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Das Schweizer Erdbeben
Nun geht es ans Eingemachte. Die Schweizer Notenbank (SNB) hat ihre noch im Dezember 2014 vehement bekräftigte Zielmarke von 1,20 Franken für einen Euro am gestrigen Donnerstag aufgegeben. Was dann
passierte, war beispiellos. Der Franken wertete zeitweise um über 30 Prozent auf und viele Schweizer Banken stellten die Ausgabe von Euros ein — auch viele Bankomaten. Schweizer Läden und
Restaurants, in denen man bisher mit Euro bezahlen konnte, stellten diesen Service ein. Denn aufgrund der extremen Schwankungen beim Wechselkurs weiß niemand mehr, was ein Euro überhaupt noch wert
ist.
Aus Schweizer Sicht wohl nicht allzu viel. Denn sonst hätte Notenbankchef Thomas Jordan nicht diesen drastischen Schritt vollzogen. Die Freigabe bedeutet auch für die Notenbank einen massiven
Verlust. Um die Wechselkursuntergrenze aufrechtzuerhalten, hatte sie seit 2011 ihre Bilanz massiv mit Euro aufgebläht. Sie ist heute mehr als dreimal so groß wie 2008. Damit haben die Eidgenossen
fast genauso viel Geld wie die FED „gedruckt“. In Zahlen bedeutet dies: Die Bilanzsumme beträgt 85 Prozent des BIP. In den USA sind es nicht einmal 30 Prozent. Probleme bekommt nun jedoch auch die
Wirtschaft, die rund 50 Prozent ihrer Waren in der Eurozone absetzt. Jetzt droht Rezession und Deflation. Denn auch der Tourismus leidet massiv. Die Russen blieben schon wegen der Rubelkrise aus.
Nun werden auch EU-Bürger einen noch weiteren Bogen um die Schweiz machen. Und die Schweizer selbst wären schön blöd, wenn sie nicht nach Österreich, Italien oder Frankreich zum Skifahren gingen.
Denn allein die Liftkarten sind schon um 30 bis 40 Prozent günstiger.
Ein erholsames Wochenende wünscht Ihnen Jörn Kränicke, Chefredakteur