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    Wealth Management  886  0 Kommentare Eine Branche im Umbruch

    Studie legt Veränderungen offen, denen sich Privatbanken stellen müssen. Profitieren könnten unabhängige Vermögensverwalter.

    Europäische Privatbanken stehen vor tiefgreifenden und strukturellen Veränderungen. Das geht aus einer gemeinsamen Studie von J.P. Morgan Asset Management und Oliver Wyman mit dem Titel „The Future of European Wealth Management: Imperatives for Success“ hervor. 

    Demnach erwarten über 90 Prozent der leitenden Mitarbeiter europäischer Wealth Manager eine Konsolidierung. Rund 85 Prozent gehen davon aus, dass kleinere Anbieter durch größere übernommen werden. 73 Prozent der Befragten erwarten, dass sich größere Anbieter stärker auf die Kernkompetenzen des Private Banking und die fokussierte Betreuung einzelner Kundensegmente konzentrieren werden. Dies impliziere, dass sie sich von Teilen des Geschäfts – wie Abwicklung oder Asset Management-Aktivitäten – trennen und stattdessen verstärkt in das Kernsegment „Kundenberatung“ investieren.

    Auch die Kundenstruktur werde sich verändern. Auf der einen Seite entstünde durch innovative Industrien – vor allem aus der digitalen Welt – ein neuer Typ von Vermögenden. Dieser weise eine veränderte Investmentkultur und Betreuungsbedürfnisse auf. Auf der anderen Seite komme es in den nächsten 20 bis 30 Jahren zu umfangreichen Vererbungen von Vermögen an die nächste Generation. Diese jüngere Generation stelle andere Ansprüche an Beratung.

    Digitale Technologien sind der Studie zufolge die Zukunft des Wealth Management. Damit müssten sich Wealth Manager auseinandersetzen. Diese Technologien vereinfachten den administrativen Kundenkontakt und ermöglichten durch eine Reallokation der Ressourcen eine bessere Kundenbetreuung und ein aktiveres Service-Niveau – sowohl in der digitalen Welt als auch im persönlichen Austausch.

    Schließlich führe die Konzentration der Aufsichtsbehörden auf den Schutz der Kunden und die Stabilität des Finanzsystems zu zahlreichen neuen und aufwändigen Aufgabenbereichen für Privatbanken. Diese Regulierungsmaßnahmen senkten zwar die Rentabilität. Doch sie eröffneten auch die Chance zur Differenzierung.

    Branche muss neues Vertrauen schaffen

    „Die derzeit zu beobachtenden Veränderungen in der Branche stellen für die traditionellen Privatbanken eine große Herausforderungen dar“, fasst Stefan Jaecklin, Partner und Leiter der Wealth and Asset Management-Practice von Oliver Wyman, die Studienergebnisse zusammen. „Wer zukünftig Erfolg haben will, muss genau verstehen, welche Kräfte am Werk sind.“ Darüber hinaus sei eine gezielte Strategie erforderlich, die effektiv umgesetzt werden müsse. „Eine besondere Herausforderung ist und bleibt es, das in der Finanzkrise verspielte Vertrauen der Anleger wieder zurückzugewinnen“, ergänzt Christoph Bergweiler, Deutschlandchef bei J.P. Morgan Asset Management. „Noch werden 80 Prozent der Investmentprodukte in Kontinentaleuropa von Banken eingesetzt. Zunehmend vertrauen vermögende Kunden jedoch auf unabhängige Anbieter ohne Bezug zu einem Finanzinstitut wie Multi Family Offices, unabhängige Vermögensverwalter oder neu entstehende Anbieter außerhalb der traditionellen Finanzindustrie.“

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    Fokus muss auf Beratungskompetenz und neuen Technologien liegen

    Privatbanken empfehlen die Autoren der Studie, sich den technologischen Neuerungen nicht zu verschließen. „Erfolg werden am Ende diejenigen haben, denen es gelingt, den digitalen Fortschritt erfolgreich mit den Attributen des traditionellen Private Banking zu verbinden: Stabilität, ein breites Angebot und eine fundierte persönliche Beratung“, sagt Bergweiler. Zudem sei es erforderlich, sowohl die Produktivität der Kundenberater als auch die operative Effizient der Administration zu erhöhen, um dem branchenweiten Trend sinkender Margen entgegenzuwirken. Nicht zuletzt sollten Wealth Manager den Fokus auf ihre ureigensten Kernkompetenzen – Beratungsfähigkeit und ergebnisorientierten Portfolioaufbau – legen. Die Beziehung zwischen Privatbanken und Assetmanagern sei dabei entscheidend. „Basierend auf den Studienergebnissen  erwarten wir, dass Wealth Manager weniger, aber dafür tiefere Partnerschaften mit Assetmanagern eingehen werden“, erläutert Bergweiler. „Einige Anbieter arbeiten beispielsweise mit den Anlageverwaltern schon über die Produktebene hinaus zusammen, unter anderem in den Bereichen Kapitalmarktexpertise, Produktkompetenz und gemeinsame Produktentwicklung.“

    Der Markt der europäischen Privatbanken stelle mit einem verwalteten Vermögen von 18 Billionen US-Dollar noch immer einen der aussichtsreichsten Märkte im Wealth Management dar. Das Wachstum wachse seit 2010 mit jährlich 4,3 Prozent deutlich stärker als das nominale BIP-Wachstum in Europa und die Eigenkapitalrendite sei mit 13 bis 15 Prozent höher als in anderen Finanzdienstleistungssegmenten. Jedoch falle die Profitabilität im Vergleich zu der Zeit vor der Finanzkrise 20 Prozent geringer aus. Die Studie basiert auf intensiven Einzelinterviews mit CEOs und leitenden Führungskräften von 23 Privatbanken sowie einer Online-Umfrage unter weiteren 136 hochkarätigen Marktteilnehmern aus 13 europäischen Ländern.

    (PD)




    Patrick Daum
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    Patrick Daum ist Dipl.-Politologe mit Schwerpunkt für Europa, Wirtschaft und Recht. Als Redakteur bei €uro-Advisor-Services GmbH ist er zuständig für die Top-Themen auf www.fundresearch.de.
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    Verfasst von 2Patrick Daum
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