibt der EZB weitreichende Eingriffsmöglichkeiten. „Stellt die Aufsicht Defekte im Geschäftsmodell einer Bank fest, kann sie die betroffenen Aktivitäten einschränken“, heißt es den Informationen zufolge in den Vorschriften.
In diesen Aufgabenbereich falle auch die Einschätzung der EZB, wie nachhaltig eine Bank wirtschaftet. Die jährlichen Prüfungen seien laut Regulierungsexperte Quinten vom Umfang mit einer Due Diligence zu vergleichen, also der Durchleuchtung eines Unternehmens durch kaufinteressierte Investoren. Banken müssten der EZB dann wie einem Eigentümer in spe erklären, womit sie in den kommenden zwölf Monaten ihr Geld verdienen wollen und wie nachhaltig ihre Strategie ist.
Skespis in der Bankenwelt
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Die deutsche Bankenwelt ist wenig erfreut. „Ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass sich die EZB-Aufsicht direkt in Managemententscheidungen der Banken einmischt“, sagt Liane Buchholz, Hauptgeschäftsführerin beim Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) in Berlin der "WirtschaftsWoche". Auch der Sparkassenverband DSGV äußert sich kritisch darüber. „Der Aufseher ist nicht der bessere Kaufmann und soll es auch nicht sein“, sagte ein DSGV-Sprecher. Die Verantwortung für das Geschäftsmodell und die strategische Ausrichtung eines Instituts müsse in den Händen des Vorstands einer Bank bleiben, ansonsten würden marktwirtschaftliche Prinzipien aufgegeben.