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    „Verlorenes Jahrzehnt“  3205  0 Kommentare Eurozone droht Schicksal Japans - Demographie und Schuldenberge erdrückend

    Die Euro-Zone kommt nicht in Tritt. Immer lauter werden die Forderungen nach einer geldpolitischen Lockerung. Immer lauter werden aber auch die Warnungen, der Euro-Zone stehe ein „verlorenes Jahrzehnt“ bevor. Verwiesen wird dabei in der Regel auf Japan. 
     
    Doch: Wie konkret sind die Parallelen zwischen der Euro-Zone und Japan? Was lässt sich womöglich aus dem lernen, was Japan bereits erlitten hat? Im „manager-magazin“ impliziert Henrik Müller aus dem Beispiel Japans drei konkrete Warnungen für die Euro-Zone.
     
    Gefährlich werde es insbesondere, wenn eine Finanzkrise in eine demografische Krise übergehe, warnt Müller. Mit Blick auf Japan sehe das wie folgt aus: Nach der Finanzkrise habe es fünfzehn Jahre gedauert, ehe 2005 „die Schulden der Unternehmen auf halbwegs erträgliche Nievaus gesunken waren“. Doch ehe sich Hoffnungen auf Wachstum breit machen konnten, setzte die alternde und schrumpfende Bevölkerung der Wirtschaft zu. Denn, so Müller, die demografische Situation und die Investitionen bedingen und hemmen in diesem Fall einander. Ähnliche Tendenzen gebe es auch in der Euro-Zone. Prognosen der Uno hätten ergeben, dass sich die demografische Situation in Europa ab ungefähr 2020 verschlechtere, beschreibt Müller. Allen voran in Deutschland und Italien existierten demografische Probleme. 
     
    Ausufernde Schulden der öffentlichen Haushalte
     
    Ein anderes Problem seien ausufernde Schulden der öffentlichen Haushalte. In Japan betragen die Verbindlichkeiten der öffentlichen Haushalte 230 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, heißt es in dem Artikel. „Kein anderes westliches Land ist so hoch verschuldet“, schreibt Müller. Schuld daran seien viele große, aber wenig zielführende Konjunkturprogramme. Sie sollten der Wirtschaft helfend zur Seite stehen, doch verschärften nur das Problem, kritisiert der Ökonom im "manager magazin". Statt die Wirtschaft anzukurbeln, häuften die öffentlichen Haushalte gigantische Schuldenberge an. 
     
    Eine ähnliche Gefahr sieht Müller auch für die Euro-Zone. Genau wie Japan verfolge auch die EU „eine keynesianische Wirtschaftspolitik“. Ein Beispiel dafür ist das von dem neuen EU-Kommissionspräsidenten, Jean-Claude Juncker, angepriesene 300 Milliarden Euro umfassende Investitionsprogramm. Doch – und da sieht Müller die nächste Parallele zu Japan – sei fraglich, ob das Programm „unter den Bedingungen hoher privater und öffentlicher Schuldenstände tatsächlich den erwarteten Schub bringt“. 
     
    Heute, sieben Jahre nach der Krise, betrage die Verschuldung der Euro-Zone 108 Prozent des BIP. „Das ist ziemlich genau der Wert, den Japan 1997 auswies, sieben Jahre nach Beginn seiner Krise“, schreibt Müller. Ein Schelm also, wer da Parallelen sieht. 
     
    Quantitative Easing: Letzte Chance oder große Gefahr?
     
    Zusätzlich zu demografischen Fehlentwicklungen und überwältigenden Schuldenbergen warnt Müller vor dem, was viele Experten bereits als letzten Ausweg betrachten: Die extreme geldpolitische Lockerung. In Japan habe die Notenbank „in ganz großem Stil Staatsanleihen aufgekauft“, schreibt Müller im "manager magazin". Das habe zwar den gewünschten Effekt gehabt, dass sich Japan trotz Abwertung in der Bonität noch immer zu niedrigen Zinsen Geld leihen kann, aber auch dazu geführt, dass die japanische Währung dramatisch an Wert verloren habe. Der Graph zeigt deutlich, wie sehr der Yen gegenüber dem US-Dollar in den vergangenen gut zwei Jahren an Wert verloren hat. 
     
     
     
    Ein Ergebnis der offenen Geldpolitik sei, dass „die Bank of Japan ein Viertel der ausstehenden Staatsschulden Japans“ besitzt. Dennoch sieht es immer mehr danach aus, dass die geldpolitische Lockerung auch in der Euro-Zone noch nicht beendet ist. Viele Experten, darunter der US-Topökonom Jan Hatzius, Chefvolkswirt von Goldman Sachs, fordern, die EZB müsse endlich Staatsanleihen kaufen (mehr dazu siehe: Deflationsspirale: Goldman-Sachs-Chefökonom fordert von EZB geldpolitische Lockerung). Auch wallstreet:online stellte bereits die Frage, ob Quantitative Easing der letzte Ausweg der EZB ist. 
     
    Müller jedenfalls findet, die Parallelen zwischen Japan und der Euro-Zone seien bedrückend. Einen Vorteil habe die Euro-Zone dann aber doch: Im Gegensatz zu Japan ist sie eine offene Volkswirtschaft. Insbesondere könne Einwanderung einen Beitrag leisten, damit keine demographischen Probleme wie in Japan entstehen. 
     





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