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    Russland  8840  0 Kommentare Gazprom: Wie riskant ist die Aktie wirklich?

    Die Aktie des russischen Erdgas-Riesen Gazprom war schon früher nicht sonderlich teuer. Das konnte den Titel aber nicht davor bewahren, 2014 nochmals um fast 40 % einzubrechen. Über die Gründe für diesen Kursverfall ist viel geschrieben worden, und natürlich ist die Vorsicht der Anleger in Teilen berechtigt. Ich denke aber, dass die Aktie inzwischen so günstig bewertet ist, dass die Chancen jetzt die Risiken überwiegen.

    Ukraine-Krise und Ölpreisverfall

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    2014 war bekanntlich das Jahr, in dem sich Russland in einen scharfen Gegensatz zur westlichen Welt gebracht hat. Putins Annexion der Krim und sein militärisches Eingreifen in der Ukraine wurde vom Westen mit Sanktionen beantwortet, und die plötzliche diplomatische Eiszeit führte außerdem dazu, dass sowohl der russische Aktienmarkt als auch der Rubel massiv auf Talfahrt gingen. Die Gazprom-Aktie kam dabei nicht ungeschoren davon. Sie ist zum einen eines der Schwergewichte an der russischen Börse. Zum anderen wird die Gesellschaft mehrheitlich vom russischen Staat kontrolliert. Für viele westliche Anleger ist Gazprom deshalb der russische Staatskonzern par excellence.

    Und es gab noch weitere Belastungsfaktoren: So ging im zweiten Halbjahr der Ölpreis stark nach unten. Das belastet unmittelbar das Geschäft bei Gazproms Öl-Tochter Gazprom Neft, und sorgt indirekt auch bei der Konzernmutter für fallende Gewinnmargen, denn die mittelfristig ausgehandelten Gas-Exportpreise sind an den Ölpreis gekoppelt. Zudem ist eines der wichtigsten Gas-Abnehmerländer die Ukraine, die bereits Rechnungen von mehreren Milliarden Dollar nicht mehr beglichen hat. Daneben befürchten die Anleger, dass jetzt auch Westeuropa versuchen wird, sich vermehrt vom russischen Erdgas unabhängig zu machen – auch wenn dies angesichts der gewaltigen Abhängigkeit von Gazproms Lieferungen allenfalls auf Jahrzehnte, nicht aber kurzfristig gelingen wird.

    Traumbewertung mit KGV von unter 2

    Im Gegenzug gab 2014 bei Gazprom allerdings auch einige positive Nachrichten, die der Markt aber ignoriert hat. Sehr bedeutsam ist, dass die Ukraine inzwischen damit begonnen hat, ihre Erdgas-Schulden wieder abzutragen. Im ersten Halbjahr hatten die unbezahlten Rechnungen noch dazu geführt, dass Gazproms Gewinn um 23 % geschrumpft war. Noch wichtiger war aber der Mega-Liefervertrag mit China, der endlich abgeschlossen werden konnte. Dabei wurde vereinbart, dass Gazprom in den kommenden Jahrzehnten Erdgas für über 320 Mrd. Euro ins Reich der Mitte liefern wird. Durch das Abkommen erschließt sich Gazprom einen riesigen Zukunftsmarkt. Es bietet dem Konzern außerdem auf Jahre hinaus Planungssicherheit – auch für den unwahrscheinlichen Fall, dass Westeuropa tatsächlich den Import von russischem Erdgas zurückfährt. Viel realistischer ist aber, dass Europa nun in absehbarer Zukunft mit Asien um das begehrte Gas aus Russland konkurrieren muss. Gazprom ist in einem solchen Szenario natürlich der eindeutige Gewinner.

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    Florian Schulz
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    Florian Schulz hat sich als Experte auf dem Gebiet der Emerging Markets einen Namen gemacht. Als Chefredakteur des Emerging Markets Trader beleuchtet er die Entwicklungen und Chancen auf dem chinesischen und osteuropäischen Markt. Weitere Informationen: www.emerging-markets-trader.de.
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    Verfasst von 2Florian Schulz
    Russland Gazprom: Wie riskant ist die Aktie wirklich? Die Aktie des russischen Erdgas-Riesen Gazprom war schon früher nicht sonderlich teuer. Das konnte den Titel aber nicht davor bewahren, 2014 nochmals um fast 40 % einzubrechen. Über die Gründe für diesen Kursverfall ist viel geschrieben worden, und natürlich ist die Vorsicht der Anleger in Teilen berechtigt. Ich denke aber, dass die Aktie inzwischen so günstig bewertet ist, dass die Chancen jetzt die Risiken überwiegen.