Europas Banken unter Druck
Regulierung und Mini-Zinsen - Deutschlands Banken warnen vor negativen Folgen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutschlands Banken warnen vor negativen Folgen immer neuer Regeln für die Branche. "Mit der Vollendung der Bankenunion sollte die Politik ihren Regulierungseifer eine Zeit lang bremsen", forderte BVR-Präsident Uwe Fröhlich in seiner Funktion als Sprecher der Deutschen Kreditwirtschaft am Montag in Frankfurt. "Ständige Veränderungen des Finanzmarktrahmens stellen selbst ein Risiko dar."
DZ-Bank-Chef Wolfgang Kirsch betonte bei der "Euro Finance Week": "Profitable Banken mit realwirtschaftlich orientierten Geschäftsmodellen, die zur Stabilisierung des Finanzsystems beitragen, dürfen nicht durch unverhältnismäßige Überregulierung ausgebremst werden." Die Kosten für die Umsetzung neuer Regeln seien ohnehin enorm und drückten auf die Gewinne der Institute in Europa. "Große US-Banken werden am Ende als Gewinner dastehen", sagte Kirsch.
Deutsche Banken hinken hinterher
Auch nach Einschätzung von Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen hinkt die europäische Finanzbranche der Konkurrenz jenseits des Atlantiks hinterher: "Die Ertragsstärke der Banken in Europa ist absolut nicht hinreichend."
Angesichts schärferer Regeln, höherer Kosten und den Herausforderungen der Digitalisierung seien tragfähige Geschäftsmodelle wichtiger denn je, sagte Fitschen. Dies werde auch zu Zusammenschlüssen führen: "Die Vielfalt bleibt erhalten. Aber Vielfalt heißt nicht die gleiche Anzahl von Instituten."
Strafzinsen auf Sparkonten - für alle eine Option?
Fröhlich stellte klar, Strafzinsen für private Sparer wolle die Branche trotz des hohen Drucks auf ihre Erträge vermeiden: "Die Deutsche Kreditwirtschaft erwartet nicht, dass es zu negativen Einlagenzinsen für Privatkunden kommen wird." Die Europäische Zentralbank (EZB) verlangt von Banken, die Geld bei ihr parken, 0,2 Prozent Zinsen. Die Deutsche Skatbank hatte für Aufregung gesorgt, weil sie dies seit November an Kunden weitergibt - allerdings nur bei Gesamteinlagen über drei Millionen Euro.
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Grundsätzlich ist die EZB bereit zu weiteren Schritten gegen Mini-Inflation und Konjunkturschwäche im Euroraum, wie EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch bekräftigte. Allerdings sollten die bisherigen Sondermaßnahmen zunächst ihre Wirkung entfalten können. Die Notenbanker seien sich "möglicher Nebenwirkungen und Langzeitrisiken" ihres Kurses bewusst, versicherte Mersch./ben/enl/DP/jha
Hintergrund Strafzinsen:
Als erstes Geldinstitut führte die Skatbank in Altenburg einen Strafzinsen für Privatkunden ein (wallstreet:online berichtete). Kurz danach warnte die Deutsche Bank deutsche Sparer, Negativzinsen dürften bald die Regel sein. Dem Tabubruch folgt nun die nächste Bank. So wird die DZ Privatbank in Luxemburg ihren Kunden vom 15. November an 0,25 Prozent pro Jahr auf Guthaben abziehen. Und die anderen Institute? Äußerungen des Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Georg Fahrenschon, seien Strafzinsen mit den Sparkassen nicht zu machen.