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    EU, Konjunktur, EZB, Erholung  2247  0 Kommentare
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    EU-Konjunktur vor Erholung? Zumindest keine Stagnation

    Ein kurzer Rückblick auf die erste Dezmeber-Woche 2014. Zudem schaue ich in das Jahr 2015. Wie wird sich die Weltwirtschaft entwickeln und wo wird die EU stehen.

    Die erste Dezember-Woche verlief im Angesicht der Veröffentlichung der Einkaufsmanagerindizes an den Börsen relativ ruhig. Die Impulse kamen wie so oft aus der Richtung der Geldpolitik. Mario Draghi, der Präsident der EZB, hat entgegen den Erwartungen vieler Marktteilnehmer keine klaren Worte für das Auflegen eines QE-Programms verlauten lassen. Das sorgte für etwas Unsicherheit wo doch so ein Programm eine eindeutige Ansage wäre, die Aktienmärkte gestützt hätte.

    Dennoch unter Ökonomen und den Big Playern an den Finanzmärkten, waren die Aussagen alles andere als unerwartet und so verpuffte die anfängliche Unsicherheit. Der breite EURO-STOXX Index erholte sich schlagartig, nachdem er um satte 3% nachgab.

    Doch wie sieht die konjunkturelle Lage eigentlich aus? Geldpolitische Maßnahmen haben einen sofortigen Effekt auf die Kurse, jedoch sollen sie mehr dazu beitragen die Wirtschaft mittel-bis langfristig an zu kurbeln. Ein halbes Jahr ist vergangen seit dem die EZB mit der Zinssenkung begann und den Euro gegenüber dem U$-Dollar um 12 % drückte. Haben die Maßnahmen Wirkung gezeigt?

    Der neulich veröffentlichte IFO-Geschäftsklimaindex gilt als der zuverlässigste Vorlaufindikator für die Konjunktur in Deutschland. Das IFO-Institut befragt dazu 7.000 Unternehmen aus der Industrie, Handel und Bauwirtschaft nach ihren Erwartungen für die nächsten sechs Monate und die aktuelle Lage in ihrem Umfeld. Sechs Mal in Folge war der IFO-Geschäftsklimaindex rückläufig gewesen. Im November stiegt der Index von 103,2 auf 104,7 Pkt. an. Die positive Stimmung der Unternehmen in Deutschland könnte auch der EU einen Schritt in Richtung Wachstum verhelfen.

    Wie hat sich die EU-Wirtschaft bisher entwickelt?

    Das zuletzt veröffentlichte BIP-Wachstum (zweite Schätzung) hat sich im dritten Quartal laut den Berechnungen von Eurostat gegenüber dem Vorquartal um 0,2 % verändert und ist damit gegenüber dem zweiten Quartal um 0,1 % angestiegen. Das Wachstum betrug im zweiten Quartal noch 0,1 %.

    Der schwache Anstieg wird zum Teil auch damit begründet, dass Deutschland als die letzte starke Instanz in der wirtschaftlichen Entwicklung der EU, im dritten Quartal gerade mal so an einer Rezession vorbeigeschrammt ist. Das BIP-Wachstum Deutschlands stieg im dritten Quartal laut dem statistischen Bundesamt, lediglich um 0,1 % an, während es im zweiten Quartal noch um 0,1 % gesunken war. Zwei Quartale mit einem stagnierenden BIP-Wachstum werden unter Experten bereits als Rezession bezeichnet.

    So passte die EU-Kommission ihre Erwartungen prompt an. Sie erwartet nun nicht mehr einen Anstieg des BIP-Wachstums von 1,2 % für das laufende Jahr, sondern nur noch um 0,8 %. Für das Jahr 2015 hat sie ihre Erwartung von 1,7 % auf 1,1 % revidiert.

    Doch nicht nur Deutschlands Wirtschaft hatte mit konjunkturellen Gegenwinden zu kämpfen. Auch die Peripherieländer durchliefen innerhalb des zweiten Halbjahres durchwachsene Entwicklungen.  Die Unterschiede im Wachstum innerhalb der EU sind enorm, sollen sich laut der EU-Kommission aber in 2015 abschwächen. Und tatsächlich beschleunigte sich das Wachstum in Frankreich zuletzt wieder. Das erste Plus in diesem Jahr.

    Die letzte Schätzung des BIP-Wachstums deutete auch stark darauf hin, dass Länder wie Griechenland und Spanien, die sowieso schon Schwierigkeiten haben aus der Rezession zu kommen, starke Anstiege im Wachstum verzeichnen konnten. Das Wachstum betrug in Griechenland satte 0,7 % und in Spanien lag es bei 0,5 %. Griechenland verzeichnete dabei das größte Wachstum. Italien und Zypern konnten keinen positiven Beitrag zum BIP-Wachstum der EU leisten und stagnierten zwei Quartale in Folge.

