Deutsche Aktien
Ein Wunschzettel an die Politik
Das Jahr ist noch jung, lassen Sie uns deshalb ein bisschen träumen. Nein, nicht von einer rosaroten Börsenwelt, in der die Kurse nur steigen und das Investieren ein Kinderspiel ist. Sondern „nur“
von einem politischen Umfeld, das Otto Normalanleger nicht zu sehr gängelt.
Eine Welt, in der Politiker nicht ständig darüber nachdenken, wie sie „böse Spekulanten“ schröpfen können. In der Aktien und Dividenden gegenüber Anleihen und Zinsen nicht
bevorzugt, aber auch nicht benachteiligt werden. Und in der Anleger nicht mit Abgeltung-, Finanztransaktions- und weiteren Steuern wie z. B. der geplanten Investmentfondsbesteuerung getriezt werden
und dieses Vorgehen populistisch als Strafaktion gegen die „Finanzmarkthaie“ verkauft wird.
Natürlich wird dieser Wunschzettel in Berlin nicht gehört werden. Viel zu viele Politiker lieben leider den unmündigen Bürger, der nicht selbst über seine Finanzen nachdenkt, vorsorgt und
entscheidet. Lieber machen sie ihm vor, ein allwissender Staat wüsste schon, was gut für den Untertan ist. So jemand muss dann natürlich mit Gesetzen und überbordender Bürokratie vor jeglicher
Unbill bei der Geldanlage geschützt werden. Schließlich kann die Politik sich so als fürsorglicher Schutzpatron gerieren und Dankbarkeit erzeugen.
Der Nebeneffekt: Statt am beneidenswerten Erfolg heimischer Unternehmen über Aktien zu partizipieren, stecken die Deutschen ihr Geld lieber in Staatsanleihen mit 0,3% Effektivrendite. Bürger, die
wie PLATOW-Leser ihr finanzielles Schicksal in die eigenen Hände nehmen, sind die Ausnahme.
Ein deutscher Spitzenpolitiker, der sich hinstellt und sagt: Liebe Anleger, wir werfen keine weiteren Steuernetze aus, holen vielleicht sogar ein paar alte ein – und das dann auch umsetzt, das
wär’s. Aber halt: Das ist in Deutschland anno 2015 zu weit von der Wirklichkeit entfernt. Entschuldigen Sie bitte die Träumerei.