Finanzkapitalismus
„Wir befinden uns in einer Vorkriegszeit“
In der gegenwärtigen ökonomischen Krise liegt das Potenzial kommender Kriege, betont der Berliner Germanistikprofessor Joseph Vogl. „Wir befinden uns in einer Vorkriegszeit“, sagte er mit Blick auf die zunehmende Einkommensungleichheit in den westlichen Gesellschaften. Erforderlich sei eine „zweite ökonomische Aufklärung, die sich gegen die Abhängigkeiten von der Finanzwelt wendet“.
Finanzregime und Gläubigerinteressen bestimmen Agenda
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Die Macht demokratisch gewählter Regierungen ist heute längst abgelöst worden von einer Herrschaft der Märkte, die eine globale Nebenregierung bildeten. Dies sei nicht zuletzt in der
Griechenlandkrise sichtbar geworden. „Die Agenda der Krisenpolitik wird ausschließlich vom Finanzregime und von Gläubigerinteressen diktiert“, zitiert der „Spiegel“ den Wissenschaftler, dessen
Analyse „Das Gespenst des Kapitals“ auch unter Ökonomen Anerkennung fand. Sein neues Buch „Der Souveränitätseffekt“ erscheint nächste Woche. Es sei eine „liberale Legende“, so Vogl, dass der Staat
die Märkte bändigen könne. „Finanz- und Regierungsmacht waren historisch immer zwei Seiten derselben Medaille.“