    Der Arbeitsmarkt bleibt stabil, mehr nicht

    Die Arbeitslosenquote betrug im Oktober 11,5 %. Das ist zwar weniger als die 11,8 % im Januar, dennoch verharrte die Arbeitslosenquote vier Monate in Folge. Es ist das niedrigste Level seit September 2012. Zwar haben Griechenland und Spanien zuletzt gute BIP-Wachstumsraten liefern können, doch die Arbeitslosenzahlen sprechen eine andere Sprache. Die Arbeitslosenquote betrug in Griechenland zuletzt 25,9 %, während die in Spanien bei 24 % lag. Aber mit der Tendenz sinkend.

    Einen starken Beitrag zur sinkenden Arbeitslosenquote konnte wieder ein Mal Deutschland leisten. Die Angestelltenanzahl ist im zweiten Quartal um 0,24 % im Vergleich zum Vorquartal angestiegen. Trotz der Verlangsamung im zweiten und dritten Vierteljahr nahm die Erwerbstätigkeit saisonbereinigt weiter zu. Dabei waren die Sektoren Immobilien, Dienstleistungen, Heime, Sozialwesen sowie die Metall- und Elektroindustrie die führend bei der Schaffung von Arbeitsplätzen. Die Wirtschaftszweige Finanz-und Versicherungsdienstleister, Bergbau, Energie- und Wasserversorger haben dagegen Stellen abgebaut.

    Erwartet wird ein Rückgang der Arbeitslosenquote auf 10,8 % bis 2016.

    Verbraucherpreise

    Die Verbraucherpreise sind genau das Steuerungsinstrument für die Konjunktur. Deshalb ist das Ziel der Geldpolitiker, die Inflationsrate auf einem moderaten Niveau nahe 2 % zu bringen. Stark sinkende Rohstoffpreise, allen voran der Ölpreis, setzten den Verbraucherpreisen allerdings zu. Dieser Effekt wirkt sich zunächst negativ auf die konjunkturelle Entwicklung und demzufolge auf den Arbeitsmarkt und das BIP-Wachstum aus. Erst wenn die Nachfrage wieder anzieht, wirken sich günstige Rohstoffpreise positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung aus.

    Die Inflationsrate betrug zuletzt 0,3 % (November), während sie im Januar 2014 noch bei 0,8 % lag. Die Inflationsrate lag einen Monat zuvor, im Oktober,  bei 0,4 %. Besonders die Sektoren Dienstleistungen, Lebensmittel, Alkohol und Tabakwaren trugen zu der moderaten Entwicklung bei. Energiepreise sanken um satte -2,5 %.

    Die EU-Kommission sieht auch bei der Inflationsrate keinen hohen Anstieg in 2015. Erwartet werden 0,8 % in 2015 und 1,5 % in 2016. Durch den stagnierenden Euro haben sich die Importpreise seit April deutlich erhöht. Der Importpreisindex lag im September bei 102,6 Pkt.. Im April betrug der Wert noch 101.6 Pkt. Allerdings sanken die Erzeugerpreise im Oktober deutlich. Der Erzeugerpreisindex lag bei 106,56 Pkt. nach 106,95 Pkt. im September.

    Dennoch, der moderate Anstieg der Inflationsrate begünstigt die Kaufkraft der Verbraucher wodurch der private Konsum, besonders im Schlussquartal, eine Unterstützung finden sollte. Der Kernkonsumentenindex war zwei Monate in Folge fast auf demselben Niveau bei 113,57 Pkt. verblieben, nach 112,94 Pkt. im August.

    Handelsbilanz mit uneinheitlichen Zeichen

    Die starke Abwertung des Euro sollte vordergründig das Handelsbilanzsaldo beflügeln. Die steigenden Importpreise würden die Importquote senken und gleichzeitig den Exporten einen größeren Anstieg verhelfen. Und in der Tat hat sich das Handelsbilanzsaldo im September gegenüber dem Vormonat um 71,4 % ausgeweitet. Doch der enorme Anstieg hing mehr damit zusammen, dass der Vormonat (August) sowohl saisonal als auch konjunkturell ein sehr schwacher Monat war. Das Handelsbilanzsaldo betrug im August deutlich mehr als im Oktober. Die Exporte waren im September zwar um ein Vielfaches angestiegen, dennoch haben auch die Importe, wenn auch leicht zugenommen.

    Das Handelsbilanzsaldo betrug im Januar 2014 481,3 Mio. Euro und stieg im Juli auf 21,8 Mrd. Euro an. Im September betrug das Handelsbilanzsaldo nur noch 18,5 Mrd. Euro. Den größten Überschuss erreichten dabei die Länder Deutschland, Niederlande, Italien, Irland und die Tschechische Republik, während das größte Defizit aus den Ländern Frankreich, Griechenland und Großbritannien kam.

