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    Alle gegen Quantitative Easing?  3901  0 Kommentare Ökonom Straubhaar wider die Kollegen - "krachend falsch" und "auf ganz dünnem Eis"

    Thomas Straubhaar, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Hamburg, will sich nicht länger damit abgeben, dass seine Kollegen einer nach dem anderen die geldpolitischen Taten der Europäischen Zentralbank (EZB) kritisieren. In der „Welt“ ruft er seine Artgenossen dazu auf, nicht blind einer Theorie zu folgen, die „durch die Praxis krachend falsifiziert“ wurde.

    Nein, glücklich ist Straubhaar nicht. Er nennt seine Kollegen „überheblich“ und mag ihre „Generalkritik“ an dem von der EZB angekündigten Quantitative Easing (QE) nicht so recht nachvollziehen. Nicht verstehen kann Straubhaar insbesondere, wie sich seine Kollegen in ihrer Kritik so sicher sein können. „Wenn Kollegen mit Professorentitel behaupten, dass mit einem QE die Preisentwicklung außer Rand und Band gerate, bewegen sie sich auf wissenschaftlich mehr als dünnem Eis“, mahnt er.

    Immerhin habe ein solches Programm noch nirgends zu einer sich nicht bändigen lassenden Inflation geführt. Das Gegenteil sei der Fall gewesen: „Fakt ist, dass sowohl die Preise wie auch die Inflationserwartungen in den Ländern mit QE, wenn überhaupt, so nur moderat, sicher aber nicht bedrohlich steigen“, erklärt Straubhaar.

    Doch warum kritisieren dann viele deutsche Ökonomen die EZB und warnen davor, die massenhaften Anleihekäufe würden Gefahren einer Inflation herbeirufen. Der in Hamburg lehrende Universitätsprofessor diagnostiziert „alte monetaristische Erkenntnisse“. Der Monetarismus sieht die Geldmenge als zentralen Faktor an. Gemäß der Quantitätstheorie „soll die Geldmenge durch die Zentralbanken so gesteuert werden, dass sie möglichst ohne Schwankungen mit dem Wachstum der volkswirtschaftlichen Produktion“ einhergeht, heißt es auf der Seite der „Bundeszentrale für politische Bildung“. Da die Quantitätstheorie einen direkten Zusammenhang zwischen Geldmenge und Preisniveau sieht, lehnen Monetaristen geldpolitische Lockerungen wegen der Gefahr einer Inflation ab.  

    Doch Straubhaar hat ein Problem mit der Theorie und merkt an, sie sei „in jüngerer Vergangenheit durch die Praxis krachend falsifiziert“ worden: „Denn seit Längerem wächst weltweit in den meisten Ländern die Geldmenge stärker als die Gütermenge, und trotzdem steigen die Preise nicht so stark wie erwartet.“ Zwar sei die Ausweitung der Geldmenge notwendiges Kriterium für Inflation, aber – im besten wissenschaftlichen Jargon – „nicht jedoch eine bereits hinreichende Bedingung“. Sprich: Die Ausweitung der Geldmenge führt nicht zwangsläufig zu einer Inflation.

    Straubhaar formuliert es so: „Die EZB allein kann nicht Inflation erzeugen.“ Schließlich brauche es „eine Kreditnachfrage von Unternehmen und Verbrauchern und die Bereitschaft der Banken, Kredite zu vergeben“, damit die geldpolitische Lockerung der EZB überhaupt Wirkung auf die Preise erzielen kann. Unterm Strich sieht Straubhaar keine wasserdichten Beweise – weder für Kritiker noch Befürworter der EZB-Politik. „Die Ökonomik ist eben keine exakte Wissenschaft, bei der es ein abschließendes Gut oder Schlecht gibt“, philosophiert er. 

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    Alle gegen Quantitative Easing? Ökonom Straubhaar wider die Kollegen - "krachend falsch" und "auf ganz dünnem Eis" Thomas Straubhaar, Professor für Volkswirtschaftslehre, will sich nicht länger damit abgeben, dass seine Kollegen die geldpolitischen Taten der EZB kritisieren. Er ruft seine Artgenossen auf, nicht blind einer Theorie zu folgen, die durch die Praxis falsifiziert wurde.

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