Exchange Traded Funds
“Wie viele ETFs braucht der Mensch in ineffizienten Märkten?”
“Wie viele ETFs braucht der Mensch in ineffizienten Märkten?” fragt sich Thomas Meyer zu Drewer, Geschäftsführer von Comstage, der ETF-Marke der Commerzbank in seinem Gastbeitrag:
Zugegeben, eine sehr trickreiche Frage! Eigentlich sind es sogar zwei Fragen. Nämlich erstens, sind Märkte überhaupt effizient oder ineffizient und zweitens, wie viele Exchange Traded Funds helfen Investoren?
Im landläufigen Verständnis werden passive Exchange Traded Funds meist mit einer Anlage in effizienten Märkten gleichgesetzt. Aber sind Kapitalmärkte nun “effizient” oder “ineffizient”?
Passive Anlagekonzepte wie ETFs verdanken ihre Entstehung der Beobachtung, dass es langfristig unmöglich erscheint, konsistent besser als der Markt zu sein. Im Zeitablauf sind dies selten mehr als
10 oder 20 Prozent aller Verwalter, abhängig von dem jeweiligen Markt. Selten sind es in aufeinanderfolgenden Jahren dieselben Fondsmanager, die dies schaffen.
Was ist die Erklärung dafür? Ein Grund ist die mögliche Effizienz von Kapitalmärkten.
Die „Efficient Market Hypothesis (EMH)“ geht auf ein Modell des amerikanischen Wissenschaftlers Eugen Fama aus dem Jahre 1964 zurück. Wie viele Modelle in der Finanzwissenschaft unterstellt die Effizienzmarkthypothese, dass Marktteilnehmer rational handeln, alle Informationen vollständig auswerten und diese sofort und ohne Kosten am Markt in Investments umsetzen. Unterschieden werden drei Formen der Effizienz:
>> Schwache Form: wenn Wertpapierkurse alle Regelmäßigkeiten vergangener Kurs- und Umsatzentwicklungen enthalten. Der Kursverlauf entspricht einem statistischen Zufallspfad
(Random Walk).
>> Halbstrenge Form: Wertpapierkurse enthalten alle öffentlich zugänglichen Informationen.
>> Strenge Form: Wertpapierkurse enthalten alle öffentlich und nichtöffentlich zugänglichen Informationen. Man kann nicht einmal als Insider Überrenditen erzielen.
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Doch stimmt die Annahme effizienter Märkte? Die Erkenntnisse der Verhaltenspsychologie haben die Effizienzmarkthypothese in den letzten Jahren in einem neuen Bild erscheinen lassen.
Vor allem psychologische Merkmale sind neben den rein ökonomischen ganz wesentlich für das Verständnis von Kapitalmärkten. Nur so lässt sich zum Beispiel erklären, dass Anleger Gewinne anders beurteilen als Verluste (Dispositionseffekt). Ausgangspunkt ist dabei der Einstandskurs von Wertpapieren in einem Portfolio. Während Gewinnerpapiere zu schnell veräußert werden, wird an Verlustbringern asymmetrisch länger festgehalten. Ein rein rationaler Investor würde sich in seiner Entscheidung nur von Prognosen über die zukünftige Entwicklung eines Vermögensgegenstandes leiten lassen.