Kapitalabfluss in Russland
Luxusautos gegen Rubel-Krise - Russlands Wirtschaft droht "Finanzkollaps"
Die Lage der russischen Wirtschaft wird zunehmend dramatischer. Unaufhaltsam scheint die Talfahrt des Rubel, die Ölpreise tun ihr Übriges. Die DZ-Bank hält bereits den ‚worst case‘ für möglich und spricht offen von einem drohenden „Finanzkollaps“.
Insbesondere der russische Devisenmarkt kommt derzeit nicht zur Ruhe. Dem eigentlichen Rückzug zum Trotz, sah sich die russische Zentralbank zuletzt innerhalb kurzer Zeit gleich mehrmals genötigt, in den Devisenmarkt einzugreifen, um so den Rubel vor allzu großen Verlusten zu schützen (mehr dazu siehe hier und hier). Genutzt hat das kaum. Noch immer zeigt die Formkurve des Rubel nach unten, wenn gleich der freie Fall von Ende November abgebremst werden konnte.
Doch es ist längst nicht nur der Rubel, der Russland Sorgen bereitet. Ein anderer wesentlicher Faktor sind die Hürden, denen sich russische Firmen gegenüber sehen, wenn sie auf den westlichen Kapitalmärkten agieren wollen, berichtet das „Handelsblatt“. Dazu kommt niedrige Ölpreis, der die russische Wirtschaft zusätzlich belastet. Innerhalb weniger Monate sind die Preise für ein Barrel Öl um fast vierzig Prozent gefallen, berichtete wallstreet:online zu Wochenbeginn.
Droht Russland der "Finanzkollaps"?
Vor dem Hintergrund der Summe an Problemen sieht die DZ Bank dem Bericht zufolge Chancen für einen „Finanzkollaps“. Immer mehr verdichten sich die Anzeichen, dass Russland von den Sanktionen des Westens härter getroffen wird, als es zugeben mag. Der Chefökonom der DZ-Bank, Stefan Bielmeier, ist angesichts der Reihe von Problemen pessimistisch: „Der Finanzsektor erleidet hohe Verluste, die Unternehmen kommen nicht mehr ausreichend an Devisen, um benötigte Einfuhrgüter zu kaufen, Technologiegüter können zum Teil überhaupt nicht mehr importiert werden.“ Ein ganz entscheidendes Problem sieht der Ökonom in den Fremdwährungsverbindlichkeiten der russischen Unternehmen. Bis Ende nächsten Jahres würden in diesem Kontext 130 Milliarden Dollar fällig werden, prognostiziert er laut „Handelsblatt“. Unter den gegebenen Bedingungen jedoch stünden die Unternehmen dann vor gewaltigen Problemen. „Sollte ihr Devisenzugang bis dahin gestört bleiben, wären sie darauf angewiesen, dass die Regierung sie ‚freikauft‘“, so Bielmeier laut Bericht.
Kreml versucht Gelassenheit auszustrahlen und mahnt: „Wir sitzen in einem Boot“
Der russische Regierungschef Dmitrij Medwedjew indes hofft laut „Handelsblatt“, dass der Ölpreis eine Kehrtwende macht: „Jetzt wäre es gut, wenn das Öl etwas teurer würde, den Rest können wir machen.“ Zugleich sagte er dem Bericht zufolge in Bezug auf die anhaltende Schwäche des Rubels im russischen Fernsehen, es sei „absolut unnötig, hysterisch zu werden“ und rat seinen Landsleuten davon ab, Rubel in Dollar und Euro umzutauschen und appelliert an das Bewusstsein: „Wir sitzen in einem Boot.“ Doch die Fakten sprechen gegen Medwedjew. Für 2015 rechnet der Kreml mit einem Kapitalabfluss von 90 Milliarden Dollar. Das sind stolze 40 Milliarden mehr als bisher kalkuliert, berichtet das Blatt.
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Luxusautos gegen Rubelschwäche
Unterdessen versuchen vermögende Russen, ihr Geld auf ganz spezielle Weise zu schützen: Sie kaufen im großen Stil Luxusautos. Das berichtet die „Welt“. Insbesondere haben sie es auf Luxusmarken wie Porsche und Lexus abgesehen, heißt es. Mit Hilfe der Investitionen in rollende Wertanlagen, wollen sich die Käufer vor weiteren Kursverlusten des Rubels schützen.