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     1919  0 Kommentare Flucht in Sachwerte

    Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    seit sich die Europäische Zentralbank, genauso wie andere Notenbanken dieser Welt, entschieden hat, der lahmenden Konjunktur mit billigem Geld entgegen zu treten, müssen sich renditeorientierte Anleger neu aufstellen. Sparbuch und Festgeld sorgen nicht mal mehr für einen Ausgleich der schleichenden Geldentwertung, trotz niedriger Inflationsraten. Einige Banken in Deutschland und der Schweiz sind bereits zu negativen Zinsen übergegangen, wenn auch erst bei höheren Beträgen. In der Praxis zahlen vermögende Kunden also dafür, dass sie ihr Geld bei den entsprechenden Instituten parken. Verrückt? Ja, ohne Zweifel, denn der ursprüngliche Zweck einer Bank, nämlich die sichere Aufbewahrung der Ersparnisse, wird damit ad absurdum geführt. Dennoch ist es die Praxis und zudem wohl nur eine Frage der Zeit, bis wir alle von diesem Problem betroffen sind. Ginge es nach den Notenbankern, dann sollten wir alle mehr konsumieren. Zugegeben, wer sein Geld ausgibt, der braucht es nicht mehr anzulegen, aber in Zeiten der Sorge vor Altersarmut, kann dies nicht der Weisheit letzter Schluss sein.

    Beliebte Sachwerte

    Als Sachwerte bezeichnet man Güter, die möglichst unempfindlich gegenüber den Schwankungen der Inflation sind. Wobei dies theoretisch bedeutet, dass sie in ihrem Wert stetig steigen sollten, in der Höhe der aktuellen Geldentwertung. Die Praxis sieht anders aus. Die Preise für Kunst, Weine, Oldtimer und insbesondere Immobilien steigen in ungeahnte Höhen und nicht wenige Beobachter sprechen hier bereits von einer Blasenbildung. Nicht ohne Grund, denn gerade die beliebteste Anlage der Deutschen, die Immobilie, erfährt eine Preissteigerung, wie man sie noch vor zehn Jahren kaum für möglich gehalten hätte. So ist das Preis/Mietverhältnis in guten Lagen von 20 auf über 30 gestiegen. Es dauert also mehr als 30 Jahre, bis die Aufwendungen für den Kauf der Immobilie durch die Mieten wieder eingespielt sind. In Top-Lagen europäischer Metropolen sind sogar noch höhere Wert zu beobachten.

    Eine trügerische Sicherheit

    Dabei bietet der Kauf einer Immobilie nur scheinbar ein erhöhtes Maß an Sicherheit. Sofern genügend Eigenkapital eingesetzt wird und der Kaufpreis in Relation zu den Einkommensverhältnissen steht, bietet das selbst bewohnte Eigenheim ein solides Fundament für die Altersvorsorge und erhöht nach Umfragen, quasi als positiver Nebeneffekt, die Lebensqualität. Insofern möchte ich diese Art des Sparens außen vor lassen. Der Erwerb einer Anlage zur Vermietung aber, unterliegt immer einem Risiko, gerade auf aktuellem Preisniveau. Das bereits angesprochene Preis/Mietniveau ist vergleichbar mit dem Kurs/Gewinn-Verhältnis bei Aktien. Bei dieser Betrachtungsweise sind Immobilien teuer, was nichts daran ändert, dass das Ende der Preisspirale vermutlich noch nicht erreicht ist. Der wesentliche Unterschied zwischen Aktien und Immobilien: Der Anteil des Fremdkapitals. Eine solide Bonität vorausgesetzt, liegen die Hypothekenzinsen heute unter 2 Prozent. Dadurch bleiben selbst relativ teure Objekte noch einigermaßen rentabel. Die Frage ist nur: Wie lang hält dieser Zustand an? Muss nach 5, 10 oder 15 Jahren neu finanziert werden, dann unterliegt der Käufer einem schwer kalkulierbaren Risiko.

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    Sebastian Hell
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    Sebastian Hell hat International Finance in Deutschland und den USA studiert. Er berät Vermögensverwalter und Hedge Fonds bei der Umsetzung von Handelsstrategien und veröffentlicht regelmäßig im Auftrag von QTrade (www.qtrade.de) Kolumnen über die Finanzmärkte.
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    Verfasst von 2Sebastian Hell
    Flucht in Sachwerte Seit sich die Europäische Zentralbank, genauso wie andere Notenbanken dieser Welt, entschieden hat, der lahmenden Konjunktur mit billigem Geld entgegen zu treten, müssen sich renditeorientierte Anleger neu aufstellen.