Faktencheck
Wie funktioniert das mit dem Gelddrucken?
Der Griechenland-Poker geht in die nächst Runde. Doch die Uhr tickt und noch immer ist nicht abschließend geklärt: Bleibt Griechenland im Euro-Verbund? Wäre es für Griechenland
einfacher, aus dem Euro zu treten und selbst Geld drucken zu können?
Doch Geld drucken, das funktioniert doch auch in der Eurozone. Offensichtlich, denn tagtäglich halten wir – mal mehr, mal weniger – Euros in unseren Händen. Doch wie funktioniert die Geldschöpfung
allgemein und wer hat in der Euro-Zone das Recht, Geld zu drucken?
Wie funktioniert Geldschöpfung? – Die Theorie
Ein erster Blick auf der Seite der Bundesbank: „Die Vermehrung der Geldmenge wird als Geldschöpfung bezeichnet.“ Doch ist Geld nicht gleich Geld. Zunächst ist zwischen Zentralbankgeld und
Buchgeld zu unterscheiden. Zentralbankgeld können, wie es der Name schon nahelegt, nur die Zentralbanken schaffen. „Das Zentralbankgeld existiert in Form des Bargelds, das die
Zentralbank in Umlauf gebracht hat, sowie der Sichteinlagen, die Dritte bei der Zentralbank unterhalten“, heißt es.
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Eine Möglichkeit, Zentralbankgeld zu schaffen, ist die Gewährung von Krediten durch die Zentralbank an Geschäftsbanken. Gewährt die Zentralbank einer Geschäftsbank einen Kredit, wird dieser eine
Sichteinlage gutgeschrieben, über die die Bank in der Folge verfügen kann. Zum Beispiel, indem sie „einer Nichtbank einen Kredit gewährt oder ihr einen Vermögenswert abkauft und
der Nichtbank im Gegenzug den entsprechenden Betrag als Sichteinlage gutschreibt“. Durch diese Vorgänge schafft die Geschäftsbank Buchgeld.
Erzielen Zentralbanken durch die Geldschöpfung nicht immense Gewinne?
In diesem Kontext lässt sich auch gleich mit einem Mythos aufräumen: Allein den Zentralbanken ist es erlaubt, Geld zu drucken. Indem sie das selbst gedruckt Geld an Geschäftsbanken weitergeben,
müssten die Zentralbanken doch enorme Gewinne erzielen können? Nicht so ganz. „Denn die Zentralbank verkauft die Banknoten nicht“, so die Bundesbank. Das liege daran, dass die Zentralbank zu jeder Zeit bereit
sei, den der Geschäftsbank gewährten Kredit zurückzunehmen. Die einzige Möglichkeit für Gewinne im Rahmen der Geldschöpfung sind daher Zinserträge. Üblicherweise gewährt die
Zentralbank einer Geschäftsbank einen Kredit und fordert dafür Zinsen. Doch genau diese Zinsen wurden in der Vergangenheit immer wieder gesenkt.
Was passiert mit den Gewinnen der EZB?
Dies ist in der Satzung des Europäischen Systems der Zentralbanken und der Europäischen Zentralbank (ESZB) geregelt. Dort heißt es zu den Nettogewinnen der EZB: „Ein vom EZB-Rat zu bestimmender Betrag, der 20 % des Nettogewinns nicht übersteigen darf, wird dem allgemeinen Reservefonds bis zu einer Obergrenze von 100 % des Kapitals zugeführt.“ Der Rest wird an die Anteilseigner der EZB ausgeschüttet - entsprechend ihrer eingezahlten Anteile.
Im Falle eines Verlustes kommt der EZB-Reserverfonds zum Tragen. Sollte dieser den erwirtschafteten Verlust nicht decken, wird der Fehlbetrag nach Beschluss des EZB-Rates aus den monetären Einkünften des betreffenden Geschäftsjahres gedeckt. Dies erfolgt laut ESZB im Verhältnis und bis in Höhe der eingezahlten Anteile der nationalen Zentralbanken.
Falls die Kreditnachfrage mal zu gering ist: Ein alternativer Weg der Geldschöpfung
Damit Zentralbanken überhaupt Geld schöpfen können, braucht es in dem oben beschriebenen Beispiel Geschäftsbanken, die Zentralbankgeld nachfragen und Kredite bei der Zentralbank aufnehmen wollen.
Doch es gibt auch eine andere Möglichkeit, Geld zu schaffen: Dabei kauft die Zentralbank Geschäftsbanken Vermögenswerte ab. Hier setzt auch das Ende Januar von der EZB angekündigte
Anleihekaufprogramm an: Die Notenbanken der Euro-Länder kaufen Staatsanleihen ihrer Länder. Allerdings nicht direkt von den Staaten selbst, denn das ist wegen der geforderten Unabhängigkeit
verboten (siehe hier).
Stattdessen kaufen sie die Anleihen am sogenannten Sekundärmarkt, d.h. die Notenbanken kaufen nur solche Anleihen, die bereits im Umlauf sind.
Genau wie bei der Vergabe von Krediten geht es aber auch bei Anleihekäufen darum, Zentralbankgeld zu schaffen. Aufgabe der EZB ist die Preisstabilität. Die Zentralbank selbst definiert
Preisstabilität als eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent. Hauptargument für die Einführung von Anleihekäufen ist daher die extrem niedrige Inflationsrate im Euro-Raum. Ende
2014 fiel sie auf -0,2 Prozent (für mehr Statistiken zum Thema siehe hier).
Schön und gut - doch wer hat denn nun die Befugnis, Geldscheine zu drucken und Münzen zu prägen?
„Rechtlich gesehen sind sowohl die EZB als auch die NZBen des Euroraums zur Ausgabe von Euro-Banknoten befugt“, heißt es auf der Seite der Europäischen Zentralbank. Tatsächlich seien die Notenbanken der Länder jedoch diejenigen, die „mit der Ausgabe und
dem Einzug von Euro-Banknoten betraut“ sind, da die EZB selbst über keine Hauptkasse verfüge und auch keine Bargeldgeschäfte betreibe. „Jede nationale Notenbank ist verantwortlich für – und trägt
die Kosten für – einen Anteil der jährlichen Produktion.“ Die Produktion der Euro-Münzen hingegen obliegt den nationalen Regierungen der Euro-Zone. Der Wert der insgesamt in Umlauf
gebrachten Münzen muss jedoch von der EZB genehmigt werden. Die Bundesbank beispielsweise kauft dem deutschen Staat die Münzen ab. Der Unterschied zwischen Nennwert und Herstellungskosten fließt
als Gewinn in die Haushaltskasse des Staates. Auch hier kann die Notenbank also keine Gewinne machen.
Umfang der Produktion
Die Notenbanken sind also für den Druck der Banknoten, die Staaten für die Prägung der Münzen zuständig. Doch in welchem Umfang wird gedruckt und geprägt? Die Maßgabe der EZB lautet wie folgt: „Die jährliche Produktion von Euro-Banknoten muss ausreichend sein, um erwartete
Anstiege in der Nachfrage zu decken.“ Im vergangenen Jahr wurden beispielsweise 85 Millionen 500-Euro-Scheine produziert. Zuständig dafür war die österreichische Notenbank. Währenddessen war die
Bundesbank 2014 alleinverantwortlich für die Produktion von 100- und 200- Euro-Scheinen, sowie mitverantwortlich für die Produktion von 50- und 20-Euro-Scheinen. Insgesamt wurden 2014 nach Angaben
der EZB sagenhafte 8.345 Millionen, also mehr als 8 Milliarden Banknoten hergestellt. Gesamtwert: 326.845 Millionen Euro.