US-Ökonom Goodfriend
Reines Ablenkungsmanöver - Das Gerede über Währungskrieg ist verrückt
Droht ein neuer Abwertungskampf der Zentralbanken, der in einen harten Währungskrieg münden könnte? Nein, meint der Währungsexperte und US-Ökonom Marvin Goodfriend. Die US-amerikanische Zentralbank Federal Reserve (Fed) werde auf keinen in einen Abwertungswettstreit mit der EZB eintreten. „Das Gerede vom Abwertungswettlauf und vom Währungskrieg ist verrückt“, so Goodfriend in einem Interview mit der „WirtschaftsWoche". Der Währungsexperte war viele Jahre Vizepräsident der regionalen Notenbank in Richmond und ist ein Kenner der Fed-Politik.
Für die US-Notenbank sei die Preisstabilität und nicht der Wechselkurs des US-Dollars entscheidend. „Die USA sind eine vergleichsweise geschlossene Volkswirtschaft, die lediglich 15 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung durch Exporte erzielt. Der Dollar-Kurs wird die Fed daher nicht davon abhalten, die Zinsen zu erhöhen, wenn dies aus binnenwirtschaftlichen Gründen nötig ist,“ erklärte Goodfriend.
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Für alle Notenbanken sei das Thema Preisstabilität die bestimmende Handlungsmaxime - wenn auch mit unterschiedlichen Lösungsansätzen. „In manchen Ländern erfordert dies einen restriktiven, in anderen einen expansiven Kurs“, so Goodfriend gegenüber dem Wirtschaftsblatt. „Langfristig ist die Geldpolitik jedoch machtlos im Hinblick auf die Entwicklung der Wechselkurse. Denn diese hängt von realen Faktoren wie der Produktivität und der Attraktivität eines Landes ab.“ Aus diesem Grund sei die jetzige Debatte nur ein Ablenkungsmanöver. „Wer anderen vorwirft, einen Währungskrieg anzuzetteln, lenkt nur von der Wettbewerbsschwäche seiner eigenen Wirtschaft ab.“