Halvers Woche
"Lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende"
30. Januar 2015. MÜNCHEN (Baader Bank). Einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Schicksalsgemeinschaft wird es nicht geben, zumindest vorerst nicht. Davon würde eigentlich niemand profitieren.
Die griechischen Banken, die am Tropf der EZB hängen, wären sofort pleite. Griechenland wäre an den Kapitalmärkten geächtet wie Robin Hood beim Sheriff von Nottingham. Und die griechische
Wahlbevölkerung hätte noch weniger Perspektiven als jetzt schon. In der neuen bunten, links- und rechtspopulistischen Regierung werden auch keine politischen Selbstmörder sitzen. Zudem stünden
die Euro-Politiker und die Regierung in Berlin dann vor dem Scherbenhaufen ihrer Krisenpolitik: Alle einst eisernen Maastricht-Kriterien hätte man geopfert, ohne den Euro-Verbund zusammengehalten
zu haben. 2010 - als die Schuldenprobleme Griechenlands erstmals zutage traten - wäre ein Grexit billiger gekommen als heute. Damals hätte ein Grexit aller Finanz-Welt vor Augen geführt, dass
„Europäische Stabilitätsunion“ nicht nur ein unverbindliches Lippenbekenntnis ist, sondern konsequent gelebt wird.
Im Übrigen könnte ein Grexit auch zu einem abnehmenden Chorgeist auch bei den anderen Euro-Ländern führen. Zur Gesundung seiner Exportwirtschaft würde Griechenland die Drachme dramatisch
abwerten. Dann wäre Hellas gegenüber Portugal, Zypern, Spanien, Italien oder Frankreich in punkto Oliven, Wein oder Urlaubsparadiesen konkurrenzlos günstig. Die so geschädigten Euro-Staaten
könnten die frevelhafte Frage stellen, welchen ökonomischen Sinn ihr Verbleib in der Eurozone eigentlich noch macht.
In allerletzter Konsequenz kann man Reisende nicht aufhalten
Und dennoch ist das kein Freibrief für die neue sendungsbewusste Regierung Tsipras den Bogen zu überspannen. Privatisierungen stoppen, Tausende Ex-Beamte zurück in den Dienst holen, Löhne und Renten erhöhen sind zwar Maßnahmen, die Herrn Tsipras kurzfristig zum Volksheld machen. Doch damit hätte er einseitig Verträge gebrochen, die der Solidarität der Euro-Gemeinschaft in Höhe von weit über 200 Mrd. Euro ins Schienbein treten würden. Und wenn Athen jetzt auch noch über den Schulterschluss mit Russland der gemeinsamen EU-Außenpolitik in den Rücken fallen sollte - obwohl man über die Sinnhaftigkeit der Sanktionen durchaus diskutieren könnte - wird man früher oder später in den sauren Apfel von Plan B, also Grexit, beißen müssen. Die Eurozone wird sich nicht wie ein Ochse am Nasenring durch die Manege der Finanzwelt ziehen lassen. Dann wäre ihre Glaubwürdigkeit dahin.