    Die höchsten Exporte wurden zwischen den Monaten Januar und August 2014 verzeichnet und gingen zu 10 % nach China, 8% nach Süd-Korea und 4 % in die USA. Exporte sanken drastisch um -23 % in die Schweiz, Rußland (-12 %) und Indien (-9%).

    Fazit

    Abschließend lässt sich anmerken, dass zumindest die Anleger von der aufhellenden Konjunkturlage in Deutschland profitieren möchten. Der deutsche Leitindex DAX stieg seit Veröffentlichung des IFO-Geschäftsklimaindex stetig gen 10.000 Pkt. und wurde dort zumindest kurzfristig gestoppt. Das geringe BIP-Wachstum innerhalb der EU in den letzten Jahresmonaten sollte sich Anfang 2015 wieder stabilisieren.

    Gegenwind wäre weiterhin aus den Ländern Frankreich und Italien zu erwarten. Während Frankreich mit der hohen Schuldenquote und der Arbeitslosigkeit zu kämpfen hat, dürften die Bestreben Italiens eine Arbeitsmarktreform durchzusetzen, zu weiteren Einschnitten im Wachstum führen. Daher wird zwar eine Erholung erwartet, jedoch in einem engen Rahmen.

    Hoffnungen setzt dabei das jüngst angestrebte Investitionspaket der EU-Kommission zur Förderung der strukturellen Entwicklungen. Das Paket soll 315 Mrd. Euro umfassen und in die Bereiche Energie, Verkehr, Bildung und Forschung fließen. Auch die neulich gut ausgefallenen Banken-Stresstests sowie die Bankenunion, sollten dem schwachen Finanzsektor zu gute Kommen.

    Die globale Wirtschaft wächst ebenso sehr moderat. Der Internationale Währungsfonds hat seine Prognosen für das Weltwirtschaftswachstum auf 3,3 % von 3,7 % für das Jahr 2014 revidiert. Für das Jahr 2015 sieht er aktuell nur noch ein Wachstum von 3,8 % nach 4,0 % im April. Auch der OECD geht mit diesen Prognosen teilweise konform. Doch auch hier heißt es: krisengebeutelte Länder wie Spanien entwickeln sich im Moment besser als beispielsweise Frankreich.

    Zwar hatte die Euro-Abwertung nicht das ganze Jahr über einen positiven Einfluß auf die Exportnachfrage, doch das hing insgesamt damit zusammen, dass das globale Wirtschaftswachstum sich ebenso abgeschwächt hat. Zum einen bedingt durch die starke Entwicklung in China im Jahr 2013 als auch den geopolitischen Anspannungen in der Ukraine und dem nahen Osten in 2014.

    Sollte die Nachfrage nach Exportgütern wieder anziehen, dann würde der niedrige Wert des Euro einer steilere Aufstiegsdynamik im Wachstum nach sich ziehen.

    Zu der Frage ob sich die Maßnahmen der EZB am Ende ausgezahlt haben, kann man aktuell keine eindeutige Antwort geben. Auf der einen Seite, könnte man meinen, dass sich die Maßnahmen wenig ausgewirkt haben, da sich die europäische Wirtschaft Mitte des Jahres sowohl konjunkturbedingt als auch geopolitisch auf einem niedrigen Niveau befand. Sie wäre so zusagen ohne die Maßnahmen womöglich noch tiefer abgerutscht.

    Dazu kommen noch nicht gelöste, strukturelle Probleme der einzelnen Länder. Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich die Maßnahmen bei einem moderaten Wachstum auswirken. In diesem Fall war die Entscheidung Mario Draghis noch keinen Staatsanleihenkauf (QE) anzukündigen um die Preisentwicklung zu stützen, gar nicht mal abwegig.




    Martin Brosy
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    Martin Brosy ist Tradingcoach und Mitbegründer der Trading Ausbildung www.trademy.de. Großen Einfluss auf sein ökonomisches Weltbild haben die Publikationen von Karl-Heinz Paqué und Joseph Schumpeter. Als Börsianer inspirieren ihn die Ansätze von Buffett, Burry, Livermore und Lynch.
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    Verfasst von Martin Brosy
    EU, Konjunktur, EZB, Erholung EU-Konjunktur vor Erholung? Zumindest keine Stagnation Die erste Dezember-Woche verlief im Angesicht der Veröffentlichung der Einkaufsmanagerindizes an den Börsen relativ ruhig. Die Impulse kamen wie so oft aus der Richtung der Geldpolitik. Mario Draghi, der Präsident der EZB, hat entgegen den Erwartungen vieler Marktteilnehmer keine klaren Worte für das Auflegen eines QE-Programms verlauten lassen. Das sorgte für etwas Unsicherheit wo doch so ein Programm eine eindeutige Ansage wäre, die Aktienmärkte gestützt hätte.