Goldkäufe
Inder sind Goldweltmeister zum Schaden der Handelsbilanz - Regierung plant Restriktionen
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Der günstige Goldpreis passend zur traditionellen indischen Festivalperiode führte dazu, dass Indien an China vorbeizog und erneut die Nummer eins unter
den weltweiten Goldkäufern ist. Nun gut, könnte man sich denken, es gibt schlimmeres, als eine Bevölkerung, die gerne Gold kauft. Das ist mit Sicherheit richtig. Im Fall von Indien jedoch führen
die massiven Goldimporte zu einem immer größer werden Handelsbilanzdefizit.
Zunächst ein paar Zahlen: Lag das Handelsbilanzdefizit Indiens im Oktober 2013 noch bei 10,59 Milliarden Dollar, liegt es auf Basis der Oktober-Daten für dieses Jahr bereits bei 13,35 Milliarden
Dollar. Ein Grund: Die gesamten Importe nahmen im betrachteten Zeitraum um 3,6 Prozent zu. Bei diesem Zuwachs spielen insbesondere die deutlich gestiegenen Goldimporte eine Rolle: Seit Oktober
letzten Jahres haben sie sich vervierfacht. Ihr Volumen lag im Oktober dieses Jahres bei nunmehr 4,18 Milliarden Dollar. Das berichtet das „Wall Street Journal Deutschland“.
Nicht unwesentlich ausgewirkt hat sich die Zusammenkunft von zwei Effekten: So fiel der Preis für Gold in den vergangenen Monaten deutlich. Der Zeitpunkt des Preisfalls wiederum kam den Indern sehr
entgegen, da er sich über die indische Festivalperiode erstreckte. Traditionell kaufen Inder in dieser Zeit gerne und viel Gold als Verheißung des Glücks, berichtet das Journal. Die Kombination von
beidem trug erheblich dazu bei, dass Indien erneut an China vorbeizog und wieder die Nummer eins unter den weltweiten Goldkäufern ist.
Regierung plant neue Beschränkungen
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Die indische Regierung will und kann diese Entwicklung so nicht einfach hinnehmen. Denn das Handelsbilanzdefizit setzt der indischen Rupie zu. Um dem Defizit entgegenzuwirken, hatte Indien bereits
letztes Jahr die Steuern auf Gold erhöht. Gleichzeitig wurden Restriktionen bezüglich der Importe beschlossen, schreibt das Journal. Im Mai jedoch kehrte die Regierung um und lockerte die
Beschränkungen.
Die drastischen Steigungen sowohl der Goldimporte als auch des Defizits in der Handelsbilanz dürften die indische Regierung dazu bewegen, neue, intensivere Maßnahmen zu ergreifen. Laut WSJ plant
die Regierung, in Kürze neue Beschränkungen zu verabschieden, um stärker gegen das Handelsbilanzdefizit anzukämpfen.
Doch kaum eine politische Maßnahme geht natürlich ohne Gegenstimmen über die Bühne. In diesem Fall begehrt die indische Schmuckindustrie gegen die Importbeschränkungen auf. „Die Regierung ist ohne
Zweifel besorgt über Auswirkungen des aktuellen Handelsbilanzdefizits und will dieses möglichst schnell unter Kontrolle bringen. Aber zusätzliche Einfuhrhemmnisse dürften genau den gegenteiligen
Effekt haben. Die heimischen Preise dürften anziehen und die Nachfrage leiden“, zitiert das Journal Pankaj Parekh, Vizepräsident des Lobbygremiums Gems and Jewelry Export Promotion Council.
Restriktionen setzen der Kreativität der Schmuggler freien Lauf..
Übrigens hatte die Beschränkung des Goldimports im vergangenen Jahr einen ungewünschten Nebeneffekt: Goldschmuggel avancierte zu einer Art Volkssport unter Indern. Und wer trotz des ernsten
Hintergrunds ein wenig Zeit zum Schmunzeln über hat, dem seien die folgenden Links empfohlen: „Wie schmuggelt
man am besten Gold? So jedenfalls nicht!“ und „Goldbarren-Schmuggel der anderen Art“.
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