DWS-Stratege
„2015 mit kontrolliertem Risiko investieren“
Beim €uro-Roundtable in München erläutert Helmut Kaiser, Senior Strategist der DWS, womit sich im kommenden Jahr Renditen erzielen lassen und wovon Anleger die Finger lassen sollten.
Beim €uro-Roundtable von €uro Advisor Services in München stand das kommende Jahr im Mittelpunkt. Die Experten von fünf Fondsgesellschaften diskutierten über die „Trends 2015“. Helmut Kaiser, Senior Strategist bei der Deutschen Asset & Wealth Management, erläutert, warum die Aktien-Hausse im kommenden Jahr mit angezogener Handbremse weitergeht, wie die wirtschaftliche Lage im Euroraum aussieht und wann die US-Notenbank Fed die Zinsen erhöhen wird.
FundResearch: Es war in diesem Jahr auffällig, dass sich viele Volkswirte mit ihren Ausblicken geirrt haben. Nahezu alles verlief anders als vorhergesagt. Wie konnte das passieren?
Helmut Kaiser: Diese Aussage muss ich für unser Haus korrigieren. Im Gegenteil - wir lagen mit unseren Prognosen in wichtigen Assetklassen, so vor allem bei den wichtigsten Währungen und bedeutenden Aktienmärkten, richtig. Die jüngste Underperformance des deutschen Leitindex DAX ist vorwiegend auf die Ukraine-Russland-Krise zurückzuführen. Solche geopolitischen Ereignisse lassen sich schlicht nicht prognostizieren. Anders sieht es bei Rentenanlagen aus. Hier müssen wir zugeben, dass wir – wie fast 100 Prozent der Prognostiker – die Deflationsrisiken der Weltwirtschaft, vor allem in Euroland, unterschätzt haben und daher mit zu hohen Renditen gerechnet haben. Allerdings spielt auch hier die Geopolitik und die damit verbundenen Kapitalflüsse in die klassischen Sicherheitshäfen Bunds und Treasuries eine wichtige Rolle.
FundResearch: Geht die Aktien-Hausse 2015 weiter?
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Helmut Kaiser: Ja, allerdings differenziert und mit angezogener Handbremse. Die Zutaten für eine weitere positive Aktienentwicklung in Form von hoher Liquidität, fairer Bewertung von Aktien, stabiler Weltkonjunktur und Gewinnentwicklung sowie anhaltender Untergewichtung von Aktien in vielen internationalen institutionellen und privaten Portfolios aufgrund von Regulierungen und Risikoaversion vieler Anlegergruppen sind nach wie vor gegeben. Allerdings befinden wir uns schon im sechsten Bullmarktjahr, die Luft wird naturgemäß dünner, zumal wichtige Indizes vor allem in den USA auf Allzeithoch notieren. Wir gehen daher von Kursgewinnen im Rahmen der Gewinnzunahmen aus, diese dürften für die meisten Aktienmärkte im mittleren einstelligen Bereich liegen. Zudem muss man sich auf eine mögliche Zinswende in den USA im zweiten Halbjahr einstellen. Diese wäre dann die erste seit fast zehn Jahren und dürfte für höhere Volatilität und zumindest am Anfang für Gewinnmitnahmen sorgen.