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    Rentenmärkte  835  1 Kommentar Neue Inflationswelt

    Die Rentenmärkte sind erneut gegen alle Prognosen mit Kursgewinnen in das Jahr gestartet. Ein Grund dafür war sicherlich die höhere Risikoaversion im Umfeld der Diskussion über einen möglichen Zahlungsausfall des griechischen Staates und eines Austritts aus der Europäischen Währungsunion. Wesentlicher dürften allerdings die erneut gesunkenen Inflationsraten sein. In Euroland sind diese im Dezember nun erstmals seit 2009 wieder in den negativen Bereich gefallen. In der Schweiz hat sich die negative Rate sogar auf –0.3%  verstärkt und selbst im konjunkturell besser dastehenden UK wird die Inflation im Dezember bei lediglich 0.7% erwartet. Und wenn zur Wochenmitte die entsprechenden Zahlen aus den USA bekannt gegeben werden, dann ist auch dort mit einem Rückgang zu rechnen. Zwar ist der jüngste Rückgang der Inflationsraten klar auf die stark fallenden Ölpreise zurückzuführen und sollte in einem Jahr wieder aus den Inflationsraten wieder herauswachsen. Allerdings bleibt ein Risiko bestehen: Haushalte richten Erwartungen bezüglich der zukünftigen Inflationsentwicklung sehr stark an dem aus, was sie in der Vergangenheit erfahren haben.

    Dementsprechend hat die am Donnerstag veröffentlichte Umfrage der EU Kommission gezeigt, dass die Konsumenten ihre Erwartungen bezüglich der Preisentwicklung in den nächsten 12 Monaten nochmals nach unten revidiert haben. Arbeitnehmer und Arbeitgeber reagieren ähnlich. Symptomatisch ist daher auch, dass die Durchschnittslöhne beim am Freitag veröffentlichten US-Arbeitsmarktbericht trotz eines weiteren starken Stellenaufbaus zurückgegangen sind. Und genau darin liegt die Gefahr in den meisten Industrieländern. So sind auch die längerfristigen Inflationserwartungen weniger stabil als noch vor einigen Wochen und Monaten. Entsprechend schwieriger wird es für die Europäische Zentralbank (EZB), ihre Inflationsnorm von knapp 2% zu erreichen. Dies gilt umso mehr, da es absehbar ist, dass die Inflationsraten auch im ganzen ersten Quartal im negativen Bereich bleiben werden. Für das gesamte Jahr 2015 ist ein Wert von durchschnittlich lediglich 0,2% wahrscheinlich. Gekoppelt mit einem schwachen Wachstum bedeutet dies ein nur geringfügiges Wachstum von Einkommen und Gewinnen. Für die in Euroland teilweise hoch verschuldeten Haushalte und Unternehmen wird es so schwieriger, ihre Kredite zu bedienen und ihre Schuldenquoten zu reduzieren. Dies wiederum belastet das Investitions- und Konsumklima, sodass Fortschritte am Arbeitsmarkt sich ebenfalls zäher gestalten werden. Vor diesem Hintergrund ist es zu verstehen, dass die EZB wie auch andere Zentralbanken massive Anstrengungen unternehmen, die Preisentwicklung zu beschleunigen. Die Rentenmärkte reflektieren genau das und werden vermutlich noch einige Zeit extrem niedrige Renditeniveaus aufweisen.
     






    Dr. Karsten Junius
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    Dr. Karsten Junius ist seit dem 1. April 2014 Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin AG und hat die Leitung des Economic Research inne. Bevor er zur Bank J. Safra Sarasin stiess, war Dr. Junius beim Internationalen Währungsfonds als „Principal Economist“ tätig. In vorgängigen Positionen arbeitete er als Leiter Kapitalmarkt- und Immobilien Research bei Deka Bank und als Ökonom bei Metzler Asset Management GmbH. Davor war er Ökonom am Institut für Weltwirtschaft der Universität Kiel. Dr. Karsten Junius ist CFA Charterholder und doktorierte in Volkswirtschaft an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel.
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    Verfasst von Dr. Karsten Junius
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