Umschwung beim Ölpreis
Öl-Preis-Krise: Kurze Erholung oder neue Rekordjagd?
Knapp zwanzig Prozent Plus in zwei Wochen. Beim Ölpreis ist ein Umschwung zu verzeichnen. Geht der Ölpreis jetzt erneut auf Rekordjagd? Oder ist nur
eine kurzfristige Erholung wegen spekulativen Termingeschäften zu beobachten?
Fakt ist: Die Entwicklung des Ölpreises hat sich gedreht. Nach dem bis Anfang des Jahres andauernden historischen Preisverfall stieg der Preis für ein Barrel der Sorte Brent zuletzt um rund 20
Prozent. Noch am 29. Januar lag der Preis deutlich unter 50 US-Dollar. Zu Beginn dieser Woche kratzte er erstmals seit Ende letzten Jahres wieder an der Marke von 60 Dollar.
Umschwung nicht zu übersehen, doch wie langfristig steigen die Preise?
Nach wochen- ja monatelangen Preisverfällen ist ein Umschwung unübersehbar. Doch stellt sich die Frage, ob sich der Ölpreis auf dem jetzt erreichten Niveau einpendelt oder weiter steigt und
womöglich sogar zu einer neuen Rekordjagd ansetzen kann?
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Zumindest für eine Rekordjagd sehen die Experten der Internationalen Energieagentur (IEA) keine Indizien. Dennoch glaubt auch die IEA, dass die Tendenz in Richtung steigende Preise geht. Jedoch
werde sich die Erholung des Ölpreises „in einem vergleichsweise begrenzten Rahmen“ prognostizierte die Organisation laut „Handelsblatt“. Auch Ole Sloth Hansen, Rohstoffanalyst bei
der Saxobank, glaubt nicht an eine neue Rekordjagd. „Ein steiler Anstieg des Preises, wie es 2009 geschah, scheint heute unwahrscheinlich“, schreibt er dem Bericht zufolge.
Haben Spekulanten den Ölpreis kurzzeitig hochgetrieben?
Die Folgen des Preisverfalls für die Energieindustrie sind trotz des Umschwungs bereits sichtbar. Zum Beispiel bei der US-Fracking Industrie. Allein die Anzahl der Ölbrunnen sank in Relation zum
letzten Jahr um ein Fünftel, heißt es. Auch eine erste Pleite ist bereits zu verzeichnen gewesen. In der gesamten Industrie wurden 30.000 Stellen gestrichen. Gleichwohl sind mögliche positive
Kontereffekte durch das günstige Öl in anderen Branchen zu beachten.
Dennoch sind dies Anzeichen, die Anleger erwarten ließen, dass die Fördermenge gekürzt wird – und dass der Preis wieder steigt. Demnach dürften Spekulationen in direktem Zusammenhang mit dem
gestiegenen Preis stehen, schreibt das Blatt. Dafür spreche auch, dass der bei Termingeschäften festgelegte Preis pro Barrel Öl im Januar bis zu zwölf Dollar über dem aktuellen Preis lag. Anleger
erwarten also ein deutliches Steigen der Preise und wittern lukrative Geschäfte.
Ölindustrie ist am Scheideweg angelangt
Bereits zu Wochenbeginn berichtete wallstreet:online, dass die Ölindustrie am Scheideweg angelangt ist. Der BP-Chef Bob Dudley verglich die Lage sogar mit der in den 80er Jahren und gab der OPEC
die Schuld an der desaströsen Situation (lesen Sie hierzu: „Es droht ein historischer Öl-Crash und schuld ist die OPEC!“). Überhaupt ist unklar, wer die Gewinner und Verlierer des Preisverfalls der vergangenen Monate sein könnten. Gehen die
OPEC-Länder als Gewinner aus dem Preiskampf oder doch die US-Fracking-Industrie? Und welche Rolle spielt Russland?
Mitte Januar zitierte wallstreet:online den Bloomberg-Wirtschaftsjournalisten Leonid
Bershidsky mit den Worten: „Amerika wird den Ölpreis-Krieg verlieren, siegen wird Russland.“ Die IEA hingegen prognostiziert ein umgekehrtes Ergebnis: Die eingangs bereits erwähnte Organisation
prognostiziert laut „dpa-AFX“, dass die USA
den Öl-Konflikt gewinnen könnten. Ein Argument ist die erhöhte Flexibilität: „Wir hatten bisher mit Saudi-Arabien ein Produktionsland, das in der Lage war, Marktumschwünge zu bewerkstelligen. Jetzt
haben wir mindestens zwei“, zitiert die Nachrichtenagentur die IEA-Chefin Maria van der Hoeven.
Rohstofflager vor der Haustür: Erdöl und sogar Gold in Norddeutschland!
Warum überhaupt in die Ferne schweifen, wenn das Glück doch vor der eigenen Haustür liegt? In Hamburg will das emsländische Unternehmen GDF Suez E&P Deutschland jährlich 20.000 Tonnen Erdöl
fördern, berichtet die „Welt“. Doch das ist längst
nicht der einzige womöglich kostbare Rohstoff in Norddeutschlands Böden: Auch heißen Tiefenwasser, das langfristig zur Nutzung von Geothermie genutzt werden und so tausende Haushalte mit Wärme
versorgen könnte sowie Kies – und Gold. Nein, kein Schreibfehler. Laut „Welt“ erklärte Alf Grube vom Amt für Umweltschutz, in norddeutschen Böden finde sich stellenweise tatsächlich Gold.
Der Haken an dem Glück vor der Haustür: Egal ob Erdöl oder Tiefenwasser, es ist ziemlich tief verbuddelt. Und um das freizuschaufeln, braucht es eine Menge Geld. Deswegen ist unsicher, ob die
Förderung überhaupt lohnend ist. Ähnliches gilt auch für Gold: Auch hier sei die Förderung nicht lukrativ, so Grube.
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