Japan – Aktien aus dem Versuchslabor
Japan wagt derzeit das spannendste Experiment unserer Zeit. Ein ganzes Land steckt im Volkswirtschaftlichen Versuchslabor namens “Abenomics“. Dabei zieht die Notenbank alle Register, um die japanische Stagnation zu beenden. Der Ausgang ist ungewiss. Das primäre Ziel der japanischen Notenbank ist die Rückkehr zur Inflation, was Investitionen und Konsum ankurbeln würde. Der Ölpreisverfall macht es den Notenbankern dabei nicht einfacher. Der Aktienmarkt hatte dabei sprichwörtlich die (geldpolitische) Pistole auf der Brust, und zieht seit Jahren an. Der Nikkei steht mit fast 16.900 Punkten, fast doppelt so hoch wie Ende 2012. Die Experten von Fidelity haben eine dezidierte Meinung zum japanischen Markt. Wir stellen die Analyse vor:
Lockere Geldpolitik wird Inflation in Japan zurückbringen
Alexander Treves, Head of Japanese Equities bei Fidelity Worldwide Investment, rechnet mit einem Erfolg der japanischen Notenbankpolitik. ,,2015 bestimmen drei Fragen die Aussichten für die japanische Wirtschaft: Erstens, wird es Premierminister Abe gelingen, Japan nach lange stagnierenden Preisen die Inflation zurückzubringen? Zweitens, wird die Inflation die Wirtschaft ankurbeln? Und drittens, wird die Regierung, die parallel das Haushaltsdefizit senken will, zu diesem Zweck noch einmal die Verbrauchsteuer (Mehrwertsteuer) erhöhen? Die Bank of Japan hat angekündigt, die lockere Geldpolitik auszuweiten – das unterstreicht deutlich das Engagement der Regierung, die erste dieser Fragen zu beantworten. Die zweite Frage ist schwieriger zu beantworten.”
Nach Einschätzung der Experten wird eine Kombination aus einer angespannten Arbeitsmarktsituation, der positiven Gewinnprognose, der japanischen Managementpraxis und einer gewissen Überzeugungsarbeit voraussichtlich dazu führen, dass die Löhne zumindest soweit steigen werden, dass sie die Inflation kompensieren. “Damit werden die Realeinkommen mit der Zeit höher und stärken die Kaufkraft. Zwangsläufig wird das aber nicht alles sofort eintreten.” Was die Frage nach der Erhöhung der Verbrauchsteuer von 8 auf 10 Prozent betrifft: die Erhöhung hat Ministerpräsident Shinzo Ab inzwischen von Oktober 2015 auf April 2017 verschoben.
Japanische Aktien sind relativ teuer
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Laut Daniel Roberts, Fondsmanager des Fidelity Global Dividend Fund ist die Bewertung des japanischen Aktienmarkts mit Vorsicht zu genießen. ,,Die Unternehmensgewinne sind weltweit auf einem sehr hohen Niveau. Ich bin mir nicht sicher, ob sie dauerhaft so hoch bleiben werden. Schon in vergangenen Jahr haben wir erlebt, wie die Erwartungen für das Ertragswachstum nach unten korrigiert wurden. Dieser Trend wird sich 2015 fortsetzen. Deshalb ist bei Bewertungen, die auf Gewinnprognosen für die nächsten zwölf Monate basieren, eine gewisse Vorsicht geboten. Was die Höhe der Bewertungen angeht, wirkt der US-Markt am teuersten, erscheinen Europa und die Schwellenländer vergleichsweise attraktiv und ist Japan nach 25-jährigem Abwärtstrend wieder im Spiel. Allerdings lässt diese Sichtweise die feinen Unterschiede in der Zusammensetzung der Märkte und bei den relativen Bewertungen außer Acht. Insofern halte ich es für sinnvoller, den Blick auf einzelne Titel zu richten und ein Portfolio nach fundamentalen Kriterien aufzubauen.” Der Analyst setzt daher auf Unternehmen mit nachhaltiger Ertragskraft, die eine regelmäßige Dividende erwirtschaften.” sagt der Experte.