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Das Jahr der Ziege
Am gestrigen Donnerstag haben auch die Chinesen das neue Jahr eingeläutet. Das Jahr des Pferdes ging zu Ende, und nun beginnt das Jahr der Ziege. Im abergläubischen China ist die Bedeutung der
Ziegenjahre etwas ambivalent. In diesen Jahren Geborenen wird ein eher unglückliches Leben prophezeit. Daher stieg vor dem Jahreswechsel die Anzahl der Kaiserschnitte rasant in die Höhe. Positive
Attribute der Ziegenjahre sind dagegen etwa reiche Ernten und Wohlstand. Allerdings haftet den vergangenen Ziegenjahren auch ein Makel an. 1991 und 2003 begannen etwa der Golfkrieg und der
Irakkrieg.
Allerdings ist die Neujahrszeit immer wieder ein guter Gradmesser dafür, wie China abseits der vielfach kolportierten Wachstumszahlen tatsächlich dasteht. Denn dann herrscht in China für etwa sechs
Wochen Ausnahmezustand, und das ganze Land ist auf den Beinen. Die chinesischen Behörden prognostizieren, dass es in diesem Jahr insgesamt wohl fast drei Milliarden Reisen mit Bahn, Bus, Flugzeug
und Auto geben wird. Vor etwa 20 Jahren waren es erst 800 Millionen. Interessant ist dabei auch zu beobachten, dass immer mehr Chinesen nicht mehr nur ihre Familien besuchen, sondern Auslandsreisen
unternehmen.
2015 werden vermutlich so viele Chinesen wie noch nie das Neujahrsfest außer Landes verbracht haben. Um rund 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr stiegen etwa die Buchungen in Nachbarländer wie
Südkorea oder Thailand. Auch Taiwan und die Malediven sind beliebt. Taiwan musste sogar die Ausgabe von Touristenvisa limitieren, um eine Überbuchung der Hotels zu vermeiden. So schlecht kann es
also um die Wirtschaft Chinas nicht stehen.
Ein ruhiges Wochenende wünscht Ihnen Jörn Kränicke, Chefredakteur