Aktien Europa
Rückgang des Ölpreises und des Euro: fundamentale Veränderungen in 2015
Das vergangene Jahr war schon das dritte in Folge mit einer positiven Performance der europäischen Märkte für Aktien, Staatsanleihen und Investment-Grade-Unternehmensanleihen. Paradoxerweise ist dieses Ergebnis fast nur auf den starken Rückgang der langfristigen Zinsen zurückzuführen, der durch die seit Ende von Q1 bestehenden Deflationssorgen genährt wurde. Diese Entwicklung kam nicht nur dem Index EuroMTS 5-7 Jahre zugute, der um 11,50% stieg, sondern auch dem europäischen Aktienmarkt. Dabei schnitten Sektoren wie Immobilien, Pharma, Versorgungsdienstleistungen sowie Nahrungsmittel und Getränke am besten ab, während sich die zyklischen Branchen schwach entwickelten.
Niedriger Ölpreis und schwacher Euro prägen 2015
2015 wird dagegen von zwei wesentlichen makroökonomischen Veränderungen geprägt, die bereits im letzten Quartal im Mittelpunkt standen und sich dieses Jahr positiv auf bestimmte europäische Unternehmen und wahrscheinlich auch auf das Wirtschaftswachstum in Europa auswirken: der starke Rückgang des Ölpreises sowie die Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar.
2014 war geprägt von Konjunktursorgen, wobei die Fundamentaldaten und der innere Wert von Unternehmen in den Hintergrund traten. Bei der Suche nach Rendite konzentrierten sich die Anleger auf Sektoren mit langfristig planbarem Geschäftsverlauf.
Prognosen, eine Tradition zu Beginn eines jeden neuen Jahres, sind für Stockpicker und Value-Anleger wie uns immer ein gewagtes Unterfangen. Zwar lassen auch wir die wichtigen makroökonomischen Veränderungen, die sich in Q4 2014 einstellten, nicht außer Acht. Allerdings behalten wir konsequent unsere Investment-Methode im Fokus, die sich seit der Gründung von METROPOLE Gestion stets bewährt hat: Wir bewerten Unternehmen und Katalysatoren, die voraussichtlich in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden.
Dividendenrendite nicht um jeden Preis
Der rückläufige Ölpreis sowie das wenig dynamische Wirtschaftsumfeld in Europa dürften dazu beitragen, dass die Inflationsrate 2015 gering bleibt (die Energiekomponente hat einen besonders großen Einfluss auf die Inflationsrate). Dies wird voraussichtlich dazu führen, dass die Rendite von Anleihen im Vergleich zur Dividendenrendite von Aktien niedrig bleiben wird. Dennoch sind wir der Auffassung, dass die Suche nach hohen Dividendenrenditen nicht auf Kosten der Bewertungen gehen darf. Viele Sektoren mit langfristig hohen Dividenden sind heute hoch bewertet. Eine Ausnahme bildet dabei der Telekom-Sektor, der von einer fundamentalen Kehrtwende der Regulierungsbehörden in Europa, von Veränderungen des Wettbewerbsumfelds und der Technologie sowie von Unterbewertungen profitiert. Dieser Sektor ist über Unternehmen mit unterschiedlichen Profilen wie Deutsche Telekom, Telecom Italia oder Vodafone hoch in unseren Portfolios gewichtet.
Lesen Sie auch
Unsere Portfolios bleiben außerdem stark in den IT-Unternehmen Capgemini und Atos übergewichtet, die uns angesichts der umfassenden Restrukturierung dieser Branche im Laufe der zurückliegenden Jahre (so übernahm beispielsweise Atos vor kurzem den US-Konkurrenten Bull) immer noch deutlich unterbewertet erscheinen.
Der starke Rückgang des Ölpreises sowie die Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar kommen derweil vor allem den international ausgerichteten europäischen Konzernen wie LVMH und Kering zugute, aber auch Unternehmen mit einem hohen Verbrauch von Energierohstoffen wie den deutlich unterbewerteten und von uns stark gewichteten Zementherstellern.
Es bleiben jedoch auch Schattenseiten, die 2015 immer wieder für Volatilität sorgen dürften: mehrere Parlamentswahlen in Europa und die bevorstehende geldpolitische Trendwende in den USA.
Das Niedrigzinsumfeld, der anhaltende Rückgang der Energiekosten, die Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar sowie die Restrukturierungen und Anpassungen der Geschäftsportfolios der europäischen Unternehmen und deren starke internationale Ausrichtung sprechen jedoch für Aktien – trotz der zu Beginn des Jahres an den Aktienmärkten bestehenden Unsicherheiten. Insbesondere Zykliker und Telekom-Titel notieren deutlich unter ihrem inneren Wert.