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    EZB-Bazooka  5541  1 Kommentar Zumutung oder historischer Meilenstein? Reaktionen auf die EZB-Staatsanleihenkäufe

    Die Bazooka ist gezündet, die letzten Pfeile aus dem Köcher gezogen… Bei seiner heutigen Sitzung hat der Rat der Europäischen Notenbank (EZB) den Ankauf von Staatsanleihen im Umfang von 60 Milliarden Euro monatlich bis vorerst Ende 2016 verkündet. Die Reaktionen der Märkte ließen nicht lange auf sich warten: Der deutsche Leitindex DAX stieg auf ein neues Allzeithoch, der Euro rauschte in den Keller. (siehe: Draghi zündet Bazooka - das Quantitative Easing kommt!)
     
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    Auch die Akteure an den Märkten und der Politik meldeten sich zu Wort:
     

    Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes:

    „Mit ihrem Aufkaufprogramm dramatisiert die Europäische Zentralbank (EZB) die Preis- und Wirtschaftsentwicklung im Euro-Raum unnötig. Zudem geraten Nutzen und Risiken der Niedrigzinspolitik allmählich in eine ungünstige Schieflage“, kritisiert Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, die heutige Entscheidung der EZB.

    „Die Wirtschaftsschwäche im Euro-Raum ist derzeit vor allem strukturell geprägt, daher dürften die unmittelbaren Preis- und Konjunktureffekte des Aufkaufprogramms marginal sein“, so Kemmer weiter. Vielmehr sei zu befürchten, dass die zusätzliche Liquidität in der gegenwärtigen Situation vor allem in die Finanzmärkte fließe. „Dann steigt spürbar die Gefahr von Vermögenspreisblasen, von falschen Risikobewertungen und fehlgelenkten Investitionen.“ Auch das Risiko von Währungsturbulenzen und Abwertungswettläufen werde zunehmen. Erforderlich seien „zusätzliche Wirtschaftsreformen – gerade in den großen Kernländern Frankreich und Italien.“

     

    Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV):

    „Mit ihrer heutigen Entscheidung zum Einstieg in ein breit angelegtes Anleihekaufprogramm verschieße die EZB nahezu ihre letzte Patrone,“ sagt der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon. „Letztlich hatte die Notenbank wohl gar keine andere Chance mehr, als den Versuch zu starten, den von ihr selbst genährten Erwartungen der Märkte gerecht zu werden.“ 

In der Sache sei dieses Programm zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht notwendig. „Rechnet man die sinkenden Energiepreise heraus, so ist die Teuerungsrate – wenn auch auf niedrigem Niveau – absolut stabil. Der Konsum ist robust. Ich kann auf breiter Front keine wirklichen Deflationsgefahren erkennen, die es zu bekämpfen gilt.“ Die Notenbank setze sich immer stärker der Gefahr aus, neben der Geldpolitik auch Fiskalpolitik zu betreiben. „Damit setzt sie ihre Unabhängigkeit aufs Spiel.“ Statt die ohnehin schon volle Badewanne mit immer mehr billigem Geld zu fluten, führe kein Weg an Strukturreformen in den einzelnen Volkswirtschaften des Euro-Raumes vorbei.


    Alexander Erdland, Präsident des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV):

    „Der Schritt der EZB ist eine Zumutung. Es ist vollkommen ungewiss, ob das Ankaufprogramm die erhofften Effekte bringt. Sicher ist hingegen, dass weiterer Schaden für die Sparkultur in Deutschland angerichtet wird. Denn das Ankaufprogramm verstärkt den Druck auf festverzinsliche Wertpapiere, die eine Säule der privaten Altersvorsorge sind. Das macht es uns jetzt noch schwerer, den Menschen gute Angebote für ihr Alter zu machen.“


    Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR):

    „Mit dieser aktionistischen Politik trägt die EZB zur Verunsicherung der Bürgerinnen und Bürger bei. Außerdem fördert sie mit der heutigen Entscheidung die Bildung von Preisblasen an den Finanzmärkten. Der Wirtschaft helfen diese immer weiter ausgedehnten expansiven Maßnahmen der quantitativen Lockerung kaum. Nach dem geldpolitischen Stakkato der vergangenen Monate muss sich die EZB jetzt in ein ruhigeres Fahrwasser bewegen und auf weitere Liquiditätsspritzen verzichten. Der Euroraum braucht eine geldpolitische Pause.“

     

    Stephan Götzl, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB):

    „Mit ihrer Entscheidung zieht die EZB ihren letzten Pfeil aus dem Köcher. Allerdings zweifele ich daran, ob dieser folgenschwere Schritt in der gegenwärtigen Situation angemessen ist. Denn erst im vergangenen Herbst hat die Notenbank umfangreiche Lockerungsmaßnahmen beschlossen, deren Wirkung sich erst langsam entfaltet. Daneben sind die geringen Teuerungsraten primär dem massiven Verfall der Energiepreise geschuldet.“

     

    Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK):

    "Die EZB ist zum Gefangenen der eigenen Ankündigungen geworden. Sie hat ohne Not nun ihren letzten Trumpf ausgespielt. Dabei überwiegen eindeutig die Risiken: Die Wirkung des Ankaufs von Staatsanleihen auf die Preisentwicklung in der Eurozone ist unsicher. Zugleich schwächt er den Druck zu dringend notwendigen Reformen in den Mitgliedstaaten. Auch die Gefahr von Spekulationsblasen an den Finanzmärkten lässt er weiter steigen.“

     

    Johannes Müller, Chief Investment Officer Deutsche AWM:

