checkAd

    Was tun, Elwira Nabiullina?  8116  9 Kommentare Russische Zentralbank sitzt in der Rubel-Falle

    Nein, Elwira Nabiullina ist derzeit wahrlich nicht zu beneiden. Gut, ihr Job als Chefin der russischen Zentralbank macht sie zwar zu einer der mächtigsten Frauen der Welt. Allerdings dürfte es auf diesem Posten derzeit sehr sehr einsam sein. Denn egal was die Zentralbankchefin auch tut und egal wie sie es tut, sie bekommt die Probleme Russlands nicht in den Griff. Im Gegenteil, die Situation wird von Tag zu Tag brenzliger. Und so muss Elwira Nabiullina, die so mächtige Frau Russlands, machtlos zusehen, wie ihr Land mehr und mehr dem Abgrund entgegen schlittert.

    Rubel-Talfahrt nimmt kein Ende

    Vorbei sind die Zeiten, als der Rubel noch rollte. Heute rollt der Rubel nicht mehr, er fällt. Und fällt und fällt. Die Talfahrt der russischen Währung scheint kein Ende zu nehmen. Inzwischen kostet ein US-Dollar mehr als 57 Rubel, ein Euro gar mehr als 71 Rubel – so viel wie noch nie zuvor. Die russische Zentralbank stemmt sich vergeblich gegen den Wertverlust, zuletzt griff sie innerhalb von nur einer Woche gleich zwei Mal in den Devisenmarkt ein um den Rubel vor zu großen Verlusten zu bewahren –ohne Erfolg (siehe: Russlands Zentralbank und ihr mühsamer Versuch, den Staatsbankrott zu verhindern). Dabei hatte Elwira Nabiullina im November in bekannter Draghi’scher „Whatever it takes“-Manier versucht den Spekulanten Einhalt zu gebieten, indem sie angekündigte, die russische Zentralbank werde nicht mehr länger bloß regulär am Devisenmarkt eingreifen. Stattdessen werde sie „jeden beliebigen Moment in jenem Ausmaß intervenieren, der nötig ist, um eine spekulative Nachfrage abzuwehren.“ (wallstreet:online berichtete).

    Investoren wenden sich ab

    Geholfen hat die Ankündigung wenig. Längst haben Investoren Russland den Rücken gekehrt und wappnen sich stattdessen für den drohenden Staatsbankrott. Dass dieser kommen wird, scheint für immer mehr Anleger nur noch eine Frage der Zeit. Die Pleitewahrscheinlichkeit Russlands in den kommenden fünf Jahren wird an den Märkten laut „Welt“ mittlerweile auf mehr als 25 Prozent geschätzt. Es ist der höchste Wert seit der Finanzkrise.

    Noch viel härter trifft Russland allerdings die anhaltende Kapitalflucht. Mehr als 100 Milliarden US-Dollar sollen Investoren, Firmen und Haushalte dem Bericht zufolge allein in diesem Jahr bereits außer Landes gebracht haben. Und ein Ende des Exodus ist nicht in Sicht. Selbst die Zentralbankchefin erwartet für das kommende Jahr, dass weitere 120 Milliarden US-Dollar folgen könnten.

    Auch hier versucht die russische Zentralbank entgegenzusteuern. Am Donnerstag hob sie den Leitzins erneut um einen Prozentpunkt von 9,5 auf 10,5 Prozent an. Doch auch mit der fünften Anhebung in diesem Jahr konnte Russland die Investoren nicht von sich überzeugen. Stattdessen geht die Kapitalflucht unvermindert weiter.

    Lesen Sie auch

    Ölpreis verschärft die Situation

    Als würde die russische Wirtschaft nicht schon genug unter der Last dieser Probleme ächzen, setzt der Ölpreis dem Ganzen die Krone auf. Am Donnerstag fiel der Preis für die Ölsorte WTI erstmals seit fünf Jahren unter 60 US-Dollar pro Barrel. Den Preisverfall bekommen zwar alle Ölproduzenten weltweit zu spüren, doch kaum einen trifft der Absturz so sehr wie Russland, wo Öl- und Gasexport die Hälfte der kompletten Staatseinnahmen ausmachen. Bereits vor Wochen prognostizierte wallstreet:online daher, der Ölpreis könnte für Russland zum Sargnagel werden.

    Mehr Auslandsschulden als Reserven

    Was also bleibt Russland unterm Strich? Zunächst einmal 678 Milliarden US-Dollar, mit denen Staat und Unternehmen im Ausland in der Kreide stehen. Laut „Welt“ übersteigen die Verbindlichkeiten inzwischen die russischen Reserven deutlich. Die nämlich schwinden mehr und mehr, je öfter die russische Zentralbank versucht, den Rubel zu stützen. Allein seit Januar wurden 70 Milliarden US-Dollar der Devisenreserven für den Kampf um den Rubel aufgebracht.

    Zentralbank sitzt in der Rubel-Falle

    Elwira Nabiullina steht damit vor einem schier unüberwindbaren Dilemma. Mit jedem Tag, an dem der Rubel an Wert verliert, steigt die russische Schuldenlast, die zum Großteil in US-Dollar notiert. Unternimmt die russische Zentralbank nichts, überlässt sich den Rubel weiter dem freien Fall und riskiert damit den Staatsbankrott. Aber wenn nichts unternehmen keine Option ist, welche Optionen bleiben Elwira Nabiullina dann noch? Weiterhin den Staatsschatz anzapfen, um den Rubel zu stützen? – Damit läuft sie Gefahr, mehr und mehr Reserven wirkungslos zu verbrennen. Bleibt nur die Anhebung der Zinsen, doch auch hier ist der Spielraum begrenzt. Denn mit jedem Prozentpunkt, den die Zentralbank den Leitzins weiter anhebt, droht die ohnehin schwer angeschlagene russische Wirtschaft immer weiter in die Rezession zu rutschen. Nein, Elwira Nabiullina ist derzeit wahrlich nicht zu beneiden. 

    US-Dollar - Russischer Rubel im Ein-Jahreschart

    Euro - Russischer Rubel im Ein-Jahreschart




    wallstreetONLINE Redaktion
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen

    Melden Sie sich HIER für den Newsletter der wallstreetONLINE Redaktion an - alle Top-Themen der Börsenwoche im Überblick! Verpassen Sie kein wichtiges Anleger-Thema!


    Für Beiträge auf diesem journalistischen Channel ist die Chefredaktion der wallstreetONLINE Redaktion verantwortlich.

    Die Fachjournalisten der wallstreetONLINE Redaktion berichten hier mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den Partnerredaktionen exklusiv, fundiert, ausgewogen sowie unabhängig für den Anleger.


    Die Zentralredaktion recherchiert intensiv, um Anlegern der Kategorie Selbstentscheider relevante Informationen für ihre Anlageentscheidungen liefern zu können.


    Mehr anzeigen

    Was tun, Elwira Nabiullina? Russische Zentralbank sitzt in der Rubel-Falle Egal was die russische Zentralbank in diesen Tagen auch tut, sie bekommt die Probleme nicht in den Griff. Stattdessen muss Elwira Nabiullina, die so mächtige Zentralbankchefin, machtlos zusehen, wie ihr Land mehr und mehr dem Abgrund entgegen schlittert.