AKTIE IM FOKUS 2
Neuaufstellung von Tui hinterlässt Fragen
(Neu: Schlusskurse)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Tui-Aktionäre sind über die Zukunft von Europas größtem Reisekonzern hin- und hergerissen. Kurz vor der Verschmelzung des deutschen Unternehmens mit seiner britischen Veranstaltertochter Tui Travel schwankten die Aktien im Handelsverlauf stark. Dazu trug nicht unerheblich die Unsicherheit über den angedachten Börsengang der Reederei-Beteiligung Hapag-Lloyd bei.
Zuerst kletterten die Tui-Papiere mit einem Plus von mehr als zwei Prozent an die Spitze des MDax der mittelgroßen Werte. Grund waren die gut ausgefallenen Geschäftszahlen. Dann aber rutschten die Aktien ins Minus und gaben zwischenzeitlich mehr als ein Prozent nach. Am Ende legten sie in einem schwachen Gesamtmarkt leicht zu.
UNSICHERHEIT BEI HAPAG-LLOYD
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Börsianer begründeten den Abrutsch unter anderem mit der Unsicherheit um die Zukunft von Hapag-Lloyd. Aussagen von Tui nach der Vorlage der Geschäftszahlen hätten für wenig Klarheit gesorgt, sagte Händler Frank Schneider von Alpha Wertpapierhandel. Tui hält eine Beteiligung von 22 Prozent an Hapag-Lloyd, größter Anteilseigner ist die Stadt Hamburg.
Nach dem Zusammenschluss der deutschen Linienreederei und der Containersparte der chilenischen CSAV hatte sich Hapag-Chef Rolf Habben Jansen bereits letzten Mittwoch skeptisch geäußert: Ob sich der vorgesehene Börsengang bis Ende kommenden Jahres verwirklichen lasse, sei aus heutiger Sicht schwer zu sagen und auch nicht erste Priorität.
SCHWANKENDER MARKT BELASTET ZUSÄTZLICH
Einen weiteren Grund für die zwischenzeitliche Kursschwäche sieht Händler Schneider auch in dem fragilen Gesamtmarkt, der nach einem freundlichen Start wieder etwas an Boden verloren hatte. Hinzu kommt, dass die Papiere seit ihrem Zwischentief Mitte Oktober in der Spitze wieder rund die Hälfte an Wert gewonnen hatten. Das könnte einzelne Anleger zum Kasse machen veranlasst haben.
Die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2013/2014 erwiesen sich als Stütze für den Aktienkurs. Die Gesamtjahresbilanz beim Touristikkonzern sei leicht besser ausgefallen als erwartet, schrieb Analyst Johannes Braun von der Commerzbank. Der operative Gewinn sei vor allem durch das Kreuzfahrtgeschäft angetrieben worden. Dieses habe bisher als Unruheherd gegolten, ergänzte Analyst Jochen Rothenbacher von der Investmentbank Equinet.
Damit sei Tui auf bestem Wege, seine Gewinnmarge weiter zu erhöhen, meinte Analyst Jürgen Kolb von Kepler Cheuvreux. Zudem dürfte der Konzern durch seine Fusion mit Tui Travel seine Marktposition weiter ausbauen.
VEREINFACHTE STRUKTUR
Laut Analyst Stuart Gordon von der Privatbank Berenberg vereinfacht der Zusammenschluss deutlich die Unternehmensstruktur. So dürften die verschiedenen Geschäftsaktivitäten besser in den Konzern integriert werden. Zudem könnten sowohl auf operativer Ebene als auch mit Blick auf die Besteuerung Synergien gehoben werden.
Die Veranstaltertochter Tui Travel, an der die Tui AG bislang nur gut die Hälfte der Anteile hielt, hatte bisher großenteils eigenständig agiert. Künftig soll Tui Travel die Kunden deutlich gezielter in die Hotels des Konzerns schicken.
Die Zeiten der Tui-Aktie im deutschen Aktienindex MDax sind mit der Fusion allerdings bald gezählt. Ab dem 17. Dezember werden die Anteile hauptsächlich an der Londoner Börse gehandelt, wo bisher bereits die Anteile von Tui Travel notiert sind. Der Abschied aus dem MDax wird bei der nächsten Überprüfung des Index in drei Monaten erwartet. Das Unternehmen soll aber eine deutsche Aktiengesellschaft mit Sitz in Hannover bleiben./la/mmb