    „Aus wirtschaftlicher Perspektive vertreten wir die Ansicht, dass die Staatsanleihenkäufe weder ein Allheilmittel gegen die Wirtschaftsflaute sein werden, noch dass dadurch ein großer Schaden entstehen wird. Die positivste Wirkung auf die Konjunktur dürfte die Abwertung des Euros haben. Diese kommt einem kleinen Konjunkturprogramm gleich. Darüberhinaus dürften sich die Auswirkungen in Grenzen halten.“


    Bernd Feldhaus, Senior Portfolio Manager bei inprimo invest:

    „Das Anleihe-Kaufprogramm der EZB hebelt systematisch Markt­mechanismen aus. Es ist damit zu rechnen, dass die Renditeniveaus bei Staatsanleihen durch die EZB Kaufaktion stark verzerrt werden. Faktisch werden Marktmechanismen wie die Bewertung von Risiken ausgeschaltet – mit der Folge, dass falsche Anreize an Politik und Investoren gegeben werden. Private und institutionelle Anleger werden aus dem Markt für Staatsanleihen heraus in riskantere Assetklassen gedrängt. Wenn es dann zu einem Platzen der nach unserer Einschätzung bereits jetzt entstandenen Blasen an den Rentenmärkten kommt, könnten die Preiskorrekturen gerade in aus­getrockneten Marktstrukturen umso heftiger ausfallen.“ Auch stünde zu befürchten, „dass ein Staatsanleihekaufprogramm die Reformmüdigkeit eher noch verstärken wird und sich die fundamentale Situation vieler Länder der Eurozone nicht verbessern wird. Grundsätzlich wird die Volatilität an den europäischen Anleihe­märkten eher zunehmen“

     

    Dr. Daniel Stelter, Beyound the Obvious:

    Die letzte Instanz verschießt die letzte Kugel: „Die Finanzmärkte haben bekommen, was sie wollten und was Draghi ihnen versprochen hat. Doch langfristig werden die Enttäuschungen nicht ausbleiben können. Die erhofften realwirtschaftlichen Folgen – höhere Inflation, mehr Wachstum und ein weiter schwächerer Euro – werden sich nicht einstellen. Quantitative Easing wirkt in Europa nicht“.
     

    Sahra Wagenknecht Erste Stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE weiter:

    „Statt mit einer Billionensumme die Spekulation auf den Finanzmärkten anzuheizen sollte die Europäische Zentralbank mit dem Geld lieber öffentliche Investitionsprogramme anschieben. Die Anleihekäufe sind ein Dopingmittel für die Finanzmärkte, sie treiben Aktienkurse und andere Vermögenspreise noch weiter nach oben und machen die Reichsten noch reicher. Die Zeche für dieses Spiel zahlt die Mittelschicht, deren Sparguthaben und Pensionsansprüche entwertet werden.“

     

    CSU-Politiker Peter Gauweiler:

    "Es sieht so aus, dass die EZB schon wieder den Banken in den Krisenstaaten faule Papiere abnehmen und die Risiken den europäischen Steuerzahlern aufbürden will."

     

    CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer:

    "Draghi ist der Euro-Weichmacher. Er macht Geldpolitik für die Reformverweigerer in Europa. Draghi ist der Gehilfe der Spekulanten."

     

    Prof. Dr. Bernd Lucke, Bundessprecher der Alternative für Deutschland:

    „Die heutige Entscheidung ist eine Verzweiflungstat der EZB, deren Folgen die deutschen Sparer und Steuerzahler zu tragen haben werden. Dass die EZB Staatsanleihen in Höhe von einer Billion Euro mit frisch gedrucktem Geld kauft, wirkt wie eine Einführung von Eurobonds durch die Hintertür. Denn nach Draghis Ankündigung wird zumindest ein Teil der aufgekauften Staatsschulden zu Lasten der Steuerzahler vergemeinschaftet.“



    Mauro Vittorangeli, CIO Fixed Income Conviction Strategies Europe, Allianz Global Investors:

    „Die heutige Ankündigung ist ein historischer Meilenstein für die europäischen Märkte und stellt einen wichtigen Schritt zur weiteren Integration dar. Die Finanzwelt schaute gebannt auf Mario Draghi, und er fuhr ein größeres Geschütz auf als Investoren erwartet hatten. Die Maßnahmen dürften die Märkte erst einmal zufriedenstellen und zu einer weiteren Einengung der Zinsaufschläge und einer weiteren Abwertung des Euro führen. Die Mindestlaufzeit des Ankaufprogramms von mindestens 18 Monaten sollte die Märkte von der Entschlossenheit der EZB überzeugen, die Probleme, denen sich die Eurozone gegenüber sieht, anzugehen. Wie zuvor die Fed hat die EZB nun ebenfalls bewiesen, dass sie in der Lage ist, mit äußerst schwierige Marktsituationen umzugehen.“
     

    Stefan Körzell, DGB-Vorstandsmitglied:

    "Die Entscheidung des EZB-Rats, Staatsanleihen flächendeckend zu kaufen, ist richtig.  (…) Aber die EZB kann es nicht alleine richten: Die Geldpolitik muss durch fiskalische Impulse ergänzt werden. Dafür braucht es einen Kurswechsel in Europa. Wir brauchen eine ambitionierte Investitionsoffensive und ein Ende der Sparpolitik, damit in Europa wieder konsumiert und investiert wird. Erst dann entstehen Arbeitsplätze, erst dann steigt die Nachfrage und die Deflationsgefahr sinkt."





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