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    Zwangswandelanleihen  4074  4 Kommentare Vorsicht, Coco-Bonds lindern keine Bankenkrise, sie verschärfen sie!

    „Coco-Bonds“ heißen die neuen Wunderwaffen gegen die Bankenkrise, weil sie den Banken im Krisenfall zu mehr Eigenkapital verhelfen. Klingt gut, aber die Sache hat einen Haken: Falsch konstruiert, können die Anleihen eine Krise sogar verschärfen, warnen Forscher.

    Mehr Eigenkapital für Banken! – So lautet das Credo seit der Finanzkrise. Doch so vehement Politiker und Finanzaufsicht auch fordern, die Banken mögen endlich ihr Eigenkapital erhöhen, so schwer fällt es den Finanzinstituten, der Forderung tatsächlich Folge zu leisten. Aber Not macht ja bekanntlich erfinderisch und so zauberten die Banker schnell ein neues Wundermittel aus dem Ärmel: „Contingent Convertible Bonds“, kurz „Coco-Bonds“.

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    Hierbei handel es sich um eine Art Zwangswandelanleihe, mit der Banken in Krisenzeiten Fremdkapital zu Eigenkapital umwandeln können. Das funktioniert so: Die Bank gibt eine Anleihe mit festem Zinssatz aus, ähnlich einer Unternehmensanleihe. Der Clou dieser Anleihe: Unterschreitet die Bank einen festgelegten Wert ihrer Kernkapitalquote, zumeist 7 Prozent, wird die Anleihe in Eigenkapital der Bank umgewandelt.

    Coco-Bonds locken mit Win-Win-Win-Situation

    Coco-Bonds locken mit deutlich höheren Zinsen als normale Unternehmensanleihen. Allerdings müssen Anleger dafür auch ein höheres Risiko in Kauf nehmen. Denn tritt der oben beschriebene Fall ein, müssen die Gläubiger ihre Anteile zwangsweise in Aktien der Bank umwandeln lassen  - oder noch schlimmer: Sie verlieren ihre Ansprüche ganz.

    Glücklicherweise ist dieser Fall bisher noch nie eingetreten und gerade deshalb liegen für viele die Vorteile der Coco-Bonds auf der Hand. Anleger freuen sich über ihre Rendite, Banken darüber, dass sie ihren Kapitalpuffer weiter stärken und auch die Politik ist zufrieden, immerhin werden im Krisenfall zuerst die Gläubiger zur Kasse gebeten und nicht die Steuerzahler. Eine Win-Win-Win-Situation sozusagen. Eine, die noch dazu im Krisenfall das Bankensystem stabilisiert.

    Coco-Bonds können Krise verschärfen

    Aber wenn es in der Finanzwelt eine Faustregel gibt, dann die, dass nichts so gut und so einfach ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Coco-Bonds sind da keine Ausnahme. Zwei Ökonomen der TU München und der Universität Bonn haben die neuen vermeintlichen Wunderwaffen genauer unter die Lupe genommen und untersucht, ob Coco-Bonds in einer Krise tatsächlich zur Stabilisierung des Bankensystems beitragen könnten. Und siehe da: Sie könnten eine Krise unter Umständen sogar verschärfen!

    Auf die Konstruktion kommt es an

    Entscheidend sei nach Ansicht der Initiatoren der Studie (Titel: "Does Contingent Capital Induce Excessive Risk Taking?") die Konstruktion der Coco-Bonds. Prof. Christoph Kaserer (TU München) und Prof. Tobias Berg (Uni Bonn) unterscheiden nämlich zwischen zwei Arten von Coco-Bonds, den „Convert to steal“-Bonds und den „Convert to surrender“-Bonds.

    Im Fall der „Convert to steal“-Variante werden die Bonds zu einem für die Gläubiger ungünstigen Verhältnis umgewandelt: Entweder sie verlieren ihre Ansprüche ganz oder ihre Anleihen werden in Aktien umgewandelt, deren Gesamtwert aber deutlich unter dem Gesamtwert der Anleihen liegen. Diese Konstruktion berge nicht nur für die Anleger absehbare Gefahren, sondern schaffe überdies auch Anreize, die eine Krise noch verschlimmern können, so die Ökonomen. Gerate eine Bank in Schwierigkeiten, könnten derartige Coco-Bonds die Bank dazu verleiten, ihre Lage weiter zuzuspitzen – nämlich bis die Umwandlung der Bonds ausgelöst wird und die Bank so von einem Teil ihrer Schulden befreit. „Damit könnte die Existenz von Coco-Bonds krisenverschärfend wirken, weil die Eigentümer davon profitieren, wenn es der Bank, zumindest vorübergehend, noch schlechter geht“, warnt Tobias Berg.

    Eine stabilisierende Wirkung, wie sie von Befürwortern der Coco-Bonds ins Feld geführt wird, stellt sich nach Ansicht der Forscher jedoch nur dann ein, wenn die Anleihen als „Convert to surrender“-Bonds konstruiert sind. Bei dieser Variante werden die Anleihen der Gläubiger im Krisenfall zu gleichwertigen Aktien umgewandelt. Laut Berg gäbe es dann mit einem Schlag eine Gruppe neuer Aktionäre mit wesentlichen Aktienpaketen. Deshalb würden die Altaktionäre alles unternehmen, dass dieser Fall nicht eintritt, sprich die festgelegte Kernkapitalquote nicht unterschritten wird. So konstruierte Coco-Bonds hätten also die erhoffte stabilisierende Wirkung auf das Bankensystem.

    Deutsche Bank greift zu Coco-Bonds

    Seit 2009 greifen europäische Banken vermehrt zu Coco-Bonds, um ihre Eigenkapitalquote zu verbessern. Deutsche Banken hatten sich aufgrund steuerlicher Unsicherheiten zunächst zurückgehalten. Doch nun steigen auch sie langsam aber sicher ins Coco-Bonds-Geschäft ein. Die Deutsche Bank erklärte am Mittwoch, sie habe mithilfe von Coco-Bonds umgerechnet 1,2 Milliarden Euro bei Investoren eingesammelt (dpa-AFX berichtete).

    Ergänzung: Die Zwangswandelanleihe der Deutschen Bank wurden in einer Stückelung von je 200.000 US-Dollar angeboten. Die Konstruktion: Fällt die Eigenkapitalquote der DBK unter 5,125 Prozent, werden die Papiere abgeschrieben. Die Investoren werden somit an den Verlusten beteiligt. Bei den Coco-Bonds der Deutschen Bank handelt es sich also genau um jene „Convert to steal“-Bonds, die laut den Forschern eine Krise weiter verschärfen könnten. Für das Risiko gibt es aber auch höhere Zinsen von jährlich 7,5 Prozent. Die Coco-Bonds der Deutschen Bank haben eine Laufzeit bis 30. April 2025